Mitte April 2016 wurde der Erweiterungsbau des Kunstmuseums Basel eröffnet. Vor 80 Jahren öffnete der Hauptbau seine Tore. Die Geschichten der beiden Bauten haben viele Gemeinsamkeiten, weisen aber auch markante Unterschiede auf.
Vor knapp drei Wochen wurde der Erweiterungsbau des altehrwürdigen Kunstmuseums Basel eröffnet. Ein Akt, der als Meilenstein in der Basler, ja der internationalen Museumslandschaft und des Kunstsinns der Basler Bevölkerung gefeiert wurde.
Doch Einspruch! Nicht, was die Bedeutung der Sammlung angeht, die unbestritten zu den wichtigsten weltweit zählt. Aber bei «altehrwürdig» und beim vielgelobten Basler Kunstsinn sind zumindest ein paar Fragezeichen zu setzen.
Die Amerbach-Legende
Natürlich verweist man in Basel mit gerechtfertigtem Stolz darauf hin, dass sich die Stadt (und die Universität) mit dem Kauf des Amerbach-Kabinetts 1661 die älteste öffentliche Kunstsammlung der Welt einverleibt hatten. In diesem Zusammenhang wird aber meistens die Tatsache verschwiegen, dass man damals in erster Linie an der bedeutenden juristischen Bibliothek des Humanisten und Rechtsgelehrten Amerbach interessiert war und die Kunstsammlung damals eigentlich nur eine Beigabe war.
Die Kunstsammlung mag alt sein, der Bau des alten Kunstmuseums ist es nicht wirklich. Er wurde 1936, also vor erst 80 Jahren eröffnet – das Zürcher Kunsthaus ist 26 Jahre älter. Dieser Vergleich ist allerdings nicht ganz gerecht, denn Basel hatte 1849 mit dem Urmuseum an der Augustinergasse (heute Naturhistorisches Museum) die Nase in der Schweizer Museumsgeschichte vorne. Allerdings belegte die damals bereits weltberühmte Kunstsammlung nur einen kleinen Teil des Museums, das als Mischbau unter anderem auch der Universitätsbibliothek und vielen universitären Instituten Platz bieten musste.
Das linke Basel als Motor der Museumsstadt
Doch nun zu den Gemeinsamkeiten der beiden Bauten. Der aktuelle Erweiterungsbau wurde unter einer rot-grünen Regierung geplant und eröffnet. Der Hauptbau wurde während der Zeit fertiggestellt, die wegen der SP-Regierungsmehrheit als das «rote Basel» in die Geschichte einging – wohlgemerkt mitten in der grossen Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre. Wesentlicher Promotor des Bauprojekts war der sozialdemokratische Erziehungsdirektor Fritz Hauser (1884–1941).
Schon beim Hauptbau stand die Basler Bürgerschaft mit Spenden grosszügig Pate. Eine weitere Gemeinsamkeit findet sich im Namen einer der jeweils ausführenden Architekten. Emanuel Christ, der zusammen mit seinem Büropartner Christian Gantenbein den Erweiterungsbau entwarf, ist der Grossneffe von Rudof Christ, der mit Paul Bonatz verantwortlich für den Hauptbau war.
Das lange Warten auf die Heimstatt für die Kunst
Die Kunstsammlung vor dem Neubau, eingepfercht im Dachstock des Basler Urmuseums an der Augustinergasse. (Bild: Aus der Festschrift zur Eröffnung des Kunstmuseums, 1936)
Damit hat es sich aber schon wieder mit den Gemeinsamkeiten der beiden Bauten. Denn während der Erweiterungsbau von der Initialzündung bis zur Fertigstellung in nur gerade acht Jahren aus dem Boden gestampft wurde, verrann eine kleine Ewigkeit, bis die arg eingeengte Kunstsammlung aus dem Urmuseum endlich ein eigenes Heim erhielt.
Es dauerte Jahrzehnte, bevor überhaupt konkret über ein eigenständiges Kunstmuseum nachgedacht wurde. Andere im Museum untergebrachte Institutionen wie die physikalische Anstalt, das Botanische Institut oder die Universitätsbibliothek bekamen deutlich früher ihr eigenes Zuhause. Ebenso das Historische Museum, das 1894 mit der Barfüsserkirche ein eigenes Ausstellungsgebäude erhielt.
Umstrittener, aber bewährter Bau
Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann sich der Bau des Kunstmuseums langsam zu konkretisieren. Sehr langsam, denn nach langwierigen Standortdiskussionen kam man nach weiteren fast 30 Jahren des Planungs-Hickhacks erst beim dritten Wettbewerb 1928 in greifbare Nähe eines definitiven Projekts auf dem heutigen Areal.
Und anders als der Erweiterungsbau, der von Planungsbeginn weg einhellig als grosser Wurf gefeiert wurde, war der Bau aus den 1930er-Jahren heftig umstritten. Zu den vehementesten Gegnern gehörte pikanterweise der Kunsthistoriker Georg Schmidt, der dann das Haus als erster Direktor aber so gut zu bespielen wusste, dass es in die Champions League der Kunstmuseumswelt aufstieg.