Die geflüsterte Hörspielperformance «The Quiet Volume» lässt den Hörer in fremde Geschichten eintauchen – diese werden zur individuellen Lektüre jedes einzelnen.
Mit Kopfhörer und Audiogerät ausgestattet, finden wir uns inmitten von lernenden, sinnierenden und lesenden Menschen wieder. Dort, wo Natelklingeln und lautes Lachen verpönt sind, begeben wir uns in die weite Welt der Buchstaben. In der Universitätsbibliothek begrüsst einen «The Quiet Volume» mit einer flüsternden Stimme.
In der vom Literaturhaus und der Kaserne zusammen durchgeführten Koproduktion dienen Bücher wie «Die Stadt der Blinden» des portugiesischen Literaturnobelpreisträgers José Saramago oder «Als wir Waisen waren» des Londoner Autoren Kazu Ishiguro als Zündstoff für die eigene Imagination. Oder sie dienen als Flucht, Ablenkung oder Meditation. Die Hörspielperformance von Ant Hampton und Tim Etchells wurde letztes Jahr erfolgreich in Berlin, London, Warschau, Ghent (Belgien) und Zürich aufgeführt.
Selbst noch ohne ein aufgeschlagenes Buch vor der Nase, fühlt man sich in der Bibliothek seltsam fehl am Platz – und prompt wird man von der Stimme im Ohr als Hochstaplerin und Attrappe angesprochen.
Diese Stimme begleitet, leitet, lenkt und führt den Hörer durch die Performance. Der Aufforderung, das bereit gelegte Buch aufzuschlagen und mit dem Lesen anzufangen, folgt man akribisch, Zeit und Ort der gerade gelesenen Lektüre nehmen vor dem geistigen Auge Konturen an.
Auf diese Weise wird man vom Lesenden zum stummen Beobachter, von der Akteurin zur passiven Hörerin. Der eigenen physischen Präsenz wird man sich ebenso bewusst wie der Absenz von vollkommener Stille. Auf eine leere Seite des Begleithefts starrend, hört man die Vorleser-Stimme als Echo, die eigene, innerliche Lesestimme übernimmt den rhythmischen Redefluss oder das zuletzt gelesene Wort verselbständigt sich. Es tanzt auf der weissen Seite.
Jeweils zu zweit nimmt man an der Hörspielperformance teil, aber immer allein taucht man an bestimmter Stelle in ein Buch ein, nimmt für wenige Zeilen an einer Geschichte Anteil. Die Geschichten erzählen von Krieg, von Trauer, von Hoffnung und Schmerz.
Die eigenartige Atmosphäre der Universitätsbibliothek wird zur Bühne der Performance, die ungestüme Macht der Worte bricht leise in die alltägliche Gedankenwelt ein. Da, wo Konzentration und ruhiges Arbeiten hoch geschrieben werden, herrscht aber beim genauen Hinhören ein ständiger Geräuschpegel: Es raschelt, wenn jemand eine Seite umblättert, ein anderer hustet, lässt den Stift fallen oder verschiebt seinen Sitz.
So vielfältig wie die Bücher in einer Bibliothek, so unterschiedlich sind ihre Besucher. Und ihre Geschichten. Zu Tausenden stehen die Wälzer in den Regalen. Sie sind allen zugänglich. Aber diese Geschichte hat jeder für sich allein.
- 7.- 10. & 13.-19. März (ausser Sonntag), für jeweils 2 Personen, um 17:00, 17:25, 17:30, 18:00, 18:15, 18:30, 19:00, 19:15, 19:30, 20:00, 20:15, 20:30 Uhr.
- Tickets über telefonische Voranmeldung.