Die Kunsthalle braucht einen neuen Direktor

Adam Szymczyk wurde zum Leiter der documenta 14 berufen. Ein Umzug nach Kassel scheint unausweichlich, sagt er im Gespräch. Und die Kunsthalle Basel muss bald einen neuen Direktoren suchen.

Was die Zukunft wohl bringt? Adam Szymczyk ist neugierig. (Bild: Keystone)

Adam Szymczyk wurde zum Leiter der documenta 14 berufen. Ein Umzug nach Kassel scheint unausweichlich, sagt er im Gespräch. Und die Kunsthalle Basel muss bald einen neuen Direktoren suchen.

Aufgeregt und gespannt – beides sei er, sagt Adam Szymczyk am Montagmorgen. Ich treffe ihn in der Campari Bar, zwanzig Meter Luftlinie von seinem Büro entfernt, das er seit letzter Woche nicht mehr betreten hat. «Mal schauen, was mich erwartet», sagt er mit einem scheuen Lächeln.

Adam Szymczyk
Adam Szymczyk wurde 1970 in Piotrkow Trybunalski in Polen geboren. Bevor er 2003 den Posten als Direktor der Kunsthalle Basel übernahm, begründete er 1997 die Fundacja Gallerii Foksal in Warschau und arbeitete dort als Kurator. 2008 kuratierte er zusammen mit Elena Filipovic die 5. Berlin Biennale.

Drei Tage ist es her, seit bekannt wurde, dass Szymczyk künstlerischer Leiter der documenta 14 wird. Seither steht sein Telefon nicht still, sein Maileingang quillt über, und er ist froh, dass er weder über einen Facebook- noch einen Twitteraccount verfügt. Prompt hat er sich auch noch einen Schnupfen eingefangen, wie das so gerne passiert in intensiven Zeiten.

Am Freitag stellte er sich in Kassel der Presse, nun ist er zurück in Basel, an seinem Noch-Arbeits- und Wohnort. Und muss sich natürlich als erstes mit diesem «noch» beschäftigen. «Es ist wohl unabdingbar, dass ich beides aufgebe», sagt er. Die Arbeit als Direktor der Kunsthalle Basel meint er damit, aber auch den Wohnsitz, zumindest teilweise: «Ich habe hier meine Familie, und Basel ist inzwischen eine Heimat für mich – aber von hier aus ist die Aufgabe der documenta nicht zu bewältigen.» Mindestens ein Zweitwohnsitz in Kassel muss her, wie bald, das wird sich zeigen.

Zeit der Gespräche bricht an

«Viel kann ich im Moment noch gar nicht sagen», sagt Szymczyk, ganz offensichtlich immer noch überwältigt. Nicht nur mit der Familie müsse Diverses geklärt werden. Auch in der Kunsthalle stehen verschiedenste Gespräche an. Mit den 15 Mitarbeitern, die bis auf einige wenige Köpfe alle von ihm eingestellt wurden, aber auch mit dem Kommissionspräsidenten des Kunstvereins, Martin Hatebur, der sich auf die Suche nach einem Nachfolger für Szymczyk wird machen müssen. Und das wohl bald.

«Ich weiss nicht, wie lange ich beides parallel bewältigen kann», sagt Szymczyk. Vor fünf Jahren waltete er als Co-Kurator der Berlin Biennale, und er weiss aus der Zeit damals, wie anstrengend so ein Doppelmandat ist. Die documenta wird von ihm noch einiges mehr abverlangen.

Zeit für etwas Neues

Doch auch wenn er hier an der Kunsthalle auf ein gutes Co-Kuratorenteam, bestehend aus Fabian Schöneich und Ruth Kissling, setzen kann, das ihm durch eventuelle Engpässe wird helfen können, so sagt er auch, dass es für ihn sowieso an der Zeit sei zu gehen: «Ich bin seit zehn Jahren hier – es wird Zeit für eine neue Stimme.»

2003, als er kam, trat er das Erbe von Peter Pakesch an. Es stellte sich als nicht einfach heraus. Pakesch war beliebt und erfolgreich, und eine ganze Weile stiess Szymczyk auf Widerstände, intern wie extern. Er galt lange Zeit als spröde, dazu kam zu Beginn eine sprachliche Hürde. Heute sieht er das nicht mehr so: «Vielleicht blende ich auch etwas aus, aber ich fühle mich sehr wohl hier», sagt er und lobt: Die Arbeit in der Kunsthalle sei hervorragend gewesen, «nirgends sonst hat man solche Freiheiten.» Eigentlich sei alles perfekt so, wie es ist. Vielleicht aber tut genau darum eine Veränderung gut – damit man es sich in der Gemütlichkeit nicht zu bequem macht.

Fürs Erste aber ist es damit sowieso vorbei. Das weiss Szymczyk, auch wenn es den Anschein hat, dass er seine Berufung zum documenta-Leiter selber noch gar nicht richtig fassen kann. Er will denn auch gar nicht über die neue Arbeit sprechen; das Konzept, mit dem er die Findungskommission der documenta überzeugt hat, bleibt für den Moment sein Geheimnis. «Es muss jetzt noch ein paar Monate reifen», erklärt er. Monate, in denen viel passieren kann. In denen er ein neues Team finden muss, mit dem er seine Pläne realisieren kann. Vom alten Team Abschied nehmen muss. Und zumindest für eine Zeit auch von Basel.

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