Der Architekt und seine Häuser

Hans Zwimpfer heisst der Architekt der Häuser Peter Merian und Jacob Burckhardt beim Bahnhof SBB. In einem Buch erzählt er deren Geschichte.

Das Jacob Burckhardt Haus bei Nacht. (Bild: Keystone)

Hans Zwimpfer heisst der Architekt der Häuser Peter Merian und Jacob Burckhardt beim Bahnhof SBB. In einem Buch erzählt er deren Geschichte.

23 Jahre: Eine stolze Zeit für ein Architekturprojekt von der ersten Idee bis hin zur Vollendung. Beim Peter Merian Haus und dem Jacob Burckhardt Haus verstrich genau diese Zeitspanne, von 1986 bis 2003, bis schliesslich beide Häuser standen. Da brauchte es eine klare Linie in der Planung, einen roten Faden, wie Architekt Hans Zwimpfer sagt. So hat er denn auch gleich das Buch betitelt, das die Geschichte der beiden prägnanten Bauten beim Bahnhof SBB detailgetreu und in sehr persönlichen Worten und Voten nachzeichnet.

Behördengänge, planungsrechtliche Schwierigkeiten, politische Entscheide, Umstrukturierungen bei den beteiligten Partnern Post und SBB: Der Architekt Hans Zwimpfer schildert in unverblümtem Stil die Entstehungsgeschichte der Häuser. Dabei spart der Architekt auch nicht an Kritik an beteiligten Ämtern und Personen – meist, ohne Namen zu nennen, wenn diese auch sattsam bekannt, beziehungsweise leicht zu eruieren wären.

Von Anfang an war Zwimpfer von einer Idee beseelt. Manches konnte er nicht realisieren, wie er sich das gewünscht hatte, weil das Bauen auf öffentlichem Grund andere Voraussetzungen hat als das private Bauen. Man spürt dem Buch an, dass Zwimpfer wohl oft die Faust im Hosensack ballen musste. Doch vieles, was ihm am Herzen lag, war umsetzbar. Die Verbindung von Kunst und Architektur etwa. Nicht nur erarbeitete er gemeinsam mit Donald Judd die architektonische Hülle des Peter Merian Hauses, sondern es gelang ihm auch, für die künstlerische Ausgestaltung namhafte Exponenten zu gewinnen. Der leidenschaftliche Einsatz für sein Vorhaben ist Voraussetzung dafür – stimmt sie nicht, kann man auch nicht überzeugen.

Zwimpfer schildert in seinem Buch aber nicht nur die Details der Baugeschichte, er wirft auch einen Blick auf die Stadtentwicklung als solche – der kritische Rückblick eines mittlerweile 80-Jährigen. Er sinniert über Hochhäuser. Kritisiert den Novartis Campus, den er als «Disney World-Architekturshow» bezeichnet. Auch der geplante Roche-Turm findet seine Gnade nicht. Die Abhängigkeit der Stadt Basel von der Pharmaindustrie mache solche Projekte möglich. Es sei zwingend, dass Basel über neue Möglichkeiten nachdenke; der Architekt zeichnet auch Chancen auf.

Auch philosophisch gibt sich Zwimpfer, hinterfragt die kreativen Prozesse hinter dem Bauen. Er erzählt auch, wie er zu den Namen für die beiden Häuser kam: Jacob Burckhardt wählte er, weil der Kulturhistoriker viel über den Zusammenhang von Kunst und Architektur geschrieben hatte. Während das zweite Haus seinen Namen bereits bei Baubeginn hatte, wurde das Peter Merian Haus erst benannt, als es bezugsbereit war. «Bahnhof Ost» hatte das Projekt bis dahin schlicht geheissen. Warum dann Peter Merian? Zwimpfer schreibt: «Er war eine markante, kämpferische Persönlichkeit gegenüber der Obrigkeit, die sich durchzusetzen wusste. Der Name war somit ein Synonym für unser Haus, das ebenfalls durchgesetzt werden musste.» Damit ist bereits vieles gesagt.

> Hans Zwimpfer: «Mein roter Faden». ISBN 978-3-033-03005-3.

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