Eine wunderbare Zumutung

Die Dreiländer-Region Basel–Freiburg–Mulhouse präsentiert sich ab sofort bis Ende Dezember als Kunstraum ohne Grenzen.

In vielen Häusern der Regionale 14 ist Raum und Landschaft ein Thema, wie in der Kunsthalle Basel bei Jonas Hänggi («Albina Avenue, Portland»). (Bild: zVg / © Jonas Hänggi)

Die Dreiländer-Region Basel–Freiburg–Mulhouse präsentiert sich bis Ende Dezember als Kunstraum ohne Grenzen.

Eigentlich ist sie ja eine Zumutung, die «Regionale», die im Jahr 2013 die Nummer 14 trägt. Und die in nicht weniger als 16 Ausstellungshäusern Werke von beinahe 200 Künstlerinnen und Künstlern aus der Dreiländerregion zeigt. In Liestal, Muttenz, Münchenstein, Riehen, Basel, Weil am Rhein, Hégenheim, Freiburg i.Br. und Mulhouse. Nur gut, dass die ebenfalls – direkt und indirekt – beteiligten Institutionen aus Strasbourg (Accélérateur de particules) und Karlsruhe (Kunstakademie) nicht auf das eigene Territorium an der äusseren Rändern der Region am Oberrhein bestanden und sich in Basel (Villa Renata) und Riehen (Kunst Raum Riehen) präsentieren.

Aber die vieldiskutierte (und trotz aller Unkenrufe glücklicherweise sehr überlebensfähige) «Regionale» ist eine wunderbare Zumutung. Und eine weltweit wohl einmalige, denn wo sonst gibt es ein Ereignis, das so viele Kunstinstitutionen aus drei Ländern dazu bringt, sich mit der Präsentation des Schaffens von Künstlerinnen und Künstlern aus dem eigenen Umfeld ins selbe Boot zu setzen? Darunter Ausstellungshäuser von Weltruf wie die Kunsthalle Basel (die mit der Berufung ihres Direktors Adam Szymczyk zum Leiter der Documenta 14 soeben indirekt geadelt wurde), neben Off-Spaces wie dem Kleinbasler Projektraum M54.

Man kann aus der Qual auch eine Lust der Wahl machen.

Die wunderbare Zumutung ergibt sich aus der Qual der Wahl. Oder aber aus der Fülle, wenn man der sehr viel Ehrgeiz einfordernden Empfehlung von Ines Goldbach, der neuen Direktorin des Kunsthauses Baselland, folgen will, die uns im Programmheft ans Herz legt, doch alle Ausstellungen zu besuchen. Auch wenn man das ausgesprochen knifflige und berüchtigte «Problem des Handlungsreisenden» zumindest halbwegs zu lösen vermag, ist es bei rund einem Monat Ausstellungsdauer gar nicht so leicht, Goldbachs Wunsch nachzukommen. 

Man kann aber aus der Qual auch eine Lust der Wahl machen und sich von der Neugierde spontan treiben lassen. Warum nicht neben der eh favorisierten Institution in der direkten Nachbarschaft mal die Gelegenheit nutzen, einen Ausstellungsraum zu besuchen, den man bislang nicht kannte? Und das zum Beispiel mit einer sowieso lohnenswerten Reise nach Mulhouse oder Freiburg verbinden?

Ganz ohne Orientierungshilfe muss man sich nicht mehr durch den «Regionale»-Kosmos bewegen. Denn im Gegensatz zu früher, als die «Regionale» noch als juriertes Jekami-Kunst-Sammelbecken daherkam, haben die Institutionen seit einigen Jahren mehr kuratorische Freiheiten. So entstehen heute Ausstellungen, die auch ein thematisches Gesicht haben. Viele Ausstellungsbeschreibungen drehen sich dieses Jahr um die Stichworte «Raum», «Territorium» oder «Ort».

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Ausstellungen in 16 Häusern in der Region: 28. 11.2013 bis 5.1.2014. Vernissage-Marathon von Freitag, 28.11., bis Dienstag, 3.12. Detaillierte Infos unter www.regionale.org

Die TagesWoche porträtiert dieses Jahr statt der Ausstellungen einzelne Künstler und Künstlerinnen, die an der Regionale ausstellen. Jeden Dienstag während der Ausstellungsdauer wird ein Porträt aufgeschaltet.

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