Direktor Josef Helfenstein glaubt nicht an eine Privatisierung

Josef Helfenstein, der neue Direktor des Kunstmuseums, hat sich am Donnerstagabend dem Publikum vorgestellt. Und klar gemacht: Er macht es nicht gleich wie sein Vorgänger.

Drei Häuser, aber ein Museum: Kunstmuseums-Direktor Josef Helfenstein will verbinden, nicht trennen.

(Bild: Karen N. Gerig)

Josef Helfenstein, der neue Direktor des Kunstmuseums, hat sich am Donnerstagabend dem Publikum vorgestellt. Und klar gemacht: Er macht es nicht gleich wie sein Vorgänger.

Vor vollem Saal präsentierte sich am Donnerstagabend ein gut gelaunter Josef Helfenstein dem Basler Kunstpublikum. Offiziell begrüsst wurde der neue Direktor des Kunstmuseums von Philippe Bischof, dem Leiter Abteilung Kultur Basel-Stadt – in Stellvertretung für Regierungspräsident Guy Morin, der derweil «bei den Mumien weilte», wie Bischof sagte.

Und auf das Gelächter aus dem Publikum grinsend anfügte, das habe er sich nicht verkneifen könnten. Die Ausstellung im Naturhistorischen Museum allerdings lohne sich sehr, sagte er noch, und sei nach dem Apero sicher noch einen Abstecher wert.

Vor dem Apero aber erhielt Josef Helfenstein das Wort.

Es sei ihm wichtig gewesen, dass er sich nicht einfach an einer Medienkonferenz vorstelle, sondern zuerst den Leuten – denn ohne Menschen gäbe es kein Museum und hätte ein Museum keinen Zweck. Und dann machte er innert einer knappen Stunde klar, dass einiges anders werden wird im Kunstmuseum im Vergleich zu den 15 Jahren unter seinem Vorgänger Bernhard Mendes Bürgi.

Besucher, die an den Wänden entlang standen, forderte Helfenstein zunächst mal auf, sich zu setzen – er sehe noch einige freie Plätze, und vielleicht könnten ja mal alle die Hände in die Höhe strecken, die neben sich noch einen Platz frei hätten? Und schon war klar: Hier vorne steht einer, der den Kontakt mit seinem Publikum nicht scheut.

Keine Publikumsscheu

Helfenstein zeigte sich auch im Weiteren umgänglich und offen, auch wenn selten ein Lächeln über sein Gesicht zieht und er eher ernst wirkt. Er sprach von der grossen Ehre, die es sei, «dieses wunderbare Haus führen zu dürfen». Er lobte Basel («Basel ist herrlich – meine Frau und ich sind jeden Abend im Rhein!») und die Basler («Die Verankerung des Kunstmuseums in der Stadt beeindruckt mich sehr»).

Und er stellte die wichtigsten Punkte vor, die er angehen und in den Fokus stellen will.

  • Die Sammlung aktivieren: Er wünsche eine aktivere Arbeit mit den Depotbeständen, denn die «Bestände sind der Humus des Museums». Er sei auch interessiert an Präsentationskriterien und finde, man müsse traditionelle Betrachtungsweisen in der aktuellen Sammlungspräsentation überdenken und gegebenenfalls aufweichen. Das heisst: die Werke, die im Haupthaus momentan hauptsächlich chronologisch gehängt sind, könnten auch einmal nach anderen Kriterien gehängt werden.
  • Zusammenarbeit und Forschung: Das klinge zunächst langweilig, das wisse er. Aber das Kunstmuseum teile sich nicht nur das Haus und die Bibliothek mit dem Kunsthistorischen Seminar der Universität Basel und es wäre fast schon «dumm» von ihm, da keine Zusammenarbeit anzustreben, sondern Basel verfüge auch sonst über diverse Institutionen, mit denen eine enge Zusammenarbeit lohne. Nicht nur andere Museen oder Sammlungen wie die Emanuel Hoffmann Stiftung oder das Jacques Herzog und Pierre de Meuron Kabinett, um nur zwei zu nenen, sondern auch im Bereich der Wissenschaft.
  • Die Jugend: Es sei enorm wichtig, dass das Museum junge Leute in die Denkarbeit um das Museum mit einbeziehe, sagte Helfenstein. Und es bringe nichts, wenn er in seinem Alter versuche, die Jungen anzusprechen – das müssten die Jungen selber tun. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Bürgi scheut Helfenstein auch nicht davor zurück, mehr Veranstaltungen und Events im Kunstmuseum durchzuführen, die speziell auf die Jugend zugeschnitten sind («natürlich immer mit Kunstbezug!»). Im Gegenteil: Er wolle das aktiv fördern.
  • Social Media: «In diesem Bereich sind wir spät dran», gab Helfenstein zu. Das habe aber auch Vorteile: «Wir können nun aus den Fehlern der anderen Institutionen schlau lernen», fügte er mit einem Grinsen an. Und will jetzt vorwärts machen, denn es gebe ein grosses Publikum da draussen in der Welt, das man über den Computer erreichen könne.

Egal, um was es ging: Helfenstein stellt immer den Dialog ins Zentrum. Auch in der neu geschaffenen Stelle einer Kurator/in Programme, für die er aktuell aus 200 Bewerbungen jemanden aussucht. Und auch in einer ersten Ausstellung, die er ankündigt, geht es um einen Austausch: Jenen von Bildern und Wissen zwischen dem Prado in Madrid und dem Kunstmuseum Basel. 2017 soll dieser stattfinden, im selben Jahr, wie er auch «Die Jahre des Durchbruchs 1911–1919» von Marc Chagall beleuchten will. Viel verriet er nicht dazu, nur: «Ich kann versprechen, das wird keine verkitschte Chagall-Schau.»

Ein offenes Haus

Das einzige, wozu sich Helfenstein nicht äusserte, war die Museumspolitik. Und so war eine der wenigen Fragen, die ein Besucher am Ende seiner Rede stellte, jene nach einer möglichen Privatisierung des Kunstmuseums, wie sie durch die Medien geistere.

Helfensteins Antwort darauf war klar: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Museum, das über 350 Jahre öffentlich war, dies plötzlich nicht mehr sein sollte. Vor allem nicht in Basel.» Das Haus solle öffentlich bleiben. Offen für alle. Daran arbeite er. Und erhielt Applaus dafür.

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