Nach dem Abzug der Sammlung Staechelin muss das Kunstmuseum Basel noch zwei weitere hochkarätige Leihgaben ziehen lassen. Auf der anderen Seite darf sich das Haus über eine namhafte Schenkung freuen.
Das Kunstmuseum Basel äussert sich im soeben erschienenen Jahresbericht ausgesprochen wortkarg zum Thema. Unter dem Titel «Deposita» und dem Untertitel «Ausgänge» ist zu lesen: «Je ein Gemälde von Edouard Manet und Claude Monet aus der Dr. h.c. Emile Dreyfus-Stiftung haben unsere Sammlung verlassen.» Punkt.
Um welche Gemälde es sich handelt, ist erst auf Nachfrage zu erfahren. Es sind zwei kapitale Werke der Moderne. Zum einen die farblich leuchtende Küstenlandschaft «La grande Bleue à Antibes» von Claude Monet, ein Meisterwerk des Impressionismus, zum anderen das Bildnis der burschikos-anmutigen «Amazone de profil» von Edouard Manet, beide in den 1880er-Jahren entstanden.
«Der Abzug dieser beiden Gemälde ist ein grosser Verlust für das Museum», sagt Nina Zimmer, Konservatorin für die Kunst des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne am Kunstmuseum Basel. Sie betont aber gleichzeitig, dass dies keineswegs mit einem Zerwürfnis mit der leihgebenden Stiftung zu tun hat. Vielmehr habe die Stiftung, um die Finanzierung ihrer übrigen Stiftungsziele zu gewährleisten, die Gemälde abziehen müssen, lässt Michael Mathis, Mediensprecher des Kunstmuseums, durchblicken.
Zwölf Leihgaben verbleiben im Kunstmuseum
Die «Amazone de profil» von Edouard Manet wurde als Leihgabe abgezogen.
Die Dr. h.c. Emile Dreyfus-Stiftung engagiert sich vor allem für soziale Belange und in der Bildung. Ein Teil ihres Vermögens ist die herausragende Sammlung an Meisterwerken des Impressionismus und anderer Strömungen der Moderne, die sie 1970 dem Kunstmuseum als Deposita zur Verfügung gestellt hat.
Nach dem Abzug der beiden Gemälde verbleiben zwölf Leihgaben im Museum, darunter so bedeutende Werke wie das «Selbstbildnis mit japanischem Druck» von Vincent van Gogh oder Monets «Les falaises d’Aval avec la Porte et l’Aiguille». Von einem grundsätzlichen Bruch mit dem Leihnehmer Kunstmuseum kann also nicht die Rede sein.
Bei der Stiftung war bislang niemand für eine Stellungnahme erreichbar.
Von Cranach bis Anker: Ein Sammlung als Geschenk
Gleichzeitig kann sich das Kunstmuseum über eine bedeutende Schenkung freuen. Aus einer Mitteilung der Regierung geht hervor, dass die Dr. Johann Jakob Bachofen-Burckhardt-Stiftung ihre Sammlung dem Kunstmuseum vermacht hat.
Es handelt sich um eine der bedeutendsten Schweizer Sammlungen von Gemälden des frühen 15. bis ausgehenden 19. Jahrhunderts. Sie vereinigt über 300 Werke von so wichtigen Künstlern wie Lucas Cranach d. Ä., Hans Memling und Albert Anker.
Die Sammlung der Bachofen-Burckhardt-Stiftung befindet sich bereits seit 1937 als Dauerleihgabe im Kunstmuseum. Verschiedene Werke sind bereits früher in die Öffentliche Kunstsammlung geflossen – wie etwa «Joachim und Anna an der Goldenen Pforte» von Konrad Witz, eines der Hauptwerke der Altmeistersammlung des Hauses, die gegenwärtig in einer wunderbaren Exil-Sonderausstellung im Museum der Kulturen zu sehen ist.
Im Kunstmuseum will man die Schenkung noch nicht offiziell kommentieren. «Wir warten noch ab, bis die Schenkung von der Stiftungsaufsicht beider Basel abgesegnet und damit erst abgeschlossen sein wird», sagt Mediensprecher Mathis. Er macht aber keinen Hehl daraus, dass im Museum die Freude über eine allfällige Schenkung natürlich gross wäre.
Wenn die hohen Kunstmarktpreise locken
Die beiden Beispiele vermitteln einen guten Einblick in die Sammlungspolitik eines Museums, das wegen der horrenden Preise auf dem Kunstmarkt so sehr auf Schenkungen und Deposita angewiesen ist. Wie der Direktor des Kunstmuseums, Bernhard Mendes Bürgi, bereits im Zusammenhang mit dem Abzug der Sammlung Staechelin gegenüber der TagesWoche ausführte, muss jedes Museum damit leben, dass gewisse Deposita Schätze auf Zeit sind – besonders bei Privatsammlungen oder Stiftungen, in denen die Gemälde zugleich als Kapitalanlage und -reserve dienen.
Das Kunstmuseum Basel übe deshalb zunehmend Zurückhaltung bei der Annahme von Deposita aus solchen Stiftungen. «Wir haben bereits mehrere Leihgaben ablehnen müssen», sagt Bürgi.
Sehr viel willkommener sind dem Kunstmuseum Deposita, die mit einem Schenkungsversprechen verbunden sind, wie dies nun im Fall der Bachofen-Burckhardt-Stiftung geschehen ist. Damit steht das Basler Haus nicht alleine da. Insbesondere in den USA gibt es viele Kunstmuseen, die sich nur noch auf «promised gifts» einlassen.