Das Antikenmuseum wird umgekrempelt

Der neue Direktor des Antikenmuseums Basel und Sammlung Ludwig heisst Andrea Bignasca. Der jetzige Vizedirektor will ab dem 1. Januar 2013 für frischen Wind in den alten Mauern sorgen.

Andrea Bignasca wird neuer Direktor im Antikenmuseum. (Bild: Nils Fisch)

Der neue Direktor des Antikenmuseums Basel und Sammlung Ludwig heisst Andrea Bignasca. Der jetzige Vizedirektor will ab dem 1. Januar 2013 für frischen Wind in den alten Mauern sorgen.

Regierungspräsident Guy Morin präsentierte am Mittwochmorgen den Medien für den Posten der Leitung des Antikenmuseums einen alten Bekannten: Andrea Bignasca, bisheriger Vizedirektor, wird ab 2013 den Direktorenstuhl von Peter Blome übernehmen. Über die Wahl des 50-jährigen Tessiners zeigte sich Morin äusserst erfreut – er habe nicht nur durch seine Ideen und seine Person, sondern auch «durch seine mediterrane Art» überzeugt.

Bignasca steht bei seinem Amtsantritt vor einigen Herausforderungen: Das Antikenmuseum kämpft mit schwindenden Besucherzahlen und steigendem Desinteresse. Wie auch die alten Sprachen an den Schulen einen schweren Stand hätten, sagt Bignasca, gebe es auch im Falle der antiken Kunst Vermittlungsprobleme. Diese würden durch die intellektuellen Inhalte, die es zu vermitteln gebe, verstärkt. Es gelte, sich in einer immer schnelllebigeren Eventgesellschaft zu behaupten. Das Museum müsse sich deshalb zwingend neu ausrichten, sind sich Regierungspräsident, Museumskommission und der neue Direktor einig: Das Kunstmuseum der Antike soll zum Kulturmuseum mit thematischer Ausrichtung werden.

Bignasca deutscht dies gleich selber aus: Man müsse Abschied nehmen vom Althergebrachten. Kulturgeschichtliche Abteilungen, Gattungen, Chronologien und kunsthistorische Betrachtungen würden weniger wichtig. «Wir müssen uns auf Kernthemen konzentrieren, die auch heute noch Relevanz haben», so Bignasca. «Themen wie Macht, Kommunikation, Sport, Religion oder Mythos. Dabei dürfen wir gerne auch provokativer werden.» Diesem Konzept sollen nicht nur Sonderausstellungen unterworfen werden, sondern auch die Dauerausstellungen. «Wir brauchen eine neue Inszenierung», sagt Bignasca, «Auch diese soll einen Aktualitätsbezug haben. Wir wollen mit der Antike Gegenwartsgeschichte betreiben.» Die Forschung solle aber trotzdem nicht vernachlässigt werden, und auch das kritische Hinterfragen nicht.

Neues Domizil?

«Die Vergangenheit ist vergangen, es war sehr schön», hatte Bignasca zehn Minuten zuvor seine Rede eingeleitet. Nur stehe eine neue Phase bevor. Diese Phase wird das Antikenmuseum wohl auch in ein neues Haus führen. Seit langem ist ein Umzug in den Berri-Bau angedacht, ins jetzige Domizil des Naturhistorischen Museums. Dieses soll – so die Idee der Regierung – in einen Neubau beim Bahnhof St. Johann zügeln. «Der Grundsatzentscheid der Regierung jedoch steht noch aus», sagt Guy Morin. Allerdings soll er in den nächsten Wochen gefällt werden.

Für Bignasca heisst dies jedoch in jedem Fall, dass die Neukonzeption des Antikenmuseums noch im alten Gebäude stattfinden muss. «Ich kann ja nicht acht oder zehn Jahre schlafen und warten», erklärt er. Denn so lange wird es mit Sicherheit noch dauern, bis ein Umzug stattfinden könnte. Bis dahin bleibt zumindest, was die Räumlichkeiten angeht, ein Stein auf dem anderen.

Zur Person
Dr. Andrea Bignasca ist 1962 in Soregno bei Lugano geboren. Er hat an der Universität Basel Klassische Archäologie, Italienische Literaturwissenschaft und Griechische Philologie studiert. Nach längeren Forschungsaufenthalten in Griechenland, Italien, Israel und Jordanien und seiner Dissertation amtete er seit 1997 als Vizedirektor des Antikenmuseums Basel und Sammlung Ludwig und hat dort und auswärts mehrere Ausstellungen kuratiert. Seit 2005 arbeitet er zudem als Dozent an der Universität Basel.

 

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