Ein Minimalist wird üppig gefeiert

Das Basler Museum Rappaz zeigt Rolf Rappaz. Das ist eigentlich nichts Besonderes. Aber zum 100. Geburtstag des 1996 verstorbenen Grafikers und Künstlers hat das 2008 gegründete Haus eine schöne Gesamtsicht auf das Schaffen und das Umfeld von Rappaz inszeniert.

Kreis, Quadrat, Dreieck – sie bilden die minimalistische Grundlage für Rappaz’ Werke. (Bild: Dominique Spirgi)

Das Basler Museum Rappaz zeigt Rolf Rappaz. Das ist eigentlich nichts Besonderes. Aber zum 100. Geburtstag des 1996 verstorbenen Grafikers und Künstlers hat das 2008 gegründete Haus eine schöne Gesamtsicht auf das Schaffen und das Umfeld von Rappaz inszeniert.

Wie umschreibt man konkrete oder konstruktive Kunst? Insbesondere, wenn sie so reduziert und minimalistisch daherkommt wie jene von Rolf Rappaz?

Beschreiben kann man sie gut: Kreis, Quadrat, Dreieck, vornehmlich in den Primärfarben rot, gelb, blau gehalten, mit schwarzen Umrissen und weissem Hintergrund – oder umgekehrt. Aber umschreiben?

Konkrete Kunst heisst so, weil sie nichts Anderes als sich selbst zum Gegenstand hat: geometrische Formen, mit zumeist ungebrochenen, klar umrissenen Farbflächen. Aber die Grundformen können aufgebrochen und variiert werden in einer Vielfalt, die letztlich doch erstaunt: Der rote Kreis auf schwarzem Grund auf der quadratischen Leinwand lässt sich, wenn er in vier vertikale Bahnen aufgeteilt wird, zu verschiedenen neuen Bildern zusammensetzen, die trotz ihrer nach wie vor vorhandenen Strenge in der Form die formale In-sich-Geschlossenheit des ursprünglichen Kreises aufbrechen.

Pionier der Schweizer Grafik

Das Spiel mit der klaren geometrischen Formen in den klaren Farben – Permutationen noch und noch, in fixen und beweglichen Bildern – zieht sich wie ein roter, gelber oder blauer Faden durch das Werk des Künstlers Rolf Rappaz (1914–1996), den zu Lebzeiten eigentlich niemand wirklich kennen konnte, weil er kaum oder gar keinen Wert auf Öffentlichkeit legte. Ausser man hatte 1972 die Ausstellung «Rolf Rappaz: Permutationen» in der Kunsthalle Bern besucht, die sein Freund Carlo Huber kuratiert hatte.

Und dennoch ist der Name Rolf Rappaz in Basel und darüber hinaus natürlich kein unbekannter. Gemeint ist der Grafiker, der die herausragende Bildsprache der Nachkriegsgrafik in der Schweiz entscheidend mitprägte. Sein Plakat für die Schweizer Mustermesse 1945, mit der Spirale, die den Aufschwung symbolisiert, gehört zu den Ikonen der Schweizer Plakatkunst.

Ein Leben mit Kunst und Grafik

Dieses Plakat gibt es neben weiteren grafischen Arbeiten in der aktuellen Ausstellung «Rolf Rappaz. Ein Leben mit Kunst und Grafik. Basel 1914 – 1996» im Rappaz-Museum zu sehen. Auch sie sind, wie später in noch konsequenterer Weise seine Kunstwerke, vom sparsamen Einsatz der bildnerischen Mittel geprägt.



Das Rappaz-Museum: Allein schon das wunderschöne Haus im Kleinbasler Klingental ist einen Besuch wert.

Das Rappaz-Museum: Allein schon das wunderschöne Haus im Kleinbasler Klingental ist einen Besuch wert. (Bild: Dominique Spirgi)

Das Rappaz-Museum gibt es seit 2008. Es ist in einem der ältesten Steinhäuser im Kleinbasler Kligental untergebracht. Rappaz hatte dieses wunderschöne Haus 1971 als Kunstatelier gekauft – das war, als er sich dazu entschlossen hatte, seinen Beruf als Grafiker an den Nagel zu hängen und fortan als bildender Künstler tätig zu sein. Sein letztes Plakat war übrigens dasjenige zu seiner ersten Kunstausstellung in der Kunsthalle Bern.

Zehn Jahre nach Rappaz‘ Tod fasste seine Witwe, Gisèle Rappaz-Joly, den Entschluss, das Werk ihres verstorbenen Mannes der Öffentlichkeit zu präsentieren – und zwar in einem eigenen Museum.

Ob dies der richtige Weg war, sei dahingestellt, so richtig präsent ist das Haus in der überaus üppig bestückten Basler Museumslandschaft bislang nicht. Das liegt unter anderem daran, dass die Museumsdienste Basel das Haus bislang nicht in ihren Marketingpool aufgenommen haben.

Ausstellung zum 100. Geburtstag

Am 9. September 2014 würde Rolf Rappaz nun 100 Jahre alt. Dies nahm das Museum zum Anlass, das Werk und das Wirken von Rolf Rappaz in umfassender Weise neu zu präsentieren – zusammen mit dem Schaffen aus seinem künstlerischen Umfeld und der Dokumentation verschiedener Lebensstationen.

Neben Rappaz‘ Werken sind unter anderem Exponate zu den Basler Schriftstellern Rainer Brambach und Werner Lutz (die beide in Rappaz‘ Grafikatelier gearbeitet hatten) sowie Werke von Max Kämpf, Hans Rudolf Schiess und Paul Camenisch zu sehen.

Es ist eine sehr sorgfältig zusammengestellte und sehenswerte Ausstellung in einem schönen Haus, das für sich alleine bereits einen Besuch wert ist. Und es ist eine Ausstellung, die – was in Basel etwas Besonderes ist – auch am Montag geöffnet ist.


«Rolf Rappaz. Ein Leben mit Kunst und Grafik. Basel 1914 – 1996»
. Bis 25. September 2014. Öffnungszeiten: Mo-Do, 10-17 Uhr; So, 14-18 Uhr. Eintritt frei

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