Das Schweizer Fernsehen mischelt weiter mit der IFPI

Obwohl die Hitparade noch immer unter Manipulationsverdacht steht, geht das Schweizer Fernsehen bereits die zweite grosse Partnerschaft mit dem kritisierten Branchenverband IFPI ein.

Polo Hofer an den Swiss Music Awards 2011 (Bild: KEYSTONE/Walter Bieri)

Die Hitparade steht noch immer unter Manipulationsverdacht. Das Schweizer Fernsehen geht indessen die zweite grosse Partnerschaft mit dem kritisierten Branchenverband IFPI ein. «SF zwei» strahlt im März die Swiss Music Awards zur besten Sendezeit live aus.

Die Swiss Music Awards haben Grund zu frohlocken: Die fünfte Ausgabe des Branchenpreises wird erstmals live im Fernsehen ausgestrahlt, auf «SF zwei» zur besten Sendezeit, wie die Organisatoren heute mitteilten. Die Zusammenarbeit verdient eine genauere Betrachung.

Organisatorin der Swiss Music Awards ist die IFPI, der Branchenverband der Schweizer Phonoindustrie, in dem vor allem die Schwergewichte unter den Musiklabels, die sogenannten Majors das Sagen haben. Jene IFPI, gegen die aktuell eine Untersuchung der Wettbewerbskommission (WEKO) läuft, unter anderem wegen einer möglichen Manipulation der «offiziellen Schweizer Hitparade», die jeweils am Sonntag von «Radio DRS3» ausgestrahlt wird.

Die zweite grosse Plattform für die Major-Labels

Auch die Preise an den Swiss Music Awards werden weitgehend basierend auf Verkaufszahlen von Tonträgern vergeben. Verantwortlich für die Auswertung ist dieselbe Firma, die im Auftrag der IFPI auch die «offizielle Schweizer Hitparade» erstellt, die Media Control AG in Zürich.

SRF gibt also auch dem zweiten grossen Marketinginstrument IFPI eine prominente Plattform, noch bevor die Vorwürfe gegen die Hitparade geklärt sind. Michael Schuler, der verantwortliche Musikredaktor bei SRF, sieht darin kein Problem. Über die Pressestelle lässt er ausrichten: «Die Swiss Music Awards sind ein etablierter gesellschaftlicher Anlass, welcher vor allem heimischem Musikschaffen Rechnung trägt. Zudem hat SRF zu diesem Zeitpunkt keine Kenntnis davon, dass die Swiss Music Awards Teil der WEKO-Untersuchung sind.» Auf konkrete Fragen der TagesWoche wollte er nicht eingehen.

Bereits in den Diskussionen um die Hitparade war die Rolle von Michael Schuler kritisiert worden. Schuler war vor seiner Anstellung bei SRF in verschiedenen Positionen für die beiden Major Labels Universal und Sony BMG tätig. Bei der letzjährigen Ausgabe der Swiss Music Awards gewannen diese beiden Labels zusammen sieben der zehn Preise.

Artikelgeschichte

24.11., 13:51 – Artikel um die Stellungnahme von Michael Schuler ergänzt.

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