Fido bellt freudig in die Kameras

Vor 20 Jahren starb Frank Zappa, vor zehn Jahren wurde die Tribute-Band Fido Plays Zappa gegründet. Und heute nimmt diese im Basler Gare du Nord eine Live-DVD auf. Anlass für ein Gespräch mit Leadsänger Dave Muscheidt.

Zehn Musiker, zehn Jahre: Fido Plays Zappa, die Band um Kapellmeister Pascal Grünenfelder (4.v.r.) und Leadsänger Dave Muscheidt (2.v.r.). (Bild: Dominik Plüss)

Vor 20 Jahren starb Frank Zappa, vor zehn Jahren wurde die Tribute-Band Fido Plays Zappa gegründet. Und heute Donnerstag Abