Die Kunsthalle Basel präsentiert zwei Ausstellungen, eine zurückhaltende und eine monumentale. Doch trotz aller Gegensätze findet man in den Werken von Paul Sietsema und Craigie Horsfield auch Gemeinsamkeiten.
Gewohnheitsmässig beginnen wir den Rundgang durch die Kunsthalle Basel im Erdgeschoss. Hier finden sich aktuell Werke von Paul Sietsema. Und wie wir es seit Jahren gewohnt sind in diesem Haus, so knallt hier nichts, sondern ist alles schön gedämpft und zurückhaltend.
Der Amerikaner Paul Sietsema mag die Werke anderer Künstler – um sie oder deren Träger umzuarbeiten. Die Rückseiten alter Gemälde haben es ihm angetan, Bilderrahmen oder alte Fotografien. Einige Eigenschaften des originalen Werkes bleiben vorhanden, die Materialität etwa oder das Motiv. Ein allfälliger emotionaler Wert jedoch geht verloren, oder aber er bildet sich erneut für das neu entstandene Werk Sietsemas.
Es ist vor allem der Umgang mit den Materialien, der an Sietsemas Werk fasziniert. Lackfarbe, die er auf Leinwand oder Zeitungspapier aufträgt, erhält eine plastische Komponente und gaukelt uns die unterschiedlichsten Formen vor. Mal ist sie eine Münze, ein andermal ein Hammer. Nie jedoch vollplastisch, sondern immer nur als Relief. Umgekehrt verfährt er mit tatsächlichen Objekten in seinem Film «Encre Chine», in dem er diese in einem See von schwarzer Tinte ertrinken lässt: Die Gegenstände verlieren nicht nur ihre Farbe, sondern ansatzweise auch ihre Form – ihre Identität wird quasi ausgelöscht.
Für einmal monumental
Während Sietsemas Werke vom Betrachter Nähe erwarten, ohne die sie nicht erkennbar sind, geht man im Obergeschoss, vor den Werken von Craigie Horsfield, besser auf Distanz – man tritt zumindest so weit zurück, wie es der Oberlichtsaal zulässt. Anders lassen sie die grossformatigen Werke nicht in ihrer Gänze aufnehmen. Fast wie die Antithese zur Ausstellung im Untergeschoss wirkt diese hier. Gross und gewaltig, ohne Zurückhaltung. Und überraschend.
So weit entfernt sind sie jedoch nicht, Horsfield und Sietsema. Denn wie sein amerikanischer Kollege interessiert sich auch der Brite Horsfield für Materialitäten. Zwei der hier gezeigten Werke hat er mithilfe eines neuen Fresko-Verfahrens produziert: Gips, Tinte, Wachs sind die Bestandteile, die Herstellung jedoch verläuft digital.
Auch die Tapisserien, von denen die längste eine Länge von 20 Metern aufweist, zeigen sein Interesse für eine mögliche Übersetzung alter künstlerischer Verfahren in die heutige Zeit. Und so fühlen wir uns heute von diesen riesigen Teppichen umhüllt wie sich vor Jahrhunderten Könige fühlen mussten von dem Wandschmuck. Die Motive, die Horsfield verwendet, verkommen dabei zur absoluten Nebensache.
- Kunsthalle Basel, bis 26. August.