Die Kunsthalle Basel rückt für einmal das Rahmenprogramm ins Zentrum einer Ausstellung: Mittels Performances, Konzerten oder Vorträgen hinterfragt die Institution zwei Monate lange die eigene Rolle.
Es gab eine Zeit, vor bald zehn Jahren, da räumte eine dänische Künstlergruppe namens Superflex die Basler Kunsthalle leer. Sie sparte sich das Geld, das es braucht, um eine Ausstellung einzurichten, und liess dafür jedem Besucher, jeder Besucherin zwei Franken dafür geben, dass sie ihre «Supershow» besuchten. Die Künstler hatten aber auch einen Wunsch: Dass alle nämlich, die sich derart bezahlen liessen, darüber nachdenken sollten, was es mit der Kunsthalle auf sich hat. Es kam auch nicht von ungefähr, dass diese Ausstellung just nach der Renovation der Institution im Jahr 2005 angesetzt war: Die Kunsthalle präsentierte sich und ihre Räume von der schönsten, aufgefrischten Seite, neues Logo inklusive.
Neuneinhalb Jahre später zeichnet sich wieder ein Wandel ab. Ende Oktober verlässt Direktor Adam Szymczyk die Kunsthalle in Richtung documenta und Kassel, Elena Filipovic kommt, und auch die Website hat gerade ein ganz neues Gesicht verliehen bekommen. Und ganz nebenbei hat man diese Woche noch erfahren, dass es auch Kurator Fabian Schöneich von Basel wegzieht, nach Frankfurt an den Portikus.
Noch aber ist Schöneich da, und er zeichnet verantwortlich für das «Festival of the eleventh summer», das während der nächsten acht Wochen mit Performances, Screenings, Konzerten und Vorträgen Leben in die Kunsthalle bringt. Während Superflex 2005 die Institution hinterfragten, widmet sich Schöneich dem Feld der Kunstvermittlung, rückt diese in den Fokus und hinterfragt die Bedeutung eines öffentlichen Programms, wie es Institutionen wie eine Kunsthalle verantworten sollen. Eine Ausstellung, wie man sie kennt, gibt es dabei nicht zu sehen.
Denken und mitmachen statt nur gucken
Stattdessen geschieht dieses Ins-Zentrum-Rücken ganz konkret, indem die Abteilung der Kunstvermittlung ihr Büro in den Ausstellungstrakt verlegen wird. Für einmal werden sie kein Vermittlungsprogramm entwerfen, sondern ihr Arbeitsfeld selbst zum Thema machen. Die Besucher können zusehen oder sich durch eine kleine Bibliothek wühlen. Sie werden dort Material vorfinden, mit dem sie selbst arbeiten können. Und es werden Workshops stattfinden, wie sie normalerweise im Rahmenprogramm einer Ausstellung auch zu finden sind.
Dieses Rahmenprogramm entfällt nun – beziehungsweise es stellt die Ausstellung selbst dar. Der erste Raum wird mit Konzerten und Performances bespielt. In einem zweiten Raum gibt es Videoscreenings und Vorträge, und in einem letzten Raum dann doch noch sowas ähnliches wie eine Ausstellung: Hier präsentiert René Pulfer, seines Zeichens Künstler, ehemaliger Leiter des Instituts Kunst der Hochschule für Gestaltung und Kunst sowie leidenschaftlicher Sammler, einen Teil seiner Kollektion von Artists Records – Schallplatten, deren Cover von Künstlern gestaltet wurden. Darunter befinden sich Arbeiten von Marcel Duchamp, Andy Warhol, Imi Knoebel oder Allan Kaprow.
Pulfer wird einer der Vortragenden sein, die das Programm des «Festivals» bestreiten. Eröffnet wird es mit einem Konzert von Garcia da Selva. Ein Teil des restlichen Programmes steht schon, es wird aber noch ausgeweitet. Via Website, Facebook oder Twitter (siehe unten) können sich Interessierte darüber informieren.
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«Festival of the eleventh summer» & «David Lamelas – V», Kunsthalle Basel, 21. September bis 16. November 2014. Vernissage ist am 20. September ab 19 Uhr.
Ein bisschen was zu kucken gibts dann doch noch, im Obergeschoss nämlich. David Lamelas, der die Ausstellung dort bestreitet, setzt zwar auch hauptsächlich auf eine Performance. An dieser kann man als Besucher selbst und jederzeit teilnehmen, die Anleitung dafür liegt beim Empfang. In den hinteren Räumen werden zudem zwei Filme des Argentiniers (*1946) gezeigt, die deutlich machen, worum es Lamelas in seinem Oeuvre geht: Er interessiert sich für Räume, die er mittels Performance, Musik oder Kamera erforscht. Dem Oberlichtsaal will er nicht nur mit der erwähnten Performance auf die Spur kommen, sondern auch mit einem Konzert (So, 21.9. 2014, 18 Uhr): Ein Tenor wird die Räume «ersingen» – unterstützt von einem Streichquartett. Das Konzert wird aufgezeichnet und später in der Ausstellung dauerhaft zugänglich gemacht.