«Eine Kulturflatrate wäre sinnvoll»

James Gruntz (25) mag nicht über die Internetpiraterie klagen, auch wenn er selbst noch immer CDs kauft statt Files klaut. «Mit Verboten und Strafverfolgung lässt sich dieses Problem nicht politisch lösen. Ideen wie jene einer Kulturflatrate finde ich bedeutend sinnvoller», sagt der Basler Musiker.

James Gruntz sieht im Internet keine grosse Gefahr – die Blütezeiten der Tonträgerindustrie hat der 25-Jährige gar nicht miterlebt. (Bild: Patrick Savolainen)

James Gruntz (25) mag nicht über die Internetpiraterie klagen, auch wenn er selbst noch immer CDs kauft statt Files klaut. «Mit Verboten und Strafverfolgung lässt sich dieses Problem nicht politisch lösen. Ideen wie jene einer Kulturflatrate finde ich bedeutend sinnvoller», sagt der Basler Musiker.

James Gruntz ist atypisch für seine Generation. Er hat kein Smartphone, kein Abo bei einem Musikstreaming-Anbieter – und auch noch nie auf einer Piratenwebsite Musik runtergeladen. «Ich will keine Einbussen bei der Klangqualität hinnehmen», lautet seine Begründung, «deshalb kaufe ich mir Musik nicht in komprimierter Form, sondern auf CD oder Schallplatte.» Ein junger Audiophiler ist er, der 25-jährige Basler Sänger und Songwriter.

Aber auch wenn er für Musik gerne Geld ausgibt: Was Filme angeht, so verhält er sich auch mal wie ein Pirat: «Ich fühle mich betrogen, wenn ich eine DVD kaufe, dort zuerst Werbung über mich ergehen lassen muss – und dann den Film in schlechterer Qualität sehe als in einer Internet-Tauschbörse, wo der Film gratis mit einem Klick in HD-Qualität verfügbar ist.»

Was seine Zukunftsaussichten betrifft, so mag Gruntz nicht klagen über den Zusammenbruch des klassischen Musikgeschäfts: «Ich kenne es ja gar nicht anders. Dass ich mit meiner Musik Geld verdienen kann, hat mich in den letzten Jahren einfach nur positiv überrascht. So nehme ich es, wie es kommt.»

Konzertgagen und Tantiemen

Mit seinen bisherigen CD-Verkäufen, einigen Tausend Stück, hat er die Aufwände nur decken können, weil er vieles in Heimarbeit macht, von Aufnahmen bis zur Abmischung. Seinen Lebensunterhalt verdient sich der Jazzstudent primär mit Konzertgagen – in diesem Jahr dürfte er auf 70 Konzerte kommen – und mit Tantiemen von Radio-Airplays. Hinzu kommen neuerdings Produktionen für andere Künstler.

Weil er es nicht anders kennt, sieht Gruntz im Internet auch keine grosse Gefahr. Dem Verein Musikschaffende Schweiz, den etablierte Musiker wie Bligg, Sina oder Züri West im Januar gegründet haben, ist er nicht beigetreten. «Mir scheint, ihm gehören vor allem ältere Musiker an, die die goldenen Zeiten der Plattenindustrie erlebt haben und nun vom Bundesrat mehr Schutz in Sachen Urheberrecht verlangen.»

Doch deren Kampf gegen die Internetpiraterie erachtet er nicht als den richtigen Weg. «Mit Verboten und Strafverfolgung lässt sich dieses Problem nicht politisch lösen. Ideen wie jene einer Kulturflatrate finde ich bedeutend sinnvoller – doch dagegen wehren sich die Poplobbyisten, ohne einen Gegenvorschlag zu machen. Warum, das mag mir nicht einleuchten», sagt James Gruntz.

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