Eurovision im Kontext für Kontest

Wenn heute Abend in Malmö der Vorhang hochgeht (21.00 Uhr, SRF2), schaut man bei der Schweizer Garde in Rom besonders genau hin. Unsere Heilsarmee ist zwar gefürchtet: Wenn sie singt, sitzen unsere Geldbeutel locker, wie bei der richtigen Armee schon lange nicht mehr. Aber genügt eine singende Armee, um Europa zu erobern?

Hach, das gäbe doch einen bunten Chor! (Bild: Keystone)

Wenn heute Abend in Malmö der Vorhang hochgeht (21.00 Uhr, SRF2), schaut man bei der Schweizer Garde in Rom besonders genau hin. Unsere Heilsarmee ist zwar gefürchtet: Wenn sie singt, sitzen unsere Geldbeutel locker, wie bei der richtigen Armee schon lange nicht mehr. Aber genügt eine singende Armee, um Europa zu erobern?

Der Eurovision Song Contest wird es erneut beweisen: Was in der Schweiz ein Schlager ist, wirkt im Ausland eher abschreckend. Neben den Schweizer Banken mussten das auch die Schweizer Barden oft erfahren. Nicht selten wurden sie beim Eurovision Contest regelrecht abgestraft. Warum, fragt man sich bei den Schweizer Garden in Rom, hat man nicht die Privatarmee seiner Eminenz nach Malmö geschickt? Sie hätte wohl noch ein paar Termine offen!

Seit Jahrhunderten ist die kleine Schweizer Armee in Rom farbenfroh um das Heil des Papstes besorgt. Neuerdings kümmert sich aber der neue Chef in Rom wohl selbst um sein Heil: Bereits zahlt er die Hotelrechnung selbst. Bald steigt er selbst von seinem hohen Papamobil herab, um Füsse zu waschen. Fehlt nur noch, dass er selbst Steuern zahlt. Da kann sich eine Schweizer Bodygarde schon mal überflüssig vorkommen. Wird sie nächstes Jahr beim ESC auftreten müssen, um die Kosten reinzuholen?

Helle Barden?

Frühere Päpste legten eher Wert auf eine schnelle, nicht aber auf eine helle Garde. (Apropos Hellebarde: Wer hat sie erfunden? Hä? Richtig!) Nun ist die Schweizergarde aber schon seit langem dafür bekannt, sehr tapfer, aber auch etwas doof zu sein: Sie verteidigte auch schon französische Könige, die vom Volk längst geköpft worden waren. Umso trauriger macht es in Rom, dass unsere Schweizer Barden wohl auch in Malmö wieder vom Euro-Zahler abgewatscht werden.

Die Schweizer Heilsarmee-Combo ist zwar zugegeben gar nicht so doof (obwohl sie als Armee noch nicht einmal bewaffnet ist). Trotzdem könnte gerade ihre Waffenlosigkeit ein echter Verkaufs-Schlager werden. Was wären das für herrliche Kriege! Wenn die Amis mit den Iranern um die Wette Atomheartmother singen würden! Wenn Israelis und Palästinenser – nur mit ihren Songs bewaffnet – zum jährlichen Sternsingen fänden! Wenn die Nord- mit den Südkoreanern an der Grenze um die Wette den Gefangenenchor intonierten! Chance verpasst, Europa! Selbst Franzosen und Deutsche scheinen vergessen zu haben, dass sie in den Schützengräben zu Weihnachten 1917 gesungen haben, bevor sie sich wieder erschossen.

Garde-Masse

Die Schweizer Heilsarmee wird diesen Contest verlieren. Aber wir werden nicht aufgeben. Weder die Schweizer Garden noch die Schweizer Barden sind vor dem Aus. Die Garde nämlich ist bereits gerüstet: Sie wird sich rasch auf das neue Geschäftsmodell des Chefs einstellen. Irgendwas zwischen «Strategie der weissen Füsse» und «überraschend an der Hotelbar Steuer-Rechnungen bezahlen» wird sich sicher bald als Schweizer Garde-Mass durchsetzen.

Die Schweizer Barden in Rom aber stehen Fuss bei Fuss. Spätestens wenn es mit der Gripen-Beschaffung hapert, werden wir froh sein, wenn wir unsere musizierenden Armeen an der Grenze wenigstens singen lassen können. Die abschreckende Wirkung unserer Hits ist ja in der Welt nun hinlänglich bekannt.

 

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