Der finnische Autor Timo Parvela liefert das Kinderbuch zur Einstimmung auf die Fussball-Europameisterschaft. «Pekkas geheime Aufzeichnungen – Die Wunderelf» ist aus dem Stoff gemacht, von dem kleine Kicker träumen.
Ich bin verliebt. In meinen neuen Fussball. Na ja, genau genommen, liebe ich es, ihn durch die Gegend zu kicken.
Vater: Pekka, hör damit sofort auf.
Mutter: Das gibt doch hässliche Flecken an den Wänden. Geh raus, wenn du Fussball spielen willst.
Allen grossen Fussballern hat man am Beginn ihrer Karriere Steine in den Weg gelegt.
Diese Szene könnte bei uns zu Hause spielen. Meine siebenjährige Tochter ist im Fussballfieber. Sie kickt bei den G-Mädchen eines Berliner Fussballvereins und gegen alles, was auf dem Boden herumliegt. Sie hat ein Panini-Album und zu ihrer grossen Freude schon den Sticker mit Cristiano Ronaldo.
Aber eigentlich ist sie Fan von Bayern-Towart Manuel Neuer – und von Pekka. Das ist der Junge, der die Wohnung seiner Eltern mit dem Fussball malträtiert. Im Buch «Pekkas geheime Aufzeichnungen – Die Wunderelf» erlebt er sehr kuriose und unheimlich spannende Dinge. Dagegen ist jedes Elfmeterschiessen ein Schlaflied.
Aber von vorne: Viele Kinder kennen Pekka als Klassenclown aus Timo Parvelas «Ella»-Büchern, eine beliebte Kinderbuchreihe des finnischen Autors. Pekka ist gerade aus der Startelf seines Fussballteams geflogen. Im Sturm spielen jetzt die Zwillinge Riku und Raku, weil deren Vater die Trikots für die ganze Mannschaft spendiert hat.
Meine Tochter findet das «voll fies» – und schon sind alle Sympathien bei Pekka, der beschliesst seine eigene Mannschaft zu gründen und beim Ballzauberer-Turnier anzumelden. Und das soll nicht irgendeine Mannschaft sein, nein, Pekka kennt sich aus:
Messi. Ronaldo. Müller. Ibrahimovic. Ribery. Neymar. Lewandowski. Bale. Totti. Buffon. Ich.
Das ist Pekkas Wunderelf. Doch Pekkas Fussballsachverstand ist seiner Methode, die Spieler einzuladen, deutlich überlegen: Er schreibt Briefe und verschickt sie per Flaschenpost. Durch die Klospülung. Meine Tochter lacht sich schlapp.
Lieber Herr Messi, bitte kommen Sie und spielen in meiner Fussballmannschaft mit. Es ist superwichtig, sonst kann ich nicht beim Turnier mitmachen.
Daraufhin überschlagen sich die Ereignisse – und zwar nicht nur auf dem Platz. Pekka muss einen dreibeinigen Hund retten, trifft einen ehemaligen Nationalspieler, der heute obdachlos ist und lernt von seinem alten, kranken Nachbarn, dass man niemals aufgeben soll.
(Bild: Timo Parvela/Carl Hanser Verlag)
Und am Ende steht seine Wunderelf – nicht unbedingt in der Aufstellung, die Pekka sich erträumt hat, aber immerhin. Wozu hat man schliesslich Freunde. Dann kommt es zum grossen Showdown, dem Spiel gegen seine ehemalige Mannschaft.
Die Tribüne war zum Bersten voll, so viele Leute waren gekommen. Ich stand im Anspielkreis und wartete auf den Anpfiff. (…) Der Schiedsrichter hatte schon die Pfeife im Mund, da zeigte er plötzlich auf Totti, der bei uns im Tor stand.
Schiedsrichter: Schafft den Hund vom Spielfeld!
Ich: Was? Aber das ist unser Torhüter.
«Stopp», ruft meine Tochter, «nicht weitererzählen, das Buch ist doch so toll, und für diejenigen, die es noch lesen wollen, ist es dann nicht mehr spannend.» In der Tat: «Pekkas geheime Aufzeichnungen» sind sehr komisch, überraschend und turbulent – und regelmässig bekommen die Erwachsenen einen Seitenhieb ab. Luzie findet das super.
(Bild: Timo Parvela/Carl Hanser Verlag)
Timo Parvela gelingt es, Kinder und Erwachsene gleichermassen zu fesseln: mit subtilem Humor und unerwarteten Wendungen – und hin und wieder einem gekonnt platzierten Pipi-Kaka-Witz: So beschmieren zum Beispiel Pekkas Erzfeinde Riku und Raku Pekkas Plakat, auf dem er zum Wunderelf-Training aufruft, und machen aus «Probetraining im Stadtpark» «Pupstraining im Kackpark». Grosses Gelächter bei der siebenjährigen Leserin.
Zusätzlich zum Text gibt es eine Menge zauseliger Zeichnungen und krakeliger Notizen, die sowohl für Selbst- als auch für Vorleser die Geschichte lebendig illustrieren. Eine bessere und lustigere Vorbereitung auf die bevorstehende Europameisterschaft kann es für Fussballkinder und deren Eltern eigentlich nicht geben.
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» Timo Parvela: «Pekkas geheime Aufzeichnungen – Die Wunderelf», 112 Seiten | Hanser Verlag | Für Kinder ab circa 7 Jahre