Ein hochkarätiger Zuwachs für die Basler Galerienszene

An der Bäumleingasse hat sich eine neue Galerie eingenistet: «Neue und Alte Kunst Basel» heisst sie, und dahinter steht kein anderer als der deutsche Galerist Michael Werner. Er bringt einige hochkarätige Künstlernamen nach Basel – aktuell zum Beispiel Jörg Immendorff.

Politik und Gesellschaftskritik prägten Jörg Immendorffs Werk – eine Auswahl davon gibt es in der Galerie «Neue und Alte Kunst» zu sehen.

An der Bäumleingasse hat sich eine neue Galerie eingenistet: «Neue und Alte Kunst Basel» heisst sie, und dahinter steht kein anderer als der deutsche Galerist Michael Werner. Er bringt einige hochkarätige Künstlernamen nach Basel – aktuell zum Beispiel Jörg Immendorff.

Wenn es um Galerien geht, die ihr Programm zeitgenössischer Kunst widmen, so hat Basel in den letzten Jahren aufgerüstet. Balzer Projects, Anne Mosseri-Marlio, Idea Fixa oder auch die neu konzipierte Galerie von Bartha – es gibt gute neue(re) Adressen. Doch was ist mit der Kunst der Generationen davor? Hier sind nur noch ein paar wenige Player auf dem Platz, und das Segment hat mit der Schliessung der Galerie Beyeler im Jahr 2011 eine klare Schwächung erfahren.

Die Lücke, die entstanden ist, soll nun wieder gefüllt werden. Und zwar just an derselben Gasse, an der schon Ernst Beyeler waltete – an der Bäumleingasse, allerdings auf der anderen Strassenseite. Dort steht das Erasmushaus, in dessen Erd- und Untergeschoss bereits die Galerie Knoell seit ein paar Jahren den Ausstellungsbetrieb verstärkt. Und dort im Obergeschoss hat im letzten Jahr Michael Werner seine neu gegründete Galerie «Neue und Alte Kunst» installiert.

Bekannter Galerist, bekannte Künstler

Michael Werner ist kein Unbekannter im Kunstbetrieb – im Gegenteil. Der Galerist betreibt bereits Galerien in Märkisch-Wilmersdorf bei Berlin, in London und in New York und ist langjähriger und regelmässiger Teilnehmer an der Art Basel. Und seine Künstlerliste kann sich sehen lassen: Georg Baselitz, Peter Doig, Sigmar Polke, A.R. Penck, Markus Lüpertz, Per Kirkeby oder Ernst Wilhelm Nay finden sich darauf.

Und auch Jörg Immendorff. Mit dem 2007 verstorbenen Deutschen bestreitet die Galerie aktuell ihre zweite Ausstellung. Eine «kleine Retrospektive» ist die Schau untertitelt, und das trifft es ziemlich genau: Es ist eine Ein-Raum-Ausstellung, die aber Werke aus den unterschiedlichen Schaffensphasen des Künstlers vereint. Ein Rundgang durch den Raum bringt den Besucher von den frühen LIDL-Objekten bis hin zu Gemälden, die in seinen letzten Lebensjahren entstanden.




Eine Wand voll Lidl-Werke.

Es ist eine kleine, aber hochkarätige Ausstellung. Und das Werk Immendorffs steht exemplarisch für das, was die Galerie neben solchen Einzelausstellungen auch leisten will: Neue und alte Kunst zusammenzubringen, sprich: Vorgänger und Nachfolger, Inspirierende und Inspirierte.

So wie Immendorff sich am Anfang seiner Karriere beispielsweise von Joseph Beuys und dessen Sozialer Plastik beeinflussen liess. Diese Einflüsse können bewusst und klar, aber auch unbewusst geschehen. Doch Bezüge innerhalb der Kunstgeschichte aufzuzeigen, das ist der Galerie ein Anliegen.

Manchmal soll dieser Austausch auch über das eigene Stockwerk hinaus geschehen – gemeinsam mit der Galerie Knoell. In dieser Zusammenarbeit hat man bereits Erfahrungen gesammelt, zum Beispiel im vergangenen Frühling, als man Werke von Caspar Wolf mit Arbeiten von Per Kirkeby ergänzte, was sich als erfrischender Dialog entpuppte.

Es ist ein schönes Bekenntnis eines bekannten Galeristen an Basel, hier zu investieren. Übers Jahr über vertreten zu sein und nicht nur während der Art Basel, wenn der Kunstbär steppt. Drücken wir die Daumen, dass das Experiment ein erfolgreiches wird.

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Neue & Alte Kunst Basel, Bäumleingasse 18. Ausstellung Jörg Immendorff bis 5. Februar 2016.

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