Eva Aeppli, die Basler Künstlerin des zeitgenössischen Totentanzes und erste Ehefrau Jean Tinguelys, ist 90-jährig gestorben.
Grossgewachsen und spindeldürr waren die Figuren, denen man meist in Gruppen begegnete. In der legendären Hammerausstellung im Jahr 1978 zum Beispiel, wo ihre Arbeiten zusammen mit den Werken ihrer Künstlerfreunde Bernhard Luginbühl, Daniel Spoerri und natürlich Jean Tinguely (und vielen anderen) zu erleben waren. Oder 2008 im Museum Tinguely bei der Ausstellung «Aeppli schenkt Aeppli». Mit ihren grossen, hohlen Augen sahen sie aus wie Gespenster, die sich zum stillen Totentanz vereinigt haben. Jetzt ist sie selber zum Teil dieses Tanzes geworden.
Zwei Tage nach ihrem 90. Geburtstag ist die Basler Künstlerin Eva Aeppli gestorben. 1953 war sie von Basel nach Paris gezogen, zusammen mit ihren zweiten Ehemann, Jean Tinguely, den sie an der Kunstgewerbeschule in Basel kennengelernt hatte. Zuletzt lebte sie in Honfleur, in der Normandie.
Das Paris der 1950-Jahre jedoch war Eva Aeppli zu schnell. Während ihr Mann sich in die bewegte Kunstszene stürzte, zog sie sich in ihr Atelier zurück – und zeichnete. Während Tinguely die Kunstrevolution suchte, schaute sie nach innen. Doch sie lernte andere Künstler kennen, Yves Klein, Pontus Hulten, Pierre Restany, Niki de Saint-Phalle oder Soto.
1960 trennte sich Eva Aeppli von Tinguely, und ihre Kunst veränderte sich: Sie wandte sich einer expressiv figurativen Malerei zu, malte zunächst Totenkopfflüsse, Skelettpartys und Knochentänze. Sie schuf lebensgrosse Puppen, Menschenfiguren aus Stoff.
Keine Unterwerfung
Ihr Fokus auf das Figürliche war wohl mit ein Grund, weshalb die Künstlerin in den 1960-Jahren wenig beachtet wurde. Der Kunstmarkt verlangte damals etwas anderes, doch sie unterwarf sich dem nicht.
Mitte der 1970-Jahre, nach einer tiefen Krise, wandte sich Aeppli dann dem menschlichen Kopf zu, nichts anderes interessierte sie mehr. Es entstanden Bronzeköpfe, beeinflusst von ihrem intensiven Studium der Astrologie. Sie hatte erkannt, dass Körper oder Hände überflüssig waren – der ganze Ausdruck ihrer Figuren lag in den Köpfen.
Als die Kunstwelt in den 1980-Jahren anfing, sich mit dem Körper zu beschäftigen, war Aeppli bereits einen Schritt weitergegangen. Beharrlich auf ihrem eigenen Weg, den sie ihr Leben lang beschritten hat. Der Weg endete am 4. Mai 2015, die grosse, breite Anerkennung ist der Künstlerin bis heute versagt geblieben.