Die Besucher im Fokus

Ines Goldbach, die neue Direktorin des Kunsthauses Baselland, sprüht nur so vor Ideen. Die Region ist ihr bei der Planung besonders wichtig – dazu gehört auch der angedachte Umzug auf den Dreispitz.

Noch ist Ines Goldbach umgeben von der Ausstellung ihrer Vorgängerin. Sie schaut aber lieber nach vorne als zurück (Bild: Nils Fisch)

Ines Goldbach, die neue Direktorin des Kunsthauses Baselland, sprüht nur so vor Ideen. Die Region ist ihr bei der Planung besonders wichtig – dazu gehört auch der angedachte Umzug auf den Dreispitz.

Es herrscht Aufbruchstimmung im Kunsthaus Baselland. Zwar ist man noch umgeben von Werken, die die ehemalige Direktorin Sabine Schaschl für ihre letzte Ausstellung hier zusammengetragen hat, ansonsten aber scheint ihr Geist am Verblassen zu sein. Zuerst fällt uns beim Eintreten gleich ins Auge, dass die vielen Plakate der vergangenen Ausstellungen, welche die Rückwand des Sekretariats im Eingangsbereich tapezierten, alle abgehängt wurden. Treiben Sie alte Geister aus, Frau Goldbach?

Die neue Direktorin lacht. «Keineswegs», sagt sie. Es könne nur sein, dass man diese Wand bald durchbreche. Dahinter liegt ihr Büro. Noch. Denn falls die Wand fällt, soll dort ­einerseits die Bibliothek eingerichtet werden, andererseits soll die Medienstation, auf der die Besucher sich die Filme aus der kantonalen Sammlung für Neue Medien dotMov.bl ansehen können, darin etwas mehr Platz erhalten.

Und das Büro der Direktion? «Ich brauche keinen fixen Arbeitsplatz», sagt Ines Goldbach lapidar. «Irgendwo finde ich schon ein Plätzchen.»

Dass die Videos mehr Präsenz erhalten sollen, das hat seinen Grund auch in der Ausstellung, die Goldbach in aller Kürze fürs Kunsthaus konzipieren musste. «Making Visible!» wird ab Mitte Oktober einige dotMov-Werke wieder so erfahrbar machen, wie sie ursprünglich angedacht waren: «Als grosse Mehrfachprojektionen oder auf den alten Röhrenbildschirmen, die ihnen etwas Skulpturales verleihen», erklärt Goldbach. (Mehr dazu lesen Sie im Interview mit Ines Goldbach)

Ab Ende September prangte im Ausstellungskalender ein Loch, als Ines Goldbach vor einem Monat ihre Stelle antrat. Sie wollte aber unbedingt rasch mit etwas starten, das ihr und ihrem Anliegen entspricht – damit die Leute wissen, mit wem sie es zu tun haben. Und so richtet «Making Visible!» einen ersten Fokus auf die Region, die auch in Zukunft im Programm eine Hauptrolle spielen soll.

Dreispitz bleibt Ziel

Um die wertvolle Sammlung von Werken von regionalen und Schweizer ­Videopionieren stärker in den Mittelpunkt zu rücken, nimmt Goldbach deshalb auch gerne bauliche Veränderungen in Kauf. Das geplante Loch in der Wand ist zudem ein kleiner Eingriff, wenn man bedenkt, dass das Kunsthaus Baselland in absehbarer Frist ein neues Domizil auf dem Dreispitz erhalten soll. Diese Absicht hege man immer noch, sagt Anthony Vischer, Vorstandspräsident des Kunstvereins Baselland, der als Träger des Kunsthauses fungiert: «Die Zukunft ist auf jeden Fall dort oben, je früher, desto besser.»

In einem Bieterverfahren um eine passende Räumlichkeit sei man kürzlich ausgeschieden, erklärt Vischer. «Das Projekt war von unserer Seite her sehr ausgereift. Aber leider haben wir nur begrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung – und ein anderer konnte einfach mehr bieten.» Der Kunstverein sei nun daran, andere Projekte sehr konkret zu prüfen. «Zwei Orte – sie sind beide noch am Entstehen – habe ich mir kürzlich angesehen und bin von beiden überzeugt», sagt Vischer. Der nächste Schritt sei auch schon erfolgt, man habe einen Katalog mit den Ansprüchen erstellt und weitergeleitet. «Es gäbe eine massgeschneiderte Lösung für uns.»

Wichtige Vermittlung

Doch selbst wenn es in diesem Anlauf klappen sollte, ist der Umzug für Ines Goldbach noch Zukunftsmusik. Sie konzentriert sich in ihrer Planung noch voll und ganz auf das jetzige Gebäude, dessen Räume sie als Herausforderung sieht: Für sich selbst als Kuratorin, aber auch für die Künstler und Künstlerinnen, die es bespielen sollen.

Und nicht zuletzt auch für all jene, die sich die Kunst ansehen kommen sollen: Die neue Direktorin möchte nämlich in Sachen Vermittlung vorwärtsmachen – auch wenn sie weiss, dass sie dafür Geld auftreiben muss. Für ihre erste Ausstellung hat sie das in kürzester Zeit tatsächlich geschafft. So plant sie nicht nur Filmabende, sondern neben klassischen Angeboten wie Führungen vermehrt Schulprojekte oder Familientage. In Workshops sollen zudem die Besucher ihre eigene Kreativität erkunden, am liebsten unter Anleitung von Kunstschaffenden.

Als wir über die Birs nach Basel ­zurückkehren, wissen wir: Die Aufbruchstimmung im Kunsthaus Baselland ist Tatsache, nicht nur ein Eindruck. Hier geht was.

Artikelgeschichte

Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 06.09.13

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