Flamenco, Sonne, Meer, spanische Leidenschaft und danach auf einen Kaffee bei Dalí vorbeischauen? Das klingt nach einem Filmplot aus dem Bilderbuch. Für Irène Wangler-Himmelsbach war das Alltag. Wir haben die Basler Künstlerin in ihrem Atelier besucht.
Es gibt Menschen, denen die Kunst in die Wiege gelegt wird. Einer dieser Menschen ist Irène Wangler-Himmelsbach, Malerin aus Basel.
Sie kam über Umwege zur Malerei. Nach einer Ausbildung im klassischen Tanz arbeitete Irène Wangler-Himmelsbach als Balletttänzerin am Basler Theater. Dort kam sie via ihr Engagement bei der Oper «La Vida Breve» 1961 zum ersten Mal mit dem Werk des spanischen Dichters Federico Lorca in Kontakt.
Die Texte Lorcas, des grossen Reformators der spanischen Literatur und Kritiker des Franco-Regimes, faszinierten sie. Sein Werk sowie ihre Eindrücke von Kultur und Landschaft Spaniens, im besonderen Andalusiens, wurden zum Leitmotiv in ihrem Schaffen. Bei einem Besuch in ihrem Atelier im St.-Alban-Quartier bietet die Künstlerin einen Einblick in ihr Leben, das sich zwischen Spanien und der Schweiz, zwischen Tanz und Malerei abspielt.
Zum Kaffee bei Dalí
Inspiration für Irène Wangler-Himmelsbach war, neben Lorcas Literatur und dem amerikanischem Expressionismus, auch ihre Freundschaft mit Salvador Dalí. Bei einer Spanien-Reise 1968 knüpften die Künstlerin und ihr Ehemann, Musiker und Fotograf Rudolf Wangler, den ersten Kontakt zum spanischen Surrealisten. Nach dem Umzug im Jahr 1971 nach Formentera auf den Balearen pflegten sie regelmässigen Kontakt zu Dalí – eine intellektuell und künstlerisch fruchtbare Beziehung für Wangler-Himmelsbach: Der Veteran der Malerei ermutigte sie in Gesprächen über Philosophie und Kunst immer wieder, ihren Weg zu gehen und ihrer Leidenschaft für die Malerei zu folgen.
Ihre Arbeiten spiegeln durchwegs diese dynamische Dreifaltigkeit: Nostalgie für ein Spanien der Siebziger, Annäherung und bildnerisches Umsetzen von Lorcas Werken und von Bewegung. «Wenn ich male, dann enthält das Bild häufig ein schräges, diagonales Element. Das kommt von meinem Hintergrund im Tanz», erklärt Irène Wangler-Himmelsbach.
Die Dynamik ihres Werkes verlangt nach grossen Formaten. (Bild: Hans-Jörg Walter)
Ihre tänzerische Vergangenheit sieht man ihr heute noch an. Sie erzählt leise und reflektiert, und doch erfüllt ihre Präsenz aufgrund ihrer aufrechten Körperhaltung den ganzen Raum. Wenn sie durch die verschiedenen Serien blättert und ihre Leinwände hervorsucht, bewegt sie sich flink und mit eleganter Körperbeherrschung.
Die Bandbreite der Stile und Materialien, die sie über die Jahre verwendete, zeugt von Experimentierfreude, künstlerischer Versiertheit in verschiedenartigen Techniken und konstantem Wandel. Kohlezeichnungen und Aquarelle stehen in einer Reihe mit Gemälden, schroffe Küstenlandschaften und Figürliches wie die detaillierte Faltenwurf-Serie finden sich bei ihr wieder sowie abstraktere Arbeiten.
Künstlerin im Hintergrund: Irène Wangler-Himmelsbach lässt ihre Bilder für sich sprechen. (Bild: Hans-Jörg Walter)
Immer im Fluss bleiben
Wandel, Bewegung, das heisst auch loslassen können. Das Spanien, in das sie sich verliebt habe, existiere so nicht mehr. Die Zeit, als Eselskarren das Bild der Dörfer prägten, sei vorbei. Sehr touristisch sei alles geworden, fügt Irène Wangler-Himmelsbach an. Nach 35 Jahren Pendeln zwischen Spanien und der Schweiz haben die Wanglers ihr Haus auf Fermentera aufgegeben und sind zurückgekehrt nach Basel.
Loslassen, das ist etwas, was bei jedem Verkauf eines Bildes geübt werden muss. Und das ist für jemanden, der so viel Herzblut in seine Arbeiten steckt, wahrscheinlich nicht einfach. «Natürlich ist es manchmal schwierig, sich von einem Bild zu trennen», sagt Wangler-Himmelsbach. «Es ist wie beim Wegzug eines Kindes. Aber gleichzeitig ist es auch eine schöne Bestätigung, wenn etwas gekauft wird.»
Irène Wangler-Himmelsbach stellt ab dem 11. September eine Auswahl ihrer Arbeiten in der Galerie Hammer aus. Ihre Ausstellung belohnt die Besucher mit einer warmen Spanien-Nostalgie, die ansteckend ist ohne jemals in den Kitsch abzudriften.
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Galerie Hammer, Hammerstrasse 86, Basel. Vernissage 10. September, 17 Uhr. Finissage 24. September, 14–17 Uhr.