Die Tatort-Kommissäre gehören nicht nach Zürich, sondern in die kriminellste Stadt der Schweiz

Die Basler SVP kriegt sich nicht mehr ein, dass das Schweizer Fernsehen Zürich zum neuen «Tatort»-Tatort auserkoren hat. Sie schimpft auch mit der Regierung. Und das völlig zu Recht.

SVP-Grossrat Heinrich Ueberwasser hat Grosses im Kopf: den «Tatort» nach Basel holen.

Mit dem «Tatort» und Luzern wollte es nie so richtig klappen. Kein Wunder, Luzern ist einfach viel zu putzig als Kulisse für Mord und Totschlag. Darum hat das Schweizer Fernsehen nun die Reissleine gezogen. Der «Tatort» zügelt. Und ja, nach Zürich. Dorthin also, wo das Fernsehen schon zu Hause ist. Einen See gibts auch. Und …
Ja, was und?

Immer Zürich! Das ist und. Und: Warum nicht Basel?

Das fragt sich die ganze Stadt. Mindestens. Ganz besonders beschäftigt die Frage die Spezialistenpartei fürs Kriminelle, die SVP. Prompt nimmt sie die Regierung an die Kandare, und zwar mit der parlamentarischen Allzweck-Waffe: der Interpellation.

Wer die Waffe einsetzt? Grossrat Heinrich Ueberwasser natürlich, der parteiinterne Spezialist für jenseitige Anfragen. Als solcher will er diesmal wissen:

«Wieweit hat sich der Regierungsrat Basel-Stadt dafür eingesetzt, dass Basel – evtl. die trinationale Region Basel – Handlungsschwerpunkt der durch das Schweizer Fernsehen produzierten neuen Folgen der Krimi-Reihe Tatort wird?»

Ueberwassers Frage mag kleingeistig wirken, ist aber nur konsequent. Erst vor wenigen Tagen schrieb seine Partei nämlich in einer geharnischten Reaktion auf die jüngste helvetische Kriminalstatistik:

«Basel-Stadt ist der kriminellste Kanton. Die SVP fordert, dass endlich gehandelt wird.»

Jawoll, handeln. Das hilft immer. Selbstverständlich braucht es dafür aber auch fähiges Personal. Und wenn uns die Geschichte der Kriminalitätsforschung eins gezeigt hat, dann dies: Als vor vielen Jahren noch die «Eurocops» und in den letzten Jahren Hansjörg Schneiders Kommissär Hunkeler in Basel auf Verbrecherjagd gingen, da lag die Aufklärungsquote jeweils bei beachtlichen 100 Prozent. Solche Leute bringens also.

Ueberwassers Idee, endlich wieder herausragende Fernseh-Bullen nach Basel zu holen, ist auch aus einem weiteren Grund bestechend: Immerhin ist ein Grossteil der kriminellen Energie, die gemäss SVP unsere schöne Stadt in ein unsicheres Mexico City verwandelt, reine Fiktion. Wer, bitte schön, könnte solche Verbrecher also zuverlässiger dingfest machen als Polizisten, die eigens für diesen Zweck erfunden wurden? Eben.

Korrigenda: Also eigentlich sollte oben immer von der kriminellsten Stadt der Deutsschweiz die Rede sein.  Das Basler Justiz- und Sicherheitsdepartement legt Wert auf die Feststellung, dass sich Basel-Stadt nur als kriminellster Kanton der Schweiz rühmen kann, während Genf uns beim Wettstreit der kriminellsten Städte auf Platz zwei verdrängt. Aber als «Tatort»-Ort kommt das französichsprachige Genf eh nicht wirklich in Frage.

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