Meret Oppenheim hat Geburtstag und die Museen bleiben schweizweit still. Nur Basel wartet mit einem vielseitigen Veranstaltungs- und Ausstellungsprojekt an diversen Orten im öffentlichen Raum auf.
Dieses Jahr würde Meret Oppenheim 100 Jahre alt. Die Schweizer Kunstlandschaft verhält sich jedoch so, als wäre das Jubiläum nicht der Rede wert. Ausser dem Kunstmuseum Bern, das bis im Februar diesen Jahres in einer Ausstellung Oppenheims Nachwirken in der jungen Schweizer Kunst nachging, sind keine grösseren Veranstaltungen geplant. Ganz im Gegenteil zum Ausland: Im Wiener Austria-Bank-Forum und Martin-Gropius-Bau in Berlin wird dieses Jahr nacheinander die erste posthume Retrospektive über die berühmte Schweizerin gezeigt.
Bronze und Aluminium sind nicht genug: Wencke Schmidt hat ein Giacometti-Ohr aus Schokolade fabriziert. Zu haben ist das süsse Organ unter anderem am Spalenberg bei choco loco und der Galerie Stampa.
Meret Oppenheim hat sich zeit ihres Lebens auch mit Design auseinandergesetzt. In der Bibliothek der Schule für Gestaltung Basel werden vom 25. September bis zum 15. November 2013 rund 30 Schmuck-, Möbel-, und Kleiderentwürfe der vielseitigen Künstlerin im Lesesaal der Bibliothek für Gestaltung zu sehen sein.
Meret Oppenheim, deren Grossmutter das beliebte Kinderbuch «Joggeli söu ga BIrli schüttle» illustrierte, hat sich immer wieder mit dem Buch als Medium befasst. Im Lesesaal der Bibliothek des Kunstmuseums Basel werden vom 6. August bis zum 28. September 2013 diverse Oppenheim-Buch-Trouvaillen ausgestellt.
Basel feiert «seine» Künstlerin doch noch
Auch in Basel sah es kurze Zeit so aus, als würden Meret Oppenheim genau in der Stadt, die sich gerne mit ihrem Namen schmückt, keine Veranstaltungen gewidmet werden. Glücklicherweise haben dann doch zwei Leute reagiert: Kunsthistoriker Simon Baur und Künstlerin Silvia Buol haben ein vielfältiges Programm zusammengestellt, das mit verschiedensten Veranstaltungen Oppenheims runden Geburtstag feiert.
Zu den Festivitäten gehört auch die Ausstellung «100 Jahre Meret Oppenheim – Das Geheimnis der Vegetation». Baur und Buol haben 21 Künstler dazu eingeladen, sich mit den verschiedenen Facetten der Künstlerin auseinanderzusetzen und mit Merets engem Naturbezug, der sich immer wieder in ihren Werken manifestiert, im Hinterkopf neue Wege im Stadtraum Basels einzuschlagen.
Strassenschilder und Aluminium-Ohren
Herausgekommen sind 21 kreative Annäherungen an die subversive Künstlerin, die vom 15. August bis 24. Oktober im öffentlichen Raum Basels zu sehen sind. Sie reichen von simplen Eingriffen, wie dem doppelten Strassenschild Peter Suters, bis hin zu den kleinen handwerklichen Meisterwerken Misha Andris’, die im Innenhof des Münsters ausgelegt werden.
An Oppenheims wichtigsten Basler Stationen begegnet man Ohren aus Aluminium und in Polyurethan eingegossenem Fell. Matthias Frey hat seine Versionen des berühmten Ohrs von Giacometti, das Oppenheim ihrerzeit in Bronze goss, an die Orte gebracht, die an Merets Zeit in Basel erinnern: In die Eingangshalle der Alten Kunstgewerbeschule an der Spalenvorstadt, wo sie zur Schule ging, zur Edition Fanal im St. Alban-Tal, wo sie 1985 ihre letzte Ausstellung vorbereitete und in den Garten des Hauses im Klingental 13/15 , wo sie ihr Atelier hatte.
Unterstützung durch den Kanton
Der Kanton Basel-Stadt unterstützt das Projekt mit insgesamt rund 50’000 Franken. Vom Baudepartement und der Stadtgärtnerei werden Buol und Baur ideell unterstützt – viele Orte können dank ihnen bespielt werden. Das Budget, das während der Programmierung mit allen Satellit-Projekten auf 148’000 Franken anwuchs, konnte dank zusätzlicher Sponsoren ebenfalls gedeckt werden.
Nach der Einweihung des ersten Basler Oppenheim-Brunnens im Park des Tinguely Museums im Juli und Erik Steinbrechers Rasenziegel-Performance am Boden des Rheins bei der Münsterfähre, findet nun die Vernissage statt. Es folgen bis in den Oktober hinein Performances, Führungen und Gespräche. Und am 6. Oktober wird im Tinguely Museum mit Torte und einem Überraschungsprogramm Oppenheims Geburtstag gefeiert.
Im Garten des Tinguely-Museums wird der erste Meret-Oppenheim-Brunnen Basels aufgestellt: http://www.tageswoche.ch/de/2013_28/kultur/559657/ein-goetterbrunnen-fuer-basel.htm
Meret Oppenheims Neffe Adrian Bühler erzählt von seiner berühmten Tante: http://www.tageswoche.ch/de/2013_30/kultur/562916/meret-wuchs-so-einigen-ueber-den-kopf.htm
Weit mehr als nur Pelztassen und Giacometti-Ohren. Eine Einordnung der berühmtesten Künstlerin der Schweiz: http://www.tageswoche.ch/de/2013_30/kultur/562917/kuenstlerin-ohne-kompromisse.htm