Der Fussgängerstreifen befindet sich an der Decke und die Plakate stehen auf dem Kopf: In eine verkehrte Welt entführt uns Marc Covo mit seiner Lichtinstallation «Luege – Lose – Laufe».
Geht man tagsüber durch die Passage zwischen Theaterstrasse und Birsigparkplatz, fallen vor allem die verdrehten Plakate auf. Hat sich die APG hier einen kleinen Scherz erlaubt oder ist das Absicht? Nachts hingegen wird man beim Passieren des Durchgangs in eine Flut von gelbem Licht getaucht, das dem Raum eine eigenartig heitere Stimmung verleiht.
«Farbe in der Stadt» war das Motto für den Wettbewerb, den der Kunstkredit Basel-Stadt im Jahr 1993 ausschrieb, um die Passage aufzuwerten, die sich schon seit längerem in einem desolaten Zustand befand. Die Aufgabe der eingeladenen Künstler bestand darin, eine Lichtinstallation zu schaffen, die den Durchgang besser beleuchten und gleichzeitig attraktiver machen sollte.
Mit seinem Projekt «Luege – Lose – Laufe», ein aus Metall und hinterleuchtetem Plexiglas angefertigter Fussgängerstreifen, überzeugte Marc Covo die Jury. Der Künstler wollte dem Ort auch mehr Sicherheit geben: «Der Fussgängerstreifen über die Theaterstrasse setzt sich im Durchgang an der Decke in Form von beleuchteten Streifen fort und findet seine Entsprechung danach wieder auf dem Boden, wo erneut ein Fussgängerstreifen über den Birsigparkplatz führt», erklärt Covo.
Umgekehrte Botschaften
Bei Tageslicht spiegeln sich die beiden «echten» Fussgängerstreifen in der Plexiglas-Replik an der Decke, in der Nacht geleitet das grelle gelbe Licht, das von der Streifenbahn herableuchtet, die Passanten sicher durch die Passage. Ursprünglich hätte das Neonlicht auch tagsüber brennen sollen, da die IWB aber Reklamationen wegen Stromverschwendung befürchteten, wird das Licht erst nach dem Eindunkeln eingeschaltet – das ist zwar schade, weil die Installation erst durch die Beleuchtung richtig erfahrbar wird, energietechnisch aber auch sinnvoll, da das Kunstwerk vor allem nachts seine volle Wirkung entfaltet.
Erst in der Realisierungsphase entstand die Idee mit den verkehrt aufgehängten Plakaten, die einerseits den Blick zur Decke führen sollten, aber auch gut in das Aufwertungskonzept passten, weil sie nicht so schnell besprayt werden wie blanke Wände. Da dies mit offiziellen Werbeplakaten aber nicht machbar war, einigte man sich darauf, die Plakatierung der Kunsthalle und dem Kunstmuseum zu überlassen, die sich damit einverstanden erklärten, ihre Plakate konsequent auf dem Kopf stehend zu platzieren.
Aktuell ist der Zustand von Marc Covos Werk desolat. (Bild: Nils Fisch)
Der 1960 in Baden geborene Marc Covo befasste sich schon in der Fachklasse für Räumliches Gestalten mit Kunst-am-Bau-Projekten. Während er an der Installation für die Passage arbeitete, folgte er aber bereits auch seiner Passion fürs Kochen. Nach einer entsprechenden Weiterbildung eröffnete er 1993 den Ramsteinerhof – «zur Förderung des kulturellen und kulinarischen Lebens» in Basel. Seither ist die Gastronomie zu seinem zweiten Standbein geworden, und neben seiner Tätigkeit als Kunstschaffender steht er heute wieder als Chefkoch für das Gourmet-Konzept «s Mägdli» an der St. Johanns-Vorstadt am Herd.
Augen zu und durch…
Aber noch einmal zurück zur Passage: Zurzeit befindet sie sich wieder in einem ähnlichen Zustand wie vor ihrer Umgestaltung. Die Plakate an den verschmutzten Wänden sind zerrissen, die Beleuchtungsinstallation ist voller Spinnendreck und der beissende Geruch, der einem beim Betreten des Durchgangs entgegenweht, lädt nicht gerade zum Verweilen ein. Eine grössere Putzaktion und aktualisierte Plakate würden dem Ort guttun und dem Kunstwerk «Luege – Lose – Laufe» seine ursprüngliche Frische zurückgeben.