Eine exklusive Extra-Karte zur Baselbieter Kultur

Die Einladung flatterte kurzfristig in die Mailbox: Aber die Präsentation der «Kulturkarte Baselland» wollten wir arrogante Städter, die wir die Kultur im Landkanton bereits quasi auf Null abgeschrieben haben, nicht verpassen. 

Die Baselbieter Kultur sichtbarer machen, als sie es jetzt ist, will die Kulturministerin Monica Gschwind. (Bild: Dominique Spirgi)

Zu Beginn gleich ein Klischee: Wer im Landkanton Kultur sucht, muss sich etwas anstrengen. Der Weg zur Klavierwerkstatt auf dem Hanro-Areal in Liestal stellt sich letztlich zwar als durchaus gangbar heraus. Dort stellten die Kulturabteilung und Baselland Tourismus, flankiert von Regierungsrätin Monica Gschwind, die «Kulturkarte Baselland» vor.

Aber man muss den Weg erst einmal finden, was als Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel nicht so einfach ist. Denn auf der Einladung fand sich keine Wegbeschreibung. Hanroareal.ch führt einen auf Google Maps, wo sich nicht eruieren lässt, in welchen Bus man ein- und wo man aussteigen muss. Mit Wegweisern ausgeschildert ist der Weg schon gar nicht. Also ist es höchste Zeit für eine «Kulturkarte Baselland». Aber die war vor der Präsentation ja noch nicht zur Hand.

Die Karte hätte aber auch nicht weitergeholfen. Denn sie ist eine grossmassstäbliche Vogelschaukarte mit Blick vom Tüllinger Hügel aus in Richtung Süden über die Baselbieter Hügellandschaft. Auf dieser Karte wird Liestal zwar als Kulturstadt ausgewiesen – mit 12 von 13 möglichen Piktogrammen (nur «Tanz» fehlt) –, für eine Wegbeschreibung taugt sie aber nicht. Und auch auf der zugehörigen Website www.kulturkarte-bl.ch finden sich keine Anfahrtsrouten.

Kultur sichtbarer machen

Dafür erfährt man, dass in der Klavierwerkstatt in regelmässigen Abständen Konzerte stattfinden. Wusste ich nicht, also ist sie doch für etwas gut, diese Dienstleistung. Auch Kulturdirektorin Monica Gschwind, die mit ihrem Auto angefahren kam, war zum ersten mal dort, wie sie sagte. «Analog zur Sportmap soll diese Karte die Kultur und die Institutionen sichtbarer machen, als sie es jetzt sind», sagte sie weiter.

Dass Kultur im Baselbiet nicht mehr so sichtbar ist, dazu hat die Kulturpolitik selber beigetragen. Zumindest in der breiten öffentlichen Wahrnehmung war vor allem von Abbau die Rede. Also ist es auch ein bisschen nachvollziehbar, wenn die Verantwortlichen zeigen möchten, dass dieser Abbau ganz und gar nicht zum Nullpunkt geführt hat. 70’000 Franken haben Baselland Tourismus und die Abteilung Kulturelles.bl dafür springen lassen.

Wer nach Chören sucht, wird auf www.kulturkarte-bl.ch rasch fündig.

Rund 560 Kulturangebote finden sich auf der Website. Und das seien noch nicht alle, betonte die Kulturbeauftragte Esther Roth mit einem Aufruf an alle nicht Aufgeführten, sich doch noch zu melden. Wer sich durch den Weg in der Rubrik «Kultur Schaffen» via «Musik» zu «Chor» durchklickt, findet 79 Einträge – viel mehr als «Trachtengruppen», die mit 13 Einträgen weit dahinter liegen, oder gar «Off Space», wo gerade mal zwei Einträge zu finden sind.

Die Baselbieter sind ein Volk von Sängern – was ja ab und zu bis in die Landratssitzungen hinein spürbar wird:

Fairerweise sei hier ergänzt, dass wohl alle Chöre einiges mehr im Repertoire haben als das Baselbieterlied, das hier von der SVP-Landratsfraktion anlässich der Behandlung der Fusionsprüfungsinitiative 2014 so inbrünstig intoniert wurde.

Die Stichworte SVP und Fusion führen uns schnell zu einem weiteren: Nämlich der Kulturregion Basel, ein Begriff, der viel Gewicht hatte zu einer Zeit, als die Kulturpolitik in Liestal noch nicht so sehr von Abbau geprägt war. Den regionalen, also die Kantonsgrenzen überschreitenden Aspekt, blenden die Kulturkarte und das Webportal nun aus.

Basel erscheint auf der Vogelschaukarte unten rechts als kulturelles Niemandsland (wie Ramlinsburg, Hölstein oder Hersberg). Das sei natürlich nicht als Abschottung gegen die Stadt Basel gedacht, sagte Tobias Eggimann, Geschäftsführer von Baselland Tourismus. «Wir haben uns ganz einfach auf unser eigenes Hoheitsgebiet beschränkt.»

Ganz so, wie es auch die Baselbieter Politik nicht nur beim Thema Kultur mehr und mehr tut.

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