Am Donnerstagabend war im St. Johann die Premiere von «Im Wilden Westen». Im neusten Streich der Theaterfalle vermischen sich Fiktion und Realität zu einem geschickt inszenierten Gesamtwerk.
Es könnte ebenso gut Realität sein: Auf dem Baugerüst beim Bahnhof St. Johann steht der anbiedernde Geschäftsmann Galliker – dahinter erstreckt sich seine Goldgrube: Das Entwicklungsgebiet Wild West. Es ist eine Persiflage auf die tatsächliche Situation: In der Sprache der Basler Stadtplaner heisst das Gebiet Volta Nord und in den nächsten Jahren soll hier Grosses entstehen. Überschwänglich heisst Heiner Galliker (Heinz Margot) die Gäste willkommen und schickt sie, auf drei Gruppen verteilt, auf einen Rundgang.
Es beginnt eine Reise durch das Areal des alten Bahnhofs. In einer ehemaligen Werkstatt am Rande der Geleise treffen die Zuschauer auf die ersten Zwischennutzer: zwei Schauspieler, die eine Szene für einen Film proben. Die Filmemacherin Irene Affolter (Sandra Moser) streitet einige Meter weiter mit ihrem Techniker über die Finanzierung des Projektes und in einer verlassenen Rangierstation dröhnen aus verbeulten Instrumenten Country-Klänge.
Wechsel von Rollen und Szenerien
Darüber rätselnd, wohin die Reise gehen wird, versammeln sich die Zuschauer nach diesen drei Stationen in einer Lagerhalle beim Bahnhof St. Johann. Spätestens hier wird klar: Galliker will dem mittellosen Filmteam unter die Arme greifen. Bis zu diesem Moment ist die Rollenverteilung noch eindeutig. Die Zuschauer sind die geladenen Gäste des Geschäftsmannes. Dieser bittet die versammelte Runde zur Filmvorführung. Gezeigt wird ein Ausschnitt jenes Filmes, den sein Unternehmen angeblich unterstützen will.
Die Zuschauer nehmen Platz auf der Tribüne, auf der Leinwand erscheinen in schwarzweiss die beiden Schauspieler aus der Werkstatt. Und im nächsten Moment beginnen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion vollends zu verschwinden. Aus dem Rundgang über das Industrieareal wird ein abenteuerlicher Ritt in den Wilden Westen. Geschickt schieben die Theatermacher verschiedene Erzählebenen übereinander.
Präriehunde heulen durch die Lagerhalle
Zwischen der Filmemacherin und Galliker entbrennt ein Streit über die Finanzierung. Die Charakteren aus dem Film finden den Weg auf die Bühnen. Präriehunde heulen durch die Lagerhalle, auf alten Zuggeleisen kommen gezimmerte Wildwest-Kulissen angerollt. Die Flügeltüren zum Saloon öffnen und schliessen sich, bis sich alle Akteure des Abends vor dem Bartresen gegenüber stehen, ihre Hüte tief ins Gesicht gezogen. Die ersten Fäuste fliegen, es wird gesoffen und geflucht.
Am Ende kommt es zum entscheidenden Duell. Es fällt ein Schuss und Schauspieler wie Zuschauer landen wieder auf dem Boden der Realität.
In der neusten Produktion der Basler Theaterfalle verknüpfen die Regisseurinnen die Erzählebenen ebenso gekonnt wie sie neue Medien mit klassischen Theaterkulissen kombinieren. Geschickt wechseln die überzeugenden Schauspieler von der Leinwand auf die Bühne und wieder zurück. Leider bleiben im übermütigen Wechsel von Rollen und Szenerien die Figuren zuweilen etwas auf der Strecke.
Die TheaterFalle 25 zeigt das Stück vom 8. August bis 5. Oktober 2013. Die genauen Spieldaten finden Sie im Programm.