«Der Teufel mit den drei goldenen Haaren»: Gelungene Märchenoper für Kinder

Zeitgenössisches Musiktheater für Kinder ab 7 Jahren? Funktioniert bestens, wie das Theater Basel mit der Kinderoper «Der Teufel mit den drei goldenen Haaren» von Stefan Johannes Hanke zeigt.

Das Glückskind (Sofia Pavone) findet bei Teufels Grossmutter (José Coca Loza) Unterstützung.

(Bild: Sandra Then)

Zeitgenössisches Musiktheater für Kinder ab 7 Jahren? Funktioniert bestens, wie das Theater Basel mit der Kinderoper «Der Teufel mit den drei goldenen Haaren» von Stefan Johannes Hanke zeigt.

Wenn sich Opernhäuser an das junge Publikum wenden, dann tauchen immer wieder dieselben Produktionen auf: Engelbert Humperdincks süssmelodische Oper «Hänsel und Gretel», eine Kurzversion von Mozarts «Zauberflöte» oder Tschaikowskis Ballettrevue «Der Nussknacker» gehören zu den klassischen Mutter-Kind-Produktionen, die jeweils um die Weihnachtszeit aus der Repertoirekiste gekramt werden.

Das Theater Basel geht nun einen ganz anderen Weg. Sie mutet den kleinen Theaterbesuchern, die sich zu Hause musikalisch von Justin Bieber oder Katy Perry einlullen lassen, ein zeitgenössisches Musikstück zu. Und das funktioniert bestens, wie die Premiere auf der Kleinen Bühne zeigte.

Kindergerechte Disharmonien

Zu erleben gibt es das Musiktheaterstück «Der Teufel mit den drei goldenen Haaren» nach dem gleichnamigen Märchen der Brüder Grimm, das der gerade mal 32-jährige Komponist Stefan Johannes Hanke mit der Librettistin Dorothea Hartmann 2012 als Auftragswerk für die Staatsoper Hannover geschaffen hat. Das junge und nicht mehr ganz so junge Publikum feierte die Premiere mit überschwänglichem Applaus.

Das funktioniert, weil Hanke mit seiner Musik ein ausgesprochen gutes Gespür für das richtige Timing zwischen kurzen musikalischen Stücken und ausgewogenen Sprechtheatersequenzen beweist. Und weil er die Disharmonien in der Musik nicht auf die Spitze treibt, aber gleichzeitig auch nicht einen anbiedernd-melodiösen Klangteppich auslegt. Die Musik, auf der Nebenbühne gespielt von einem neunköpfigen Ensemble unter der Leitung von Stephen Delaney, bleibt anspruchsvoll, ist aber nicht überfordernd.

Ein reizendes Ensemble

Der Abend funktioniert aber auch, weil sich Regisseur Matthias Schönfeld davor hütet, eine anbiedernd-kitschige Märchenszenerie zu schaffen. Die Bühne (Valentin Köhler) ist karg möbliert. Mit Vorhängen an vielen tief hängenden Bühnenzügen und sich magisch bewegenden Papierschiffchen schafft er aber doch zauberhafte Theatermomente, die beim jungen Publikum gut ankommen.

Ein riesiges Plus ist schliesslich das wunderbar aufspielende Ensemble, das aus Studierenden der Musikakademie Basel und Mitgliedern des Opernstudios des Theater Basel besteht – verstärkt durch ein Mitglied des Schauspielensembles. Das burschikose Glückskind (Sofia Pavone) spielt und singt sich sogleich in die Herzen des Publikums. Die Schauspielerin Inga Eickenmeier begeistert als wundervoll witzige Parodie auf den geld- und machtgierigen König. Dazu gesellen sich Nathan Haller als schwermütiger Fährmann und Bryony Dwyer als Prinzessin.

Für den Höhepunkt des Abends sorgen aber José Coca Loza als gutmütig-listige Grossmutter des Teufels in einer ausladenden Marktfrauentracht und Edward Yehenara als der zottelige und trotzig-kindliche Teufel. Herrlich, wie die Grossmutter den Teufel, unterstützt vom mitsummenden Publikum, in den Schlaf singt, um ihm dann die drei goldenen Haare auszuzupfen und ihm gleichzeitig die Geheimnisse zu entlocken, wie sich das Ungemach, unter dem das Königreich zu leiden hat, wieder rückgängig machen lässt. Kaum je zuvor gab es die Hölle in solch liebevoll-grotesken und spielerisch-witzigen Variationen zu erleben.
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«Der Teufel mit den drei goldenen Haaren». Musiktheater von Stefan Johannes Hanke und Dorothea Hartmann auf der Kleinen Bühne des Theater Basel. Die nächsten Vorstellungen: 9., 10., 16., 17., 20. März und im April.

 

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