Der neue «Sounds!»-Moderator – ein Kind des illegalen Internets

Der neue «Sounds!»-Moderator Luca Bruno will sein Publikum überraschen. Auf lokalpatriotische Unterstützung des Baslers sollten lokale Bands aber nicht zählen.

Luca Bruno, «Sounds!» Moderator

(Bild: Nils Fisch)

Der neue «Sounds!»-Moderator Luca Bruno will sein Publikum überraschen. Auf lokalpatriotische Unterstützung des Baslers sollten lokale Bands aber nicht zählen.

Der Generationenwechsel bei Radio SRF 3 ist vollzogen. Letzten Monat verabschiedete sich mit Urs Musfeld nach François Mürner, Christoph Schwegler, Martin Schäfer und Christoph Alispach der letzte Basler Radiopionier.

Das Netz ist voll von Laudationen an die alte Garde, die beim ehemals «amtlich bewilligten Störsender» die Musik-Specials geprägt hatten. Über den neuen «Sounds!»-Moderator Luca Bruno findet man bei einer Google-Suche dagegen fast nur falsche Fährten: ein italienischer Fussballprofi, ein amerikanisches Football-Talent und ein Modelabel verdrängen ihn von den Topplätzen. «Und wer nach Fotos sucht, findet die von einem Fotografen gleichen Namens», lacht der Basler Bruno.

Dabei ist bessere Webpräsenz ein Hauptthema, das Bruno ins neue «Sounds!»-Team einbringen will: «Wir brauchen Ideen, was eine Radiosendung kann, das Soundcloud oder Spotify nicht können.» Der 28-Jährige gehört zur Generation der Digital Natives, nennt sich selbst «Kind des illegalen Internets», dem Napster in Teenagertagen die musikalische Sozialisation vereinfachte.

Luca Bruno, «Sounds!» Moderator

«Musik ist keine Nebensache oder reine Unterhaltung. Sie verdient es, ernster genommen zu werden.» Da sieht Bruno auch die Stärke von «Sounds!» gegenüber Spotify und Soundcloud: «Wir kuratieren Musik und liefern Zusatzinformation. Der Algorithmus kann dir zwar unendlich viel Musik liefern, die deinem Geschmack entspricht, aber nicht mit Neuem überraschen, das in dem Zusammenhang eben doch passt.»

Bruno will Menschen zur Musik bringen. Bei aller Liebe zum Film und anderen Künsten bleibt sie für Bruno in ihrer Einfachheit das emotional und physisch bewegendste Kulturgut: «Oder hast du mal Menschen vor einem Bild oder im Kino tanzen sehen?» Hassmails verschickt er heute keine mehr. Als Radiokritiker kann er für seine Leidenschaft andere Wege nutzen. «Ich disse noch immer und durchaus gerne, wenn es Gründe gibt.»

Basler Bands sollten nicht darauf zählen, nun einen lokalen Fürsprecher beim nationalen Sender zu haben: «Momentan begeistern mich in Basel nur DJs, wie etwa Audio Dope. Luzern, Bern und Zürich haben grad interessantere Bands.» Ob das stimmt, lässt er selbst offen. «Bei Musikkritik gibt es kaum handwerklich klare Kriterien für gut oder schlecht.» Es geht mehr um Meinung. Musik als ursprünglichste und persönlichste aller Kulturformen ist immer subjektiv: «Alpenrocker Andreas Gabalier und DJ Bobo bewegen emotional wahrscheinlich mehr Menschen als die meiste Musik, die ich liebe.»

Der Bass steht im Keller

Doch wer derart für etwas lebt: Ist da Zuhören und Moderieren befriedigend genug, will Bruno nicht auch selber musizieren? «Ich bin total unmusikalisch und besitze auch keinerlei Rhythmusgefühl», winkt er resigniert ab. Trotzdem kaufte er sich mit 16 Jahren einen Fender Bass mit Amp. Dreimal angefasst, steht er seither im Keller. «Aber irgendwie habe ich noch dieselbe Hoffnung, wie wenn ich im Joggeli sitze und träume, plötzlich als Talent entdeckt zu werden und doch noch eine Profikarriere zu starten.»

Den italienischen Fussballprofi mit dem gleichen Namen wird er wohl nicht aus der Hitliste drängen. Doch das Profil des neuen «Sounds!»-Moderators wird immer schärfer.

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«Sounds!», Montag–Freitag, 22–24 Uhr auf SRF 3. 

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