Am Sonntag schliesst die «Picasso»-Ausstellung im Basler Kunstmuseum. Die Verantwortlichen ziehen eine äusserst positive Bilanz.
Es ist eine Frage, die das Kunstmuseum Basel immer wieder gestellt bekommt und sich auch immer wieder selber stellt: Warum nur hinkt das Museum betreffend Besucherzahlen ständig hinter der Fondation Beyeler zurück, obwohl die Ausstellungen und vor allem auch die Sammlung von höchster Qualität sind? Eine Antwort darauf hat noch niemand wirklich gefunden, doch für einmal kann man sich nun am St. Albangraben zurücklehnen: Mit «Die Picassos sind da!» hat das Kunstmuseum locker die 100’000er Marke gesprengt.
120’137 Besucher waren es, die die Picasso-Ausstellung besuchten, teilt der kaufmännische Direktor Stefan Charles am Montag mit. Damit wurde seine Hoffnung, die 120’000er Marke zu erreichen, knapp erfüllt. Allein am Sonntag kamen 1559 Leute ins Museum. Sein Blumenstrauss-Versprechen, so schreibt Charles weiter, werde er noch einlösen.
Am Sonntagabend schliesst die Ausstellung nach vier Monaten Laufzeit. Mindestens 115’000 Besucher werden es dann gewesen sein, die sich die hochkarätigen Werke des spanischen Künstlers aus Basler Sammlungen zu Gemüte geführt haben. Vielleicht sogar 120’000, hofft der Kaufmännische Direktor Stefan Charles. Falls diese Marke am Sonntag geknackt werde, überreiche er dem- oder derjenigen Besucherin persönlich einen Blumenstrauss und eine Jahreskarte fürs Kunstmuseum, verspricht er.
Verbesserungswürdiges Marketing
Die meisten Leute reisten aus der Schweiz an, rund 68 Prozent, wie eine Umfrage des Kunstmuseums ergab. Die zweitgrösste Besuchergruppe stellten die Deutschen mit 13 Prozent, dicht gefolgt von den Franzosen mit 9 Prozent. Diese demografische Auswertung liege im Rahmen einer grossen Sonderausstellung, erklärt Charles. «Sie folgt wohl weniger einer inhaltlichen, sondern mehr einer Marketing-Logik. Es ist wirklich erstaunlich und höchst beeindruckend, dass wir, gemessen an der Einwohnerzahl, derart hohe Besuchervolumen aus Basel-Stadt und Baselland bei Sonderausstellungen verzeichnen.» Die (finanzielle) Marketingkraft reiche jedoch kaum aus, um in allen grösseren Städten der Schweiz, geschweige denn im Ausland, eine starke und effektive Präsenz zu erreichen, sagt Charles. Mit dem Erweiterungsbau 2016 solle sich diese aber markant verbessern.
Alles in allem aber ist das eine hervorragende Bilanz, vor allem wenn man zu bedenken gibt, dass das Kunstmuseum in seiner Geschichte erst mit drei Ausstellungen überhaupt je die 200’000 geknackt haben (Van Gogh 2009, 552’000 Besucher; Monet 1996, 245’000 Besucher; Picasso-Braque 1990, 214’000 Besucher) und auch nur selten die 100’000 (zuletzt mit Renoir 2012, 112’000 Besucher). Die Verantwortlichen des Kunstmuseum sind also zurecht äusserst zufrieden.
Wer Lust hat, kann bis Sonntagabend noch was für die Besucherstatistik tun und ins Kunstmuseum pilgern. Da sind nicht nur die Temperaturen sehr angenehm, sondern es lohnt sich auch wirklich, die Picassos zu sehen, bevor sie wieder in den Wohnzimmern der privaten Sammler verschwinden. Und wer sich davor noch einlesen will, dem bieten wir nachfolgend eine Menge Lesestoff.
Die Ausstellungskritik:
«I like Pablo» – Hier wird die Kunststadt Basel ihrem Ruf ganz und gar gerecht: Es gibt nicht viele Orte auf der Welt, wo sich ausschliesslich aus lokalen Sammlungen heraus eine so hochkarätige und umfassende Picasso-Retrospektive zusammenstellen lässt, wie sie jetzt im Kunstmuseum Basel zu sehen ist.
Die Artikel zur Picasso-Ausgabe der TagesWoche vom 18. Januar 2013:
Ein schon fast irreales Kapitel – Am 17. März erlebt die Legende vom Basler Bilderkauf 1967 und dem anschliessenden Geschenk des Künstlers ein Revival.
Picasso ist zurück – Wenn das Kunstmuseum im März dieses Jahres die grosse Picasso-Ausstellung eröffnet, lebt auch die Legende vom Basler Bilderkauf 1967 wieder auf.
«Franz Meyer war ein Schlitzohr» – Nach der Abstimmung flog der Fotograf Kurt Wyss zu Pablo Picasso. Eine Erinnerung an einen nicht alltäglichen Besuch.
Picasso im Kunstmuseum – 46 Jahre nach dem legendären Basler Picasso-Jahr nimmt das Kunstmuseum Basel diesen Frühling die besonderen Beziehungen der Stadt zum spanischen Künstler zum Anlass für eine Retrospektive der speziellen Art.