Das Historische Museum packt sein Tafelsilber aus

Das Historische Museum Basel hat seine Gold- und Silberschätze ausgepackt und zeigt sie in einer glanzvollen und prächtigen Ausstellung im Museum für Wohnkultur.

Die heilige Ursula aus dem Münsterschatz in sakraler Umgebung

(Bild: Dominique Spirgi)

Das Historische Museum Basel hat seine Gold- und Silberschätze ausgepackt und zeigt sie in einer glanzvollen und prächtigen Ausstellung im Museum für Wohnkultur.

Es ist, als ob die Stossgebete der Museumsbesucher, die sich prachtvollere Ausstellungen herbeigesehnt hatten, erhört wurden: Ein Trinkkelch in Form eines Dreimasters in Silber und Gold, die golden glänzende Reliquiar-Büste der heiligen Ursula, unzählige Trinkgefässe in Form von Tieren oder sagenhaften Szenerien, edle Vereinspokale und eine festlich gedeckte Tafel: Mit rund 300 Objekten aus der eigenen Sammlung und aus Privatbesitz vermittelt das Historische Museum Basel im Museum für Wohnkultur einen ebenso glanzvollen wie prächtigen Überblick über 700 Jahre Goldschmiedekunst.

«Silber & Gold» ist die erste Ausstellung nach dem Abgang der Direktorin Marie-Paule Jungblut. Aber mit der Personalie hat die Rückkehr zur musealen Erhabenheit nichts zu tun. Denn die von Sabine Söll-Tauchert kuratierte Ausstellung ist, wie Interimsdirektorin Gudrun Piller beim Medienrundgang sagte, ein Projekt aus Jungbluts Direktionszeit. Und Jungblut habe massgeblich dafür gesorgt, dass die prächtigen Ausstellungsobjekte in einem ästhetisch überzeugenden und sinnlich ansprechenden Rahmen gezeigt werden können.

Überzeugende Ausstellungs-Szenografie

Tatsächlich ist das Museum für Wohnkultur, das früher Haus zum Kirschgarten hiess, kaum mehr wiederzuerkennen. Die Szenografen des Pariser Studios Adeline Rispal haben gewissermassen ein neues Museum ins alte Museum gestellt. Mit Lichtinszenierungen und aufwendig gestalteten Podesten und Vitrinen haben sie in zehn Räumen Umgebungen geschaffen, in denen die Objekte so richtig schön zur Geltung kommen.

Und gut gesichert sind. Denn das viele Silber und Gold, das den Besuchern entgegenblitzt, muss zwangsläufig von allfälligen Begehrlichkeiten geschützt sein.

Kirchenschätze im Kerzenmeer

Einer der Höhepunkte der Ausstellungspräsentation ist der Saal, der den sakralen Kultobjekten gewidmet ist: Teile des Münsterschatzes aus dem 13. bis 15. Jahrhundert sowie weitere Goldschmiedearbeiten aus späteren Zeiten ragen aus einem Meer von Kerzen empor. Der diffuse und warme Schimmer der (Kunst-)Kerzen taucht den Raum und die prachtvollen Objekte in ein mystisches Licht.

Ein weiterer Höhepunkt ist der Saal, der den Titel «Tafelfreuden» trägt. Quer durch den Raum zieht sich eine lange, weiss gedeckte Tafel, die in der Mitte von einem leicht abgewinkelten Durchgang durchbrochen ist. Auf der Tafel sind wie für eine Parade der Tischpreziosen zahlreiche edle Becher, Trinkspiele und Kerzenleuchter aus dem 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert aufgereiht. Sie zeigen auf, dass die Wünsche der Auftraggeber und die Kreaktivität der Goldschmiede schier grenzenlos waren.

Gedeckte Tafel hinter Gittern

Einen speziellen Rahmen haben sich die Ausstellungsszenografen für die prachtvoll gedeckte Tafel vornehmer Basler Bürger aus dem 18. Jahrhundert einfallen lassen. Sie steckten den Tisch im schönen blauen Salon des Hauses zum Kirschgarten in einen ovalen Käfig, wie wenn es darum ginge, die Besucher vor der Manifestation wohlbestückter Esskultur zu schützen.

In der gesamten Ausstellung sind in erster Linie Objekte aus dem sakralen Umfeld und der Tafelkultur zu sehen. Schmuckstücke, die natürlich ebenfalls zu den Hauptgebieten der Goldschmiedekunst zu zählen sind, sind nur einige wenige zu finden. Das liegt vor allem daran, das sie in der Sammlung des Historischen Museums eine eher untergeordnete Rolle spielen.

Präsentation eines Forschungsprojekts

Die Ausstellung zeigt hauptsächlich Goldschmiedearbeiten, die in Basel entstanden sind. Basel, so die Ausstellungsmacher, sei über Jahrhunderte hinweg ein herausragendes Zentrum der Goldschmiedekunst gewesen, das weit über die Grenzen der Stadt hinausgestrahlt habe. Die Ausstellung führt die Besucher auf eine kunsthistorische Zeitreise, die im 13. Jahrhundert beginnt und bis in die Gegenwart führt.

Und nicht nur das: In einem Raum wird unter anderem mit Entwurfszeichnungen, mit Gussformen und mit dem Arbeitsplatz eines Goldschmieds auch aufgezeigt, wie die prachtvollen Objekte entstanden sind.

«Silber & Gold» ist auch die museale Präsentation eines langjährigen Forschungsprojekts, mit dem die herausragende Basler Goldschmiedekunst aufgearbeitet wurde. 2013 und 2014 sind zwei Publikationen mit den Resultaten dieser Forschungsarbeit erschienen, darunter ein schwergewichtiger Werk-Katalog.
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«Silber & Gold». Bis 3. April 2016 im Historischen Museum Basel, Museum für Wohnkultur, Elisabethenstrasse 27–29. Die Ausstellung wird mit einem reichhaltigen Rahmenprogramm begleitet. Unter anderem werden die Besucher an bestimmten Terminen einem Goldschmied über die Schulter blicken können.

 

 

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