Der ehemalige Vorsteher des Präsidialdepartements, Guy Morin, und sein Kulturchef Philippe Bischof hatten eine Mission: Das Historische Museum Basel sollte zum Haus der Geschichte umgewandelt werden. Mit dieser Neuausrichtung wurde die luxemburgische Historikerin Marie-Paule Jungblut betraut, die in ihrer kurzen Direktionszeit aber inhaltlich kaum zu überzeugen wusste und das Haus finanziell in ein kleines Desaster führte.
Wunderbare Holzskulpturen
Der neue Direktor Marc Fehlmann will das Museum ebenfalls für zeitgeschichtliche Basler Themen öffnen: Eine mehr oder – eher – weniger liebevoll eingerichtete Vitrine im Hauptschiff der Barfüsserkirche mit einem Tennisschläger von Roger Federer samt signiertem Ball deutet in diese Richtung. Gleichzeitig will Fehlmann aber auch die grossen Schätze aus der Museumssammlung besser und ausführlicher zur Geltung bringen. Damit vollzieht er einen Schritt zurück in die Vergangenheit des Museums als kultur- und kunsthistorische Institution.
Im Chor der Barfüsserkirche, in dem einst sakrale Kunst ausgestellt war, sind nun also in einer neuen Dauerausstellung wieder Bildwerke der mittelalterlichen Kirchenkunst zu sehen: wunderbare Holzskulpturen von Heiligen und den ganz Heiligen (Jesus und Maria) sowie prächtige Altartafeln mit dem grossen Calanca-Altar als zentraler Höhepunkt. «Glaubenswelten des Mittelalters» heisst die neue Dauerausstellung.
Die präsentierten Objekte verweisen aber nicht nur auf die Glaubensgeschichte, sondern auch auf die Geschichte des Museums, wie Fehlmann am Medienrundgang erklärte.
Das Historische Museum Basel ist in seinem Ursprung nämlich das Resultat einer Niederlage. Zusammen mit Zürich und Bern trat Basel im 19. Jahrhundert zum Wettstreit um den Standort des neuen Landesmuseums an. «Die Basler streiften in einer regelrechten Staubsaugermentalität durch die Schweiz und kauften an sakraler Kunst auf, was gerade verfügbar war», sagte Fehlmann.
Das Landesmuseum wurde bekanntlich in Zürich gebaut, Basel erhielt dafür eine bedeutende Sammlung sakraler Kunst aus dem Mittelalter, in der sich aber verhältnismässig wenige Objekte aus Basel befinden. Auffallend viele Werke stammen aus Graubünden – die dortigen Kirchgemeinden waren offensichtlich besonders verkaufsfreudig.
Die neue Ausstellung im Chor ist auf der einen Seite ein Must für Liebhaber mittelalterlicher Objektkunst, die im Kunstmuseum eher ein Nischendasein fristet. Die Präsentation will aber noch mehr. «Wir wollen den Menschen, die mehrheitlich keiner Kirche mehr angehören, die Glaubenswelten erklären», sagte Fehlmann. Der Fokus liegt dabei klar auf dem christlichen Glauben. Das Fragment eines alten jüdischen Grabsteins weist aber auch darauf hin, dass die jüdische Gemeinde in Basel – zumindest bis zum Progrom im Jahr 1349 – eine wichtige Rolle spielte.