Der Art Parcours findet erneut rund um den Münsterplatz statt. Neu wird er von Samuel Leuenberger kuratiert, der bei einer kleinen Preview sein Konzept erläutert.
Der hohe Rheinpegel kommt auch dem Art Parcours ungelegen. Eigentlich hätte im Birsigtunnel unter dem Hotel Trois Rois eine mobilé-artige Installation von Iván Navarro platziert werden sollen – sieben von der Decke hängende Verkehrsampeln. Bis die Hochwasserampel rot blinkte und klar war: Nix da mit Kunst im Tunnel, ausser man will in Kauf nehmen, dass sie weggeschwemmt wird. Das war am Donnerstag.
«Wir hatten Glück», sagt Samuel Leuenberger, der Kurator des Art Parcours, denn: «Es reichte gerade noch zum Umdisponieren – und wir hatten fast sofort eine neue Location gefunden.» Diese befindet sich eine Brücke weiter rheinaufwärts: Unter der Wettsteinbrücke wird Navarros Kunstwerk nun installiert und bildet neu den Abschluss statt den Anfang des Parcours, wenn man von der Mittleren Brücke her denkt.
Bereits 2015 hatte der Art Parcours rund um den Münsterplatz stattgefunden, mit kleinen Abstechern in die Freie Strasse hinein und in den Rathaushof. Leuenberger bleibt nun mehr auf der direkten Linie, die sich vom Kunstmuseum zur Schifflände zieht. «Links und rechts davon findet man immer wieder Werke», sagt er. In Privathöfen einerseits, auf dem Münsterplatz und im Münster, aber auch in den Museen an der Strecke. 19 Positionen sind es insgesamt.
Der Mensch als roter Faden
Die Linie finde sich auch im Konzept – als roter Faden. Es gehe in vielen Arbeiten um den Menschen, darum, wie wir in der heutigen Gesellschaft leben, erklärt Leuenberger. Exemplarisch dafür steht die Performance von Tracey Rose: Im Garten des Zivilstandsamtes an der Rittergasse wird ein Tänzer sich fortwährend verändern und damit die Vielfalt des menschlichen Daseins zeigen.
Und auch die beiden Werke auf dem Münsterplatz beschäftigen sich mit dem Menschen. Sam Durant baut ein Zaun-Labyrinth, durch das die Besucher sich bewegen können. Es soll an Gefängnisse erinnern, und wahrscheinlich ist man nach der einengenden Erfahrung froh, wenn man wieder herausfindet. Dann sieht man sich auf der Weitläufigkeit des Platzes mit den stoischen Messingfiguren von Hans Josephsohn konfrontiert, zwischen denen man sich locker und frei bewegen kann.
Noch mehr Josephsohn: Der ganze Münsterplatz wird von seinen Figuren und Halbfiguren bevölkert. (Bild: Karen N. Gerig)
«Apropos Josephsohn», sagt Leuenberger plötzlich, «komm mal mit!» Wir gehen ins Münster hinein und blicken hinauf zur Orgel: «Die Orgel hat der Architekt Peter Märkli gebaut», erzählt Leuenberger. «Und auch die Metallstreben davor, die von der Decke hängen.» Schön und gut, aber…? «Märkli und Josephsohn waren Freunde – und die klumpenartigen Formen an den Metallstreben, dort wo sich Vertikale und Horizontale verbinden, das sind kleine Reliefs von Josephsohn», klärt Leuenberger auf. «Wusste ich auch nicht, als ich seine Werke auf den Münsterplatz platzierte – erst der Nachlassverwalter hat mich darüber aufgeklärt.»
So passt manches perfekt zusammen. Auch, dass sich im Antikenmuseum ein Riesenfan von Jim Dine fand, und darum nun der Amerikaner sein Werk dort installieren und gleich nicht nur für eine Woche, sondern für ein paar Monate stehenlassen kann. Oder dass Trisha Baga, die schon lange davon träumte, in einem Naturhistorischen Museum auszustellen, ebendies nun verwirklichen kann.
Alles wie am Schnürchen
Wie hat Leuenberger das Programm überhaupt zusammengestellt? Ein paar der Künstler habe er selber eingeladen – «Leute, deren Arbeit ich spannend finde», sagt er. Bedingung dabei war nur, dass sie von einer Galerie vertreten werden, die an der Art Basel teilnimmt. «Bei rund 290 Galerien ist die Auswahl aber natürlich gross», sagt der Kurator. Doch auch die Galerien bewerben sich mit Positionen, aus denen er dann auswählen kann.
Wenn die passenden Kunstwerke gefunden sind, geht es daran, die Orte zu finden und zu hoffen, dass die betroffenen Parteien – Private, Institutionen oder der Kanton – mitmachen. «Es hat alles geklappt wie am Schnürchen, es war unglaublich», sagt Leuenberger. Nur ein Projekt, das auf der Pfalz hätte aufgebaut werden sollen, scheiterte an der Stadtgärtnerei – die Bäume hätten zu stark gelitten.
Virginia Overton installiert hinter dem Baudepartement ihre Arbeit: Ein auseinandergenommener Pickup wird neu zusammengesetzt – hier noch in der Entstehung. (Bild: Karen N. Gerig)
Einige der Orte kennt man noch vom letzten Jahr. Den Lichthof des Bau- und Verkehrsdepartements beispielsweise. Dort hat Andrew Dadson ein gutes Dutzend Töpfe mit Pflanzen aufgestellt. Doch grün ist hier nichts, sondern alles schwarz angemalt. Sieht aus, als wären die Pflanzen verkohlt. Doch sie leben noch – würde der Art Parcours länger als eine Woche dauern, so könnte man mit der Zeit die kleinen grünen Blätter sehen, die nachwachsen. Betrachtet man das Werk vom obersten Stockwerk aus, so sieht es aus wie monochrome Malerei. Faszinierend.
Dass der Art Parcours dieses Jahr schon am Montag beginnt und nicht wie bislang üblich am Mittwoch, das ist übrigens auch Leuenberger zu verdanken: «Das war, glaube ich, meine erste Frage an meiner ersten Sitzung: Können wir nicht früher anfangen?» Keiner wusste ein Argument dagegen.
Die grosse Party gibt es dann am Samstag, und eine weitere Neuerung noch: die Parcours-Bar im Spira-Pop-Up-Store in der Freien Strasse. Dort stellt jeden Abend ein Basler Offspace sein Programm vor – auch Leuenbergers eigener namens S.A.L.T.S. «Aus der Szene komme ich halt her – lässt sich nicht leugnen», sagt er und schmunzelt.
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«Art Parcours», rund um den Münsterhügel. 13. bis 19. Juni.