Ein Uhu braucht uhu-ere viel Unterstützung

Die erste Ausgabe des Uhu-Festivals auf dem Horniberg wurde im letzten Juli vom Jahrhundertgewitter ertränkt. Nun sucht der junge Verein, der aktuelle elektronische Underground-Klänge mit innovativen visuellen und räumlichen Konzepten verbindet, für die zweite Durchführung nach Investoren, Sponsoren und freiwilligen Helfern für einen Neuanfang – ohne horrendes Defizit.

Aber bereits vor «We Make It» glänzte Knieza mit velen guten Benefizideen für sein «Uhu»-Festival – etwa mit T-Shirts, die eigens dafür vom Basler Modelabel Tarzan designt wurden. (Bild: zVg)

Die erste Ausgabe des Uhu-Festivals auf dem Horniberg wurde im letzten Juli vom Jahrhundertgewitter ertränkt. Nun sucht der junge Verein, der aktuelle elektronische Underground-Klänge mit innovativen visuellen und räumlichen Konzepten verbindet, nach Investoren, Sponsoren und freiwilligen Helfern für einen zweiten Anlauf.

Es hätte das Aha-Erlebnis des letzten Sommers werden können: Nach den andauernden Querelen rund um bewilligte oder «illegale» Open-Air-Partys in Basel schaffte es das soeben aus der Taufe gehobene Uhu-Festival, die oft widersprüchlichen Ansprüche und Argumente unter einen Hut zu bringen. Ein ganzes Wochenende lang spielten nationale und internationale Ikonen aus den Bereichen House, Techno und elektronischer Musik neben den bekanntesten Exponenten der Basler Underground-Szene. All dies auf besten Soundsystems – und weit entfernt davon, irgendjemanden zu stören.

Möglich machte das vom langjährigen Basler Szene-Exponenten, DJ und Partyveranstalter Jan Raphael Knieza ins Leben gerufene, nonkommerzielle UHU-Projekt ein aufgeschlossener Bauer, der sein malerisches Landgut auf dem Horniberg (nahe Liesberg) den Veranstaltern zur Verfügung stellte. Dafür erarbeitete der junge Verein UHU, ein «Förderverein für elektronische Musik- und Lebenskultur» ein aufwändiges Nachhaltigkeitskonzept, das von der Anreise (nur mittels Shuttle möglich) über den Bau von Bühnen, Bars und Lounges aus Holz und Stroh bis hin zur aufwändigen Säuberung des Areals nach Abbau einen möglichst schonenden Umgang mit Standort und Ressourcen vorsah.

Wenn die Flutwelle von Sinneseindrücken zur Sintflut mutiert

Gleichzeitig wollte das Uhu-Festival nicht bloss 24 Stunden lang Feierei auf zwei Floors bieten, sondern auch verschiedene kulturelle Sparten wie Tanz, Performance, Theater, Visuals, Design, Deko und bildende Kunst mit der Musik zu einer einzigen, grossen «Zone der Begegnung» verbinden, «aus der Überzeugung heraus, allen Aspekten dieser Kultur eine Plattform zu bieten, und eine Symbiose aus Location, Musik, Licht und Performance zu kreieren». Was dem Uhu-Festival wohl auch gelungen wäre, wenn man die Vielfalt und Vielschichtigkeit des Gebotenen sowie die Experimentierfreude und Detail-Liebe der Initianten um Knieza berücksichtigt.

Doch ausgerechnet an diesem letzten Juli-Wochenende machte ein Jahrhundertgewitter das Baselbiet und den Jura unsicher und begrub die Festivallaune unter Blitz und Donner, Sturm und monsunartigen Schauern, Nebel und Kälte. Während den Anwesenden vor Ort keine andere Wahl blieb, als sich über weite Strecken des Anlasses ins (zusätzlich gesicherte) Zelt zu flüchten, kam ein Grossteil der Festivalwilligen gar nie erst auf dem Horniberg an: «Es schüttete über Stunden hinweg wirklich wie aus Kübeln, so dass man kaum die Hand vor Augen sah. Diese Tatsache und die mittlerweile publizierte Sturmwarnung führte dazu, dass mehrere Shuttles umkehren mussten und die meisten Besucher, darunter viele mit einem Vorverkaufsticket, gar nicht erst Richtung Horniberg aufbrachen.»

