Elle s’en va

Die Rolle der Bettie in «Elle s’en va» wurde Catherine Deneuve auf den Leib geschneidert. Man merkts.

Die Grande Dame im Zentrum: Catherine Deneuve at her best. (Bild: © Xenix)

Die Rolle der Bettie in «Elle s’en va» wurde Catherine Deneuve auf den Leib geschneidert. Man merkts.

Eben hat Bettie noch in ihrem Restaurant für Mutter Bestellungen für einen Gemüseteller entgegengenommen. Da erfährt sie, dass ihr Geliebter seine Gattin für ein junges Gemüse verlassen hat. Sie weiss, was das heisst: Sie verliert ihren Liebhaber. Da fährt die 60-Jährige anstatt aus der Haut erst einmal – Zigaretten kaufen.

Ehe sich die ehelose Bettie versieht, sitzt sie in irgendeinem Dorf bei einem alten Mann in der Wohnstube und wartet auf eine selbstgedrehte Zigarette, die der Alte zwischen seinen klammen Fingern balanciert. Da vergehen Filmzeit und reale Zeit wie Schall und Rauch! Vergnüglich!

Bettie wartet ebenso verloren vor den streitenden Krebsen im Aquarium, wie sie wunderbar düpiert im Bett neben dem Mann erwacht, der mit ihr gestern im Suff auf den Mond fliegen wollte. Bettie macht als ihre eigene Zuschauerin eine stellvertretende Reise in die Möglichkeiten einer Frau, die sie als junge Frau nie hatte nutzen dürfen.

Unbändige Lebenslust

Aber Bettie findet on the road nicht nur ihre Trauer: Mit ihrem Enkel entdeckt sie auch alte Vertraute aus früheren Zeiten: Frechheit, Hoffnung, Sturheit und eine unbändige Lebenslust. Als wäre alles Zufall, fährt sie mitten in ihre Jugenderinnerungen – und zu sich selbst. Dort trifft sie ihre eigene verwegene Schönheit. Als Teilnehmerin an einem Veteraninnentreffen des Missen-Wettbewerbs findet sie – etwas arg viel – Kitsch.

Bettie, noch lange nicht am Ende ihrer Tage, verbringt so Tage, die sie noch einmal ganz von vorne beginnen lassen. Zu sehen ist Catherine Deneuve in einem erfrischenden Roadmovie, als Schauspielerin, die Szene um Szene vergessen lässt, dass wir es mit der Grande Dame des französischen Films zu tun haben. Emmanuelle Bercot hat ihr dieses Drehbuch auf den Leib geschrieben. Und die Deneuve fühlt sich sichtlich wohl in selbigem.

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