Der Groove-Gott kommt nach Basel

Steve Gadd kommt nach Basel und gibt am Freitag, 30. Oktober, im Volkshaus seine Grooves zum Besten. Der 70-jährige Drummer hat auf über 800 Alben den Takt angegeben und drei Generationen Schlagzeuger inspiriert.

Ein Groove-Gott: Steve Gadd (70).

Steve Gadd kommt nach Basel und gibt am Freitag, 30. Oktober, im Volkshaus seine Grooves zum Besten. Der 70-jährige Drummer hat auf über 800 Alben den Takt angegeben und drei Generationen Schlagzeuger inspiriert.

Es gibt virtuosere Schlagzeuger als Steve Gadd, ja, heute vermögen vermutlich viele Hochschulabsolventen den amerikanischen Drummer mit temporeichen Fills zu übertrumpfen. Aber Technik allein zeichnet noch keinen grossartigen Musiker aus. Die Kombination mit Feeling und Vielseitigkeit hingegen schon. Steve Gadd vereint all dies.

Nur wenige Schlagzeuger bringen einen Rhythmus so auf den Punkt wie er. Ob im Studio oder auf der Bühne, die Liste seiner Auftraggeber ist beeindruckend. Sie reicht von Steely Dan, Chick Corea und Eric Clapton über Michel Petrucciani und Al Jarreau bis Tracy Chapman.

Er hat Generationen geprägt

Aber das sind nur Namen von Stars. Sie heuerten ihn an, weil sie wussten, dass er ihren Songs eine eigene rhythmische Note verlieh, ihre Musik bereicherte – und das, ohne dass er sich mit seinem Spiel aufdrängte. Elegant schlägt er eine Brücke zwischen den klassischen Grundlagen der Marschtrommel, dem ternären Swing und dem Minimalismus der Popmusik. Was dazu führt, dass man etwa beim legendären Song «50 Ways To Leave Your Lover» (1975) unter Musikern nicht etwa von einem Paul-Simon-Song spricht, sondern vom Steve-Gadd-Groove.

Die Vielseitigkeit und Brillanz des US-Amerikaners manifestiert sich auch darin, dass er ebenso gut mit hochrangigen Jazzern den Fusion zum Höhepunkt geführt hat. Hier ein Beispiel an der Seite von Chick Corea aus den 70er-Jahren.

Gadds Ruf unter Schlagzeugern hält sich bis heute, seine Grooves werden gelehrt und verehrt. Mittlerweile hat er drei Generationen Schlagzeuger inspiriert und auf mehr als 800 Alben gespielt. Er weiss es selber nicht so genau, wie er mir bei seinem letzten Basler Gastspiel 2009 offenbarte. «Ich höre mir die alten Aufnahmen nie an», gestand er. Lieber konzentriere er sich auf seine aktuellen Projekte.

Die dunklen Seiten im Leben eines Studiomusikers

Was nicht heisst, dass man sich mit ihm nicht auch über die Vergangenheit unterhalten kann, die Schattenseiten des Daseins als Studio-Crack, der die vielen Termine nur mit Aufputschmitteln wahrnehmen konnte. «Ich trank zu viel und nahm Kokain», offenbarte er, «bis ich 1987 feststellte, dass dieses Licht in mir, das mich als Musiker antrieb, immer dunkler wurde.»

Gadd zog einen Strich, änderte seinen Lebensstil. Und ist nun, mit 70 Jahren, noch immer auf der Bühne. Die Konzerte im Quintett machen ihm Spass – und bescheren ihm ein Einkommen, auf das er noch immer angewiesen ist. Denn wie er mir zu meiner Überraschung sagte, hat er kaum je Tantiemen von seinen vielen Auftraggebern erhalten. «Als Studiomusiker wird man einfach für seine Session bezahlt, das wars.»

Dass einer wie er die Songs mit seinem Spiel massgeblich prägte, spielte da keine Rolle. Ziemlich hart. «Ja, aber meine Grooves haben mir ja auch immer wieder neue Türen geöffnet, daher will ich nicht klagen», antwortete er mit einer beneidenswerten Gelassenheit. 

Ob er mit seiner Geschmeidigkeit live noch immer brillieren mag? Davon kann man sich nun im Basler Volkshaus überzeugen.

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Steve Gadd & Friends live: Volkshaus, Basel. 30. Oktober, 20.15 Uhr. 

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