Corinna Belz ist mit «Gerhard Richter Painting» ein eindringliches Portrait eines unnahbaren Künstlers gelungen. Eines Mannes, der lieber fern vom Rampenlicht steht – für einmal aber mittendrin.
Die Bilder machen, was sie wollen. Der Pinsel führt den Künstler, nicht umgekehrt. Bei Gerhard Richter sind es dicke, breite Malerpinsel, die bunte Farbe pastos auf die Leinwand auftragen. Hoch konzentriert arbeitet der Maler, und wenn die Bilder auch machen, was sie wollen, so geschieht doch nichts zufällig.
Am 9. Februar wird Gerhard Richter seinen 80. Geburtstag feiern. Geboren in Dresden, wohnt er seit 1961 in der Nähe von oder direkt in Köln. Ein politischer Flüchtling sei er gewesen, erzählt er im Dokumentarfilm «Gerhard Richter Painting», der am 16. Dezember in die Schweizer Kinos kommt. Als solcher habe er nie zurück gekonnt in die DDR, was ihm nicht bewusst gewesen sei. Er habe seine Eltern nie wieder gesehen. Und in seine Augen stehlen sich Tränen, die der Maler gerade noch zurückhalten kann.
In der DDR, bei einem Lehrer, der kein Heiliger gewesen sei wie für andere Schüler etwa der Lehrer Beuys, sondern ein ganz normaler Lehrer, habe man ihn auf den sozialistischen Realismus getrimmt. Im Westen sei es dann der kapitalistische gewesen. Ähnlich dem Fotorealismus malte er immer wieder Zeitungs- und Magazinausschnitte nach, verwischte sie leicht, so dass sie ihre charakteristische Unschärfe erhielten. Ständig aber wechselte er seinen Stil. Figürlich, abstrakt, bunt, schwarz-weiss, nichts war und ist ihm fremd. Er sei ein Meister des permanenten Stilwechsels, konnte man auch schon lesen.
Ruhm und Rummel
Der Film von Corinna Belz zeigt vor allem einen ruhigen Mann. Einen, der sich beklagt, dass er vor lauter Ruhm und Rummel nicht zum Malen kommt. Der sich an Pressekonferenzen am liebsten verdrücken will. Und sich deshalb, wenn immer möglich, in sein Atelier zurückzieht – riesige, weisse Räume mit grossen Leinwänden, die bespielt werden wollen. Zwei Assistenten mischen die Farbe für den Meister, damit sie nicht klumpt, wenn er sie grosszügig mit einem mehrere Zentimeter bis fast zwei Meter langen Spachtel teils unter höchster Anstrengung über die überlebensgrossen Wände zieht. Ein sinnlicher, haptischer Vorgang. Die Spachtel putzt Richter selber.
Die Kamera störe ihn beim Malen, richtet er der Regisseurin einmal aus. «Dann geh ich anders», sagt er. Malen ist etwas Heimliches, es sucht keine Zuschauer. Die Filmkamera versucht deshalb Mäuschen zu sein, sie zeichnet ruhig auf, meist ohne Zwischenfragen der Kamerafrau. Der Zuschauer hört die Malgeräusche, das Streichen des Pinsels, das Schaben des Spachtels. Stille.
Künstlerbiografien werden gerne verfilmt. Welches sind die schönsten, besten, originellsten Filme? Ein paar haben wir ausgesucht und in unsere «Listomania» gestellt.