Der brasilianische Jazz-Star Eliane Elias kehrt nach Basel zurück

Die brasilianische Pianistin und Sängerin Eliane Elias kommt mit ihrem Quartett ins Volkshaus Basel. Seit Beginn ihrer Karriere verbindet sie den Norden und den Süden Amerikas – mit einer Hand im Jazz, mit der anderen in der Bossa.

Pianistin, Sängerin und Komponistin mit Eleganz: Eliane Elias (55). 

Die brasilianische Pianistin und Sängerin Eliane Elias kommt mit ihrem Quartett ins Volkshaus Basel. Seit Beginn ihrer Karriere verbindet sie den Norden und den Süden Amerikas – mit einer Hand im Jazz, mit der anderen in der Bossa.

Über die Beziehung zwischen Bossa und Jazz sind viele Seiten Papier gefüllt worden. Aus amerikanischer Sichtweise gilt es als ausgemacht, dass sich Bossa Nova als brasilianische Variante von Jazz herausformte, während man auf der Südhalbkugel das Genre ganz patriotisch als genuines Heimgewächs preist.

Beides ist ziemlich kurz gedacht und gehört. Ohne die Jazzharmonik der 1950er- und 60er-Jahre hätte der Bossa Nova nicht seine Raffinesse und Farbenpracht entwickeln können. Ohne die Samba-Rhythmik und impressionistische Zutaten wäre er aber blutleer geblieben.

Der Stilhybrid und das Wunderkind

Bossa Nova konnte nur als Hybrid aus den Kontinenten zur Weltsprache werden, frech von der Jugend ausgehend und dann nachhaltig veredelt in den grossen Konzertsälen. Die Pianistin und Sängerin Eliane Elias steht für diese weltgewandte Seite des Genres, und sie verkörpert dabei auch die Untrennbarkeit von Big Apple und Zuckerhut.


Als der Bossa Nova am Strand von Ipanema seine erste Blüte erfuhr, wurde Elias 400 Kilometer weiter südwestlich in São Paulo geboren. Ein Wunderkind: Mit sieben sitzt sie am Klavier, mit zwölf spielt sie die Soli grosser Meister nach, gibt mit fünfzehn schon selbst Unterricht. Dabei fährt sie von Anfang an zweigleisig: Sie verinnerlicht an den Tasten die Spielweise eines Erroll Garner, Bud Powell und vor allem ihres Idols Bill Evans, entwickelt daraus einen rhythmischen Fluss und Phrasierungen mit Wiedererkennungswert.

Aber genauso macht sie sich die Bossa-Interpretationen ihrer früh verstorbenen Landsfrau Elis Regina zu eigen. Noch nicht einmal volljährig tourt sie mit Vinicius de Moraes, dem poetischen Zulieferer von Bossabegründer Antônio Carlos Jobim.



Starke Teamworkerin

Bereits mit Anfang 20 siedelt Eliane Elias nach New York über. Dort sammelt sie in den Reihen der Formation Steps Ahead Fusion-Erfahrung, bevor sie unter eigenem Namen Alben veröffentlicht, zunächst unter dem renommiertesten aller Jazzlabel, Blue Note Records. Die Achtziger und Neunziger sind geprägt von Teamworks, die Stanley Clarke, den damaligen Gatten Randy Brecker und Herbie Hancock umfassen. Doch sie verliert Brasilien nie aus den Augen und Ohren: Preisgekrönt ihre beiden Alben, die sie Jobim, den sie noch persönlich kennenlernen durfte, kurz nach seinem Tod widmet.

Hier tut sie sich übers charakterstarke Pianospiel hinaus auch als einfühlsame Sängerin hervor, die den Hörer mit einem vollen, unprätentiösen Alt um den Finger wickelt. Doch in der Blondine schlummern noch mehr Talente: Im neuen Jahrtausend spreizt sie ihre Arbeiten von klassischen Einspielungen mit Ravel und Villa-Lobos über eigene Kompositionen bis hin zu überraschenden Coverversionen von den Doors und Stevie Wonder. 



Erstmals ein Album in der alten Heimat aufgenommen

Nach Basel, wo sie 2010 an der AVO Session auftrat, kehrt sie mit ihrem neuen Programm «Made In Brazil» zurück: Es ist nicht nur ihr erstes Brasilienprojekt nach einer Tributscheibe zu 50 Jahre Bossa Nova im Jahr 2008, es ist auch, kaum zu glauben, die erste Produktion, die die Wahl-New Yorkerin auf ihrem Mutterboden eingespielt hat. Was auf CD mit süffigen Streichern fast ein wenig sediert klingt, dürfte auf der Bühne mehr Impetus haben.

Eliane Elias performt in schlanker Quartettbesetzung, in der ihr Ehemann Marc Johnson ungeheuer souveräne und swingende Unaufdringlichkeit am Bass verströmt, der Perkussionist Rafael Barata das rhythmische Universum der Tropen anklingen lässt und der junge, sowohl in Pop wie Klassik erfahrene Rubens de la Corte gitarristische Frische einbringt.

Das Repertoire umfasst Klassiker wie «Aquarelas do Brasil» und «Águas de Março», aber vor allem viele Eigenkompositionen von Elias. Und die sind getragen von der Raffinesse des Easy Listening und der Jazzpopballaden, zwischendrin hört man sogar eine spassige Beatles-Reverenz heraus. Ihr Timbre ist mittlerweile im Register eines sanften Tenorsax angekommen, verpasst Klassikern und Originalmaterial eine Zeitlosigkeit. Brasiliens Erdigkeit, in edle Eleganz für den Konzertsaal gegossen.     


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Eliane Elias Quartet, Volkshaus Basel, Dienstag 20. Oktober, 20.15 Uhr.

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