Das Vermächtnis von George Gruntz

Vor einem Jahr, am 10. Januar 2013, ist George Gruntz gestorben. Seine letzte, posthum erschienene CD, «News Reel Matters», erinnert an das einzigartige Schaffen des grossen Basler Jazzmusikers.

George Gruntz hinterlässt mit seiner CD einen berührenden Abschiedsgruss. (Bild: Röné Bringold)

Vor einem Jahr, am 10. Januar 2013, ist George Gruntz gestorben. Seine letzte, posthum erschienene CD, «News Reel Matters», erinnert an das einzigartige Schaffen des grossen Basler Jazzmusikers.

«News Reel Matters» lässt sich nicht so einfach übersetzen. Ein Rückblick von Bedeutung kommt am ehesten hin – vor allem, wenn man sich das Titelstück der gleichnamigen CD anhört, die die letzte von George Gruntz sein sollte. Und die einige Monate nach seinem Tod erschienen ist.

Es ist eine CD, die, wenn es nach Meinung der Ärzte des damals schwerkranken Jazz-Mannes gegangen wäre, gar nie hätte produziert werden können. Es war Ende November 2012. Gruntz hatte sein letztes CD-Projekt mit seiner Concert Jazz Band im Kopf und Leib und liess sich von nichts davon abbringen, noch einmal nach New York zu reisen, um seine Arrangements zu dirigieren.

Das Vermächtnis einer einzigartigen Karriere

Sein Sohn, Felix Gruntz, hatte für die Aufnahmen in den berühmten Avatar Studios einen vorsorglichen Ersatzmann in der Hinterhand. Doch diesen brauchte es nicht. George führte seine Bigband sicher durch die Aufnahmen. Nur den Piano-Part, den er bei der Abmischung später in Bonn eingespielen wollte, musste ein anderer übernehmen. Gruntz starb am 10. Januar 2013. Sein Freund Vladislav Sendecki sprang ein.

Auf dem Titelstück «News Reel Matters» ist Gruntz aber doch zu hören. In der Aufnahme des Jazz-Standards «On the Sunny Side of the Street», einer Einspielung vom Newport Jazz Festival 1958, als das junge Basler Jazz-Talent am Piano den grossen Louis Armstrong begleitete. Ein paar Takte Swing-Nostalgie klingen an, die dann aber zunehmend von der Concert Jazz Band überlagert werden, von Gruntz‘ Big Band, die den Standard auf bestechende Art in die Musikgegenwart überführt.

Ausblick und Hommage

Es ist neben den kurzen Hommage-Einspielungen von Sendecki aber der einzige geschichtliche Rückblick auf der CD, die ganz und gar den zeitgemässen Geist von Gruntz‘ Covert Jazz Band verströmt, der so wichtige Musiker angehörten wie etwa der Posaunist Ray Anderson. Oder Jeff Stockham, der das schwierige Solo in Horace Silvers «Nutville» bewundernswert und auf verblüffend faszinierende Art auf dem Waldhorn (!) dahinschmettert.

Die letzte CD ist aber auch Zeichen dafür, dass der Grand Old Man des Jazz auch in seinen letzten Momenten wach blieb für die Musik der Zeit. «Missing Kissing» lautet der Titel eines Stücks, dessen Komponist ebenfalls den Namen Gruntz trägt. Aber nicht George zum Vornamen hat, sondern James: der junge Basler Postpop-Musiker James Gruntz, der nur entfernt mit seinem Namensvetter verwandt ist.

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George Gruntz Concert Jazz Band: «News Reel Matters», MGB Jazz, Musiques Suisses

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