Eine seltsame Kombination: Am Sonntag sangen Alice Cooper und Stefanie Heinzmann an der AVO Session Basel. Während das Walliser Stimmwunder auf gute Laune setzte, bot der Prinz des Horrors eine theatralische Geisterbahnfahrt.
Stefanie Heinzmann wirkt zu Anfang ihres Auftritts im Basler Musical Theater verhalten und hölzern. Ihre Stimme ist dünn und geht im Gewumme der Bassdrum beinahe unter. Die Begleitband The Fonky Fonks spielt den Funk souverän und punktgenau. Während der Perkussionist im Hintergrund dauergrinsend abgeht wie ein Zäpfchen, beissen sich vorne Stefanies Hip-Hop-Gebärden und ihr In-die-Knie-geh-Walk mit der funky Music.
Schwerer Start für Stefanie Heinzmann
Das Publikum, mehrheitlich der Elterngeneration von Heinzmann zuzuordnen, beobachtet das Treiben auf der Bühne aufmerksam und statisch. So hat die Walliserin alle Hände voll zu tun, um ihnen Leben einzuhauchen. Das gelingt erst nach mehreren Animationsversuchen zum Mitsingen oder Schwenken der von der AVO Session installierten elektrischen Kerzen: Der funky Funke springt schliesslich über, die Leute erheben sich von ihren Sitzen und klatschen wie wild nach jedem Song.Gegen Ende des einstündigen Sets dringt auch endlich ihre Stimme kraftvoll und energetisch aus ihrer Kehle. So macht Soul endlich Spass.
Was man sich aber gewünscht hätte: Mehr Abwechslung im Sprachrepertoire: Selbst unsere Sitznachbarn begannen sich mit der Zeit darüber lustig zu machen, weil Heinzmann die Worte «Dankeschön!», «so schön!» oder «wunderschön!» unentwegt von sich gab. Als Profi dürfte sie ihren Wortschatz gerne erweitern.
Geisterbahnfahrt auf dem Jahrmarkt
Ein Mann der wenigen Worte, dafür mit über 40 Jahren Showbiz-Erfahrung auf dem Buckel, ist Alice Cooper. Der Schockrocker, bekannt geworden durch seine wegweisenden aufwändigen Bühnenshows, lässt nichts anbrennen. Durch einen Funkenregen betritt er die Bühne, welche einer Geisterbahn auf der Messe nebenan gleicht. Während des Konzerts plündert Cooper ein ganzes Arsenal an Requisiten, darunter Degen, Reiterpeitsche, Perlenketten, Zwangsjacke und eine blutverkrustete Krücke.
Mit seinen 64 Jahren fegt der Altmeister des Horrors über die Bühne, als sei der Teufel in ihn gefahren. Seine Stimme hat nichts an Kraft eingebüsst, und seine Mitmusiker verstehen ihr Handwerk. Der Sound klingt sauber und kräftig. Die treusten Alice-Cooper-Fans versammeln sich bald vor der Bühne, sie tragen Lederjacken und haben die Augen schwarzbemalt. Während des Heinzmann-Konzerts suchte man sie im Saal noch vergeblich zu erspähen.
Krawatte und Lederjacke in Harmonie vereint
Auch das restliche Publikum erhebt sich von den Sitzen und manche Krawattenträger gesellen sich gar zum Pöbel vor die Bühne. Cooper packt derweil alle seine Hits aus dem Handgepäck, darunter Handgepäck, darunter «No More Mr. Nice Guy», «Feed My Frankenstein» und «Poison». Das Publikum quittiert es mit frenetischem Klatschen und extatischem Kopfnicken. Als Zugabe gibt es noch den Klassiker «School’s out», inklusive Abschuss von Girlanden, Konfetti und Seifenblasen in die Menge.
Und welcher Eindruck bleibt von dieser eigenartigen Kombination, das Soulmädchen und den Schockrocker am selben Abend zu programmieren? Es ging deshalb einigermassen gut auf, weil viele der damaligen Cooper-Fans heute gutbürgerlich geworden sind und auch gerne mal dem braven Schweizer Mädchen mit der Soulstimme lauschen.