Ein Kunstführer für Auge und Ohr

Schüler der Schule für Gestaltung Basel haben im Studio von Radio X Audioguides für die laufenden Ausstellungen in der Kunsthalle Basel produziert. Eine kleine Kostprobe des Projekts «Lautstark» stellen wir hier schon mal vor.

Etwas ungewöhnlich im Studio von Radio X: vor den Microfonen stehen Schüler der SfG. (Bild: Zlatko Micic)

Schüler der Schule für Gestaltung Basel haben im Studio von Radio X Audioguides für die laufenden Ausstellungen in der Kunsthalle Basel produziert. Eine kleine Kostprobe des Projekts «Lautstark» stellen wir hier schon mal vor.

Vergangenen Mittwoch bei Radio X: An einem der Studios leuchtet ein rotes Licht. Das bedeutet, drinnen wird gerade aufgenommen – nichts Unübliches beim Radio. Unüblich ist eher die Besetzung des Studios: Vor den Mikrofonen stehen fünf Schüler der Schule für Gestaltung Basel (SfG).

«Vivian Suter ist 1949 in Buenos Aires geboren», spricht Ferdinand Kirsch gerade. Tontechnikerin Laura Schiel nickt, spielt die Aufnahme nochmal ab, schiebt den Kopfhörer zurück und kommentiert: «Versuch das klarer zu machen, mit ein bisschen mehr Druck.» Ferdinand spricht den Satz nochmal. «Und am Ende die Stimme ein bisschen runter», sagt Laura.

Ferdinand Kirsch und vier andere Schüler aus dem Vorkurs der SfG nehmen gerade einen Audioguide für die laufende Ausstellung «Intrépida» von Vivian Suter auf. Vor Debora Lewicki, Kevin Duong, Michelle Ente, Ferdinand Kirsch und Michaela Hurdes liegen mehrere Seiten Papier – das Drehbuch. Darauf ist vermerkt, wer sprechen soll, welche Hintergrundgeräusche noch dazu kommen und in welchen Abschnitten das Gesprochene aufgenommen wird.

Auf dem Lehrplan der SfG steht das nicht. Die Aufnahme ist ein Teil des Projekts «Lautstark», das seit einiger Zeit immer wieder von der Kunstvermittlung der Kunsthalle durchgeführt wird. Ziel des Projekts ist die Erstellung zweier Audioguides, die die Besucher der Kunsthalle durch die laufenden Ausstellungen führen sollen.

«Einfach cool», findet Ferdinand das Projekt, nachdem er seinen Satz noch dreimal gesprochen hat. Die Aufnahme ist das Ende einer ganzen Reihe von Vorbereitungen. Die Gruppe hat sich intensiv mit den Werken von Vivian Suter auseinandergesetzt und sich mit der Künstlerin getroffen. Nach einer Einführung in die Arbeit mit Audiogeschichten bei Radio X kamen die Erstellung des Konzepts, das Drehbuch und dann die Aufnahme.

Kein klassischer Audioguide

Heraus kam kein klassischer Audioguide, sondern eine geführte Erzählung durch die Ausstellung «Intrépida», die den Hörer mitnimmt in Vivian Suters Welt. Der Besucher erlebt eine Geschichte, die ihn durch die Ausstellung begleitet, hört wie die Künstlerin mit anderen Personen spricht und wie sich ihr Lebensraum akustisch anfühlt.

Radio X unterstützte die Jugendlichen bei der Produktion mit Know-How und stellte unter anderem Archivmaterial für einige Hintergrundgeräusche zur Verfügung.

«Es war toll, in der Kunsthalle hinter die Kulissen zu schauen. Und natürlich ist es extrem spannend, beim Radio zu sein», finden die Jugendlichen. Auch die Begegnung mit Vivian Suter fanden die Teilnehmer befruchtend. «Man bekommt einen ganz anderen Blickwinkel auf die Bilder», findet Kevin Duong. «Das kann man dann auch vermitteln.» Die Gruppe verschwindet wieder im Studio, um die nächste Sequenz aufzunehmen. Das rote Licht geht wieder an.

«Vorher ist mir bei Hörspielen höchstens Negatives aufgefallen»

Im Aufenthaltsbereich von Radio X bereitet sich derweil ein Teil der zweiten Projektgruppe auf die Aufnahme vor. Die Gruppe hat eine andere Herangehensweise gewählt und arbeitet hauptsächlich mit Fragen. Auf dem Tisch liegt das Drehbuch für den Guide zur Ausstellung «Mona Lisa Effekt» von Georgia Sagri.

Vor der Konzeption haben die Projektteilnehmer bei Radio X eine Hörprobe gemacht, erzählt die Schülerin Sarah Frey. «Vorher ist mir bei Hörspielen höchstens Negatives aufgefallen. Inzwischen weiss ich, wie viel da zusammenspielt.» Jetzt wird das eigene Drehbuch korrigiert und testgesprochen.

Im Skript ist vermerkt, was wann gesprochen werden soll, und welche Geräusche dazu einzublenden sind. Die Teilnehmer legen fest, wer welchen Text sprechen soll und wie. «Da muss ein grösserer Abstand zwischen die Sätze», findet Katja Rutz. Sarah Frey und Dorian Delnon nicken. Das Drehbuch wird ergänzt.

Praktische Tipps von Radio X

Pascal Güntensperger von Radio X kommt dazu und gibt praktische Tipps für die Aufnahme: «Es wäre besser, wenn jede Frage von mehreren Personen gelesen wird. Auch ein Echo können wir machen, mit mehreren Stimmen», schlägt er vor. Die Gruppe entscheidet sich, das auszuprobieren.

Sanja Lukanovic, Leiterin der Kunstvermittlung der Kunsthalle Basel, pendelt geschäftig zwischen dem Studio und den beiden Gruppen. Nebenher gibt sie Tipps für den «Lautstark»-Flyer, der auch noch in Arbeit ist. Sie ist sehr zufrieden mit den noch nicht ganz fertigen Audios. Dass die Projektteilnehmer ihre eigene Herangehensweise wählen, ist durchaus erwünscht. «Das ist richtig lebendig. Nicht so: Sie stehen jetzt vor diesem Bild und vor jenem Bild…», sagt sie. Zusammen mit Leonie Brenner unterstützt Lukanovic die Teilnehmer, die sich während des dreimonatigen Projekts wöchentlich treffen, stellt Material zur Verfügung, organisiert ein Treffen mit den Künstlerinnen und kümmert sich um die Koordination mit Radio X.

Dort wird noch einige Tage an der Fertigstellung der beiden Audioguides gearbeitet. Die Aufnahmen müssen noch sortiert und zusammengeschnitten werden. Zum Schluss wird nochmal gemeinsam abgestimmt.

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> Wer sich das Resultat anhören möchte: Die Eröffnung von «Lautstark» findet am Donnerstag, 15.Mai um 18.30 h in der Kunsthalle statt. Die akustischen Führer stehen bis zum Ende der jeweiligen Ausstellung für Besucher bereit.

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