30 Millionen Hörer können nicht irren: Der amerikanische Krimi-Podcast «Serial» war 2014 ein Grosserfolg. Jetzt geht er in die zweite Runde – mit einer Geschichte, die neue Rekorde aufstellen könnte.
Im Winter 2014 beschäftigte Millionen von Menschen nur eine Frage: Hat er sie wirklich umgebracht?
Es ging um Adnan Syed, einen Amerikaner, der seit 15 Jahren in lebenslanger Haft sass, weil er angeblich seine Highschool-Freundin Hae Min Lee ermordet hatte. Die Radiojournalistin Sarah Koenig stiess auf den Fall, witterte Faules und begann zu ermitteln.
Es folgte eine Kriminalgeschichte, die jeden Wallander blass aussehen liess: Die Zeugen verhaspelten sich in Widersprüchen, wichtige Dokumente fehlten, Menschen änderten nach 15 Jahren ihre Aussagen und die Kronzeugin – so stellte sich heraus – war weder befragt, noch jemals in den Zeugenstand berufen worden.
Adnan Syed, Protagonist der ersten Staffel.
Die Geschichte hatte das Zeug zu einem Justizskandal und wurde – Sarah Koenig sei Dank – zum Podcast-Coup des Jahres. In kürzester Zeit hatte «Serial» Millionen von Hörer in seinen Bann gezogen, über fünf Millionen luden ihn allein über iTunes herunter – eine Marke, die noch nie zuvor in so kurzer Zeit erreicht wurde.
Und das war nur der Anfang: Binnen kurzer Zeit gab es Smartphone-Klingeltöne mit der «Serial»-Melodie, haufenweise Parodien auf YouTube, einen Podcast über den Podcast, Debatten und Verschwörungstheorien auf Reddit. Der Fall um Syed wurde neu aufgerollt und in einer der letzten Folgen riefen die Macher zum Spenden auf – innerhalb einer Woche war das Geld für eine neue Staffel beisammen.
Die Podcast-Renaissance ist eingeläutet
«Serial» hatte nicht nur die schlampigen Vorgehensweisen der amerikanischen Justiz ans Licht gebracht – es läutete auch eine neue goldene Ära der Podcasts ein: Das Medium, das zuvor ein Nischendasein in bildungsbürgerlichen Wohnzimmern gefristet hatte, erreichte plötzlich die Massen. «Das ist der Podcast auf den wir alle gewartet haben!» jubelte der «New Yorker» und das «New York Magazine» sprach von einer «Podcast-Renaissance», mit «Serial» als erfolgreichstem Beispiel.
Die Zahlen geben ihnen Recht: Seit seiner Erstausstrahlung im Dezember 2014 haben knapp 30 Millionen Hörer die Geschichte von Syed und Hae Min Lee mitverfolgt. Und die neue Staffel verspricht eine mindestens ebenso hohe Erfolgsquote: Wer heute Nachmittag versuchte, die erste Folge auf der Website von «Serial» zu laden, bekam als Reaktion eine Fehlermeldung – der Server brach unter den vielen Anfragen zusammen.
Die neue Staffel verspricht mindestens ebenso viel Spannung wie die letzte: Es geht um Bowe Bergdahl, einen US-Unteroffizier, der fünf Jahre lang Gefangener von Islamisten in Afghanistan war. 2009 verschwand er von seinem Posten und geriet in die Hände des Taliban-Netzwerks.
Die Gründe seines Verschwindens sind mysteriös: Britische Medien berichteten 2010, Bergdahl sei zum Islam konvertiert und bilde Terroristen aus. Kameraden warfen ihm vor, er habe sich vor der Gefangennahme kritisch über seinen Afghanistan-Einsatz geäussert und das Leben anderer Soldaten in Gefahr gebracht, die nach seinem Verschwinden eine Suchaktion gestartet hatten.
Im Mai 2014 wurde Bergdahl im Tausch gegen fünf Gefangene aus Guantanamo freigelassen. Doch damit war die Geschichte noch lange nicht gegessen: In den USA steht der mutmassliche Deserteur nun wegen «Fahnenflucht und Feigheit vor dem Feind» vor Gericht, bei einer Verurteilung droht ihm eine lebenslange Haftstrafe. Die Story um Bowe Bergdahl hat definitiv «Serial»-Qualität. Nun liegt der Ball bei Sarah Koenig.
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Hier gehts zur Webseite von «Serial» und hier direkt zur ersten Folge der neuen Staffel.