Im Museum moderner Kunst in Wien wurde am Donnerstag einer der Baloise Kunstpreise übergeben: Die Museumsdirektorin freute sich über eine Installation von Alejandro Cesarco. Die Zukunft des Preises allerdings ist ungewiss.
Jedes Jahr seit 13 Jahren, wenn das Comittee der «Art Basel» die Galerien ausgewählt hat, die im Sektor «Art Statements» eine junge künstlerische Position präsentieren dürfen, beginnt die Arbeit für die Jury der Baloise, aus den Ausgewählten ihrerseits die besten zwei Positionen herauszupicken und diesen den Baloise-Kunstpreis zu überreichen. Diese Arbeit sei keine leichte gewesen, versicherte Karola Kraus, Jurymitglied und Direktorin des Museum moderner Kunst und Stiftung Ludwig (Mumok) in Wien am Donnerstag.
In der Jury sass die Wiener Museumsdirektorin, weil ihr Museum seit sieben Jahren jeweils eines der Werke erhält, die an der Art ausgesucht werden. Das andere Werk geht seit 13 Jahren an die Hamburger Kunsthalle.
Am Donnerstag nun war es wieder soweit: Karola Kraus durfte eine Ausstellung eröffnen, die ohne die Baloise nicht möglich geworden wäre. Der Künstler, der 2011 an den «Art Statements» ausgezeichnet wurde, ist Alejandro Cesarco. Der in New York lebende Urugayer macht es dem Betrachter nicht einfach – und auch der Journalistin nicht, die sich den Titel seines ausgezeichneten Werkes zu merken versucht: «The streets were dark with something more than night or the closer I get to the end the more I rewrite the beginning» heisst die Installation aus Fotografie, Text und Ton.
Wir kürzen es nun frech ab und nennen es fortan «The streets», sonst kommen wir nirgendwo hin. «The streets» jedenfalls nimmt sich des Genres der Detektivgeschichte an, und auch der Betrachter braucht etwas kriminalistisches Gespür, um der komplexen Installation gerecht zu werden. Inspririert von den Grossen der Konzeptkunst wie Lawrence Weiner oder Marcel Broodthaers, greift er auch gerne auf Zitate literarischer Grössen oder Filmikonen wie Hitchcock oder Godard zurück.
Grundsätzlich geht es in Cesarcos Oeuvre immer um die Beziehung zwischen Wort und Bild, zwischen Sagbarem und Sichtbaren. Diese muss der Betrachter aber selbst ergründen, der Künstler liefert nur das Gerüst dazu.
Ungewisse Zukunft
Dass ein Kunstpreis einer Versicherung an ein derart sperriges Werk geht, mag überraschen. Doch er ist verdient, und Karola Kraus, deren Museum über eine grosse Sammlung von Konzeptkunst verfügt, darf sich zurecht freuen. Doch schliesslich hat sie bei der Wahl auch kräftig mitgeholfen, wie sie gesteht.
Wielange das Mumok noch in den Genuss von Baloise-Kunstpreisträgern kommt, steht hingegen in den Sternen. Zwar ist der Kunstpreis an sich bei der Konzernspitze um Verwaltungsratspräsident Andreas Burckhardt keineswegs umstritten – man schätze diese Form des Kultursponsorings sehr. Doch man müsse sich auch überlegen, ob eventuell bei den beschenkten Museen einmal ein Wechsel anzudenken sei, sagt Burckhardt. Und das könnte das Mumok ebenso wie die Hamburger Kunsthalle betreffen, die ja bereits seit Anbeginn dabei ist.
Erschwerend aber kommt hinzu, dass die «Art Basel» im Moment die Zusammenarbeit mit der Baloise überdenkt, die seit den ersten «Art Statements» den Sektor unterstützt. Schon vor einem halben Jahr war zu hören, dass das Engagement der Baloise fast vor seinem Ende gestanden wäre – kurzfristig entschied sich die Kunstmesse noch um und verlängerte den Vertrag mit dem regionalen Partner bis ins Jahr 2013. Was nachher kommt, das weiss allerdings niemand.
- Wer zufällig nach Wien reist, kann Alejandro Cesarcos Installation im Mumok noch bis zum 13. Januar 2013 ansehen gehen.