Trotz unglaublichem Wetterpech ein positives Festival-Fazit

Während viele der Besucher vor Ort am Sonntag aus Solidarität spontan beschlossen, noch übers offizielle Festivalende hinaus auf dem Areal zu bleiben und beim Abbau mitzuhelfen, führte das Wetterpech zum aus Vereinssicht massiven Defizit von 22’000 Franken – eigentlich ein Todesurteil für ein alternativ ausgerichtetes Indie-Festival, das nur Dank dem Einsatz von Dutzenden von Freiwilligen überhaupt durchgeführt werden konnte. «Natürlich waren wir sehr frustriert darüber, dass das Wetterpech zum Schicksalsschlag mutierte», erzählt Knieza: «Doch bereits während des Festivals ermutigten mich einige Anwesende, auf keinen Fall aufzugeben, und boten mir ihre Unterstützung an. Diese positive Erfahrung hat den Gedanken in mir bestärkt, dass wir eine zweite Chance verdient haben und mich schliesslich motiviert, trotz der unglücklichen Ausgangslage weiterzumachen.»

Um das Defizit zu verkleinern, startete Knieza einen Spendenaufruf, an dem sich neben privaten Gönnern auch namhafte Basler Betriebe beteiligten  – so entwarf man mit dem bekannten Basler Modelabel Tarzan eigens eine «Save the Uhu»-Benefizkollektion aus hundert handlimitierten Oberteilen, die man für 50 Franken erstehen kann. Zusätzlich absolvierte Knieza selbst seit letztem Sommer bei verschiedenen Auftraggebern unzählige unentgeltliche Arbeitsstunden, deren Erlös direkt in die Vereinskasse floss. «Das Fundament fürs Budget der zweiten Auflage ist mittlerweile gegeben», betont Knieza spürbar erleichtert: «Da man an den Fixkosten und dem Grundaufwand aber nicht viel ändern kann, wird das Festival dieses Jahr trotzdem nicht kleiner, sondern insgesamt sogar ein bisschen grösser.»

Crowdfunding solls richten – und eine selbstentworfene Bar ermöglichen

So sollen dieses Jahr nicht nur noch aufwändigere Lightshows und Visuals des legendären Zürcher Künstlerkollektivs Van Nutt für Verzückung sorgen, sondern wird auch das Rahmenprogramm um Vorlesungen, Theater und Berliner wie Pariser Aktions- und Performancekünstler erweitert. Ausserdem sind die beiden Bühnen neu stärker profiliert: Ergänzend zum grossen Floor mit «gegenwärtigem Clubsound aus dem Underground» wird die kleinere Tanzfläche zum Ambient- und Chill-Out-Floor umfunktioniert, wo in erster Linie ruhigere und experimentelle, elektronische Klänge zu hören sein sollen. Dass die Schlussrechnung dieses Jahr einiges besser ausfallen wird, davon ist Knieza jedenfalls überzeugt: «Viele letztjährige Besucher fragten mich an, ob das Festival heuer wieder stattfinden wird. Das ist sehr motivierend für mich. Das Team der freiwilligen Mitarbeiter belief sich schon im letzten Jahr auf fast 100 Helfer.»

Knieza plant daher mittlerweile nicht nur bereits UHU-Benefiznächte im In- und Ausland, sondern will demnächst sogar ein gleichnamiges Musiklabel lancieren. Alles, was ihm noch zu seinem Glück (und einer ausgeglichenen Rechnung) fehle, sei «eine professionelle, multifunktionale Bar». Den Prototyp dafür hat der frühere Architekturstudent gemeinsam mit Philipp Howald entworfen. Um auch diesen Traum in die Tat umzusetzen, fehlen dem umtriebigen Nachtvogel zurzeit aber noch mehrere tausend Franken. Diese will er nun in einer grossangelegten Crowdfunding-Sammelaktion über das erfolgreiche Schweizer Portal «We Make It» zusammenbekommen. Somit müssen den schönen Worten nun also nur noch harte Währungseinheiten folgen: Ab Anfang-Mai kann man das multifunktionale Bar-Konzept des Uhu-Festivals auf https://wemakeit.ch/projects/uhu-festival finanziell unterstützen – und damit «uhu-ere viel» zum Gelingen der zweiten Ausgabe beitragen. 

  • UHU-Festival 2013: 27.-28. Juli, Horniberg, Shuttle-Service ab Bahnhof Laufen. Für Details zu Line-Up und Vorverkauf siehe Festival-Homepage, aktuelle Infos finden sich auf der UHU-Facebook-Page.

Quellen

hier die UHU-Page auf Facebook, hier die offizielle Homepage des Vereins.

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