Den Leuten die Musik zum Frass vorwerfen

Basler und Berliner Jazzer haben sich für die Konzertreihe «Brot und Spiele» verbündet. Auf arrivierte Clubszene haben sie keine Lust und rocken daher charmante Locations in der Feldbergstrasse.

Kein Bund fürs Leben aber doch für eine Konzertreihe: Der Bund MBPK führt Schweizer und Berliner Musiker zusammen, die sich nicht in herkömmliche Musikrichtungen einordnen lassen. Hier Benjamin Weidekamp (links) und Kaspar von Grünigen. (Bild: Hansjoerg Walter)

Basler und Berliner Jazzer haben sich für die Konzertreihe «Brot und Spiele» verbündet. Auf arrivierte Clubszene haben sie keine Lust und rocken daher charmante Locations in der Feldbergstrasse.

Kaspar von Grünigen und Marco von Orelli leben in Basel, Benjamin Weidekamp und Philipp Gropper aus Berlin sind als Residents der Stiftung Markgräfler Hof ebenfalls hier, und alle haben etwas gemeinsam: Die Musik, die sie machen, sperrt sich gegen die gängigen Kategorien. Sie kommt aus dem Jazz, geht Richtung Pop, nimmt Anleihe an der Neuen Musik. Teils sind die Stücke von vorn bis hinten komponiert, teils völlig frei improvisiert.

Auch wenn wir in Zeiten der Stilfusionen leben, diese vier Musiker sitzen zwischen den Stühlen, welche die Konzertwelt anzubieten hat. Also schlossen sie den Bund MBPK und gleisten die Konzertreihe «Brot und Spiele» auf. Nach dem Motto: Nicht lang Klinken putzen, sondern selber Räume schaffen.

«In der Gare du Nord kommt eher neue Musik aufs Programm, im Bird’s Eye Jazzclub haben progressive Sachen auch nur einmal die Woche Platz», sagt der Bassist Kaspar von Grünigen (31) bei unserer Begegnung in der Mitte. Und dazu Benjamin Weidekamp (36, Saxophon und Klarinette) – er hat einen schweren Koffer dabei und ist auf dem Sprung nach Berlin:«Ich will niemandem ans Bein pissen. Aber in den Jazzclubs, die ich in meinem Leben gesehen habe, würde ich auch keinen Abend verbringen wollen. Sie sind nicht gemütlich. Und es gibt kaum einen Clubbetreiber unter 40.»

Veranstaltungen aus einem Guss

Dass dieser Sound, für dessen Bezeichnung sich die beiden auf Creative Jazz einigen, in Basel nicht wirklich eine Heimat hat, ist also keine Not. Die Musiker haben ein anderes Ambiente vor Augen, als man es auf den bestehenden Bühnen findet.

Am Samstag den 19. Oktober laden sie ins Taktil, einen hippen Kleiderladen in der Feldbergstrasse. Kaspar von Grünigen selber wohnt in diesem Haus. Laufpublikum ist erwünscht, Bier vorhanden. «Wer nach einer halben Stunde genug hat, geht raus eine rauchen und kommt vielleicht wieder», sagt Grünigen. Die Bar machen die Musiker selber, sogar von Brotbacken war die Rede. «Wir sind Manager, Veranstalter und Musiker in einem», sagt Weidekamp. «Wir haben keinen Bock auf elitäre Konzertstimmung. Wir sind normale Typen und gehen daher an die Orte, an denen wir selber leben.» Grünigen findet dazu fast noch die schöneren Worte: «Wir sind Leute aus Fleisch und Blut und werfen den Zuhörern die Musik zum Frass vor.»

Mut zur Nische

Im Dezember kommt dann die Ladybar dran. An jedem der Abende spielt eine Formation, die sich schon kennt, und eine, die so noch nie zusammenkam. Der Bund hat dazu weitere Musiker aus Köln und der Deutschschweiz auf dem Plan, vor allem auch aus Zürich. 

Creative Jazz in all seinen Ausformungen ist eine Nische. Das Publikum ist vorhanden, aber klein. «Das ist nichts Negatives», sagt Weidekamp. «Man muss sich unsere Musik reinziehen wollen. Aber das ist bei Ulysses von Joyce nicht anders. Und zugleich: Wir machen Entertainment.»

  • «Brot und Spiele» mit Marco von Orelli (tp), Philipp Gropper (ss, ts), Olaf Rupp (g), Kaspar von Grüningen (b), David Meier (dr) sowie anschliessend dem Benjamin Weidekamp Quartett.
  • Samstag, 19. Oktober, 20:30, Taktil, Feldbergstrasse 39
  • weitere Konzerte siehe auf der homepage von Bund MBPK

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