Efterklang aus Dänemark schwebten an ihrem Konzert im ausverkauften Basler Hinterhof mit dem Publikum im meditativen Wohlklang.
Es wäre nicht verwunderlich, wenn Efterklang auch noch das Wetter inszeniert hätten: Draussen peitscht an diesem Dienstag Abend der Nachhall eines grimmigen Schneeregens an die Wände, als sich die ersten Töne der live zum Sextett erweiterten Dänen erheben. Eingebettet in weiche Laken aus dem Synthesizer kribbeln perkussive Muster über die Bühne, schwere Basstöne tropfen in Zeitlupe zu Boden, und die ersten Gesangsspuren verschlingen sich ineinander. Der helle Lead von Casper Clausen, das Echo in Stakkato von Gastsängerin Katinka Fogh Vindelev, dazu viel Hall und raumfüllende Delays.
«Hollow Mountain» heisst das Lied, und tatsächlich scheint es, als bräuchten Efterklang das Volumen eines ganzen Massivs, um genügend Plätz für ihre filigran abgestimmten, himmelwärtsstrebenden Klanggebäude vorzufinden. Von den ersten Tönen an, die diese erstaunlich perfektionistische Formation setzt, liegen sich die Soundkaskaden, verschobenen Rhythmen und entrückten Chöre schmiegsam in den Armen, um sich, fein punktiert, wieder zu entwinden.
«Piramida» heisst ihr aktuelles, viertes Album, und der Titel ist vielsagend gewählt. Die Architektur der Stücke folgt live streng der Studioversion, und schwindelerregend streben sie gen Himmel. Man braucht Zeit und einen einfühlsamen Orientierungssinn, um den Verästelungen ihrer feingliedrigen Werke auf die Spur zu kommen, denn Efterklang operieren nicht nur mit unmittelbar analogen Mitteln.
Für «Piramida», und hier erhält der Titel einen zusätzlichen Boden, ist die Band im Sommer auf die Spitzbergen gefahren, eine abgelegene Inselgruppe unterhalb des Polarkreises. Und dort, in einer verlassenen russischen Bergarbeitersiedlung namens «Piramida», haben Efterklang mit ihren Aufnahmegeräten Töne gejagt – zwischen leeren Ölfässern und verwitterten Kraftstofftanks, zwischen Seevögeln und Eisbären.
Verzerrte Vogelschreie
Von dieser Einöde vor einer naturgewaltigen Kulisse stammt, was nun in Loopschlaufen und Samples aus dem Rechner von Mads Brauer klingt. Diese Klänge werden auf der Bühne zwar in die zweite Reihe gerückt, aber sie sind zentrale Impulsgeber für die entrückte Stimmung, die Efterklang im gut besuchten Hinterhof kreieren. Da hört man das Eis knacken, Wellen rauschen und den Regen prasseln, und manche Geräuschgewitter, die etwas Unruhe in die meditative Dynamik der Songs bringen, klingen wie verzerrte Vogelschreie.
Tatsächlich verstehen es die gereiften Dänen, den manchmal gar einlullenden Songs in den richtigen Momenten einen aufrüttelnden Schuss Ekstase hinzuzufügen. Die lautmalerischen Duette zwischen Clausen und Fogh Vindelev, zu denen sich manchmal mit Peter Broderick ein weiterer, an Gitarre wie Piano begabter Gastmusiker hinzugesellt, schaffen einen mitreissenden Kontrast zum anmutigen Wohlklang in den tieferen Schichten.
Sanftes Arpeggio
Gegen Konzertende – und im Zugabenblock – loten Efterklang mit kurzen Exkursen noch einmal die Extreme ihres immensen Klangspektrums aus: vom erhabenen Bombastpop, der auch den späten Sigur Rós oder Coldplay gut bekommen wäre, bis zum fragilen, mehrstimmigen A-Cappella-Gesang, nur begleitet von einem sanften Arpeggio. Beide Beiträge dauern kaum mehr mehr als eine Minute, und das ist clever getimed: Was von ihnen bleibt, ist der Hunger nach mehr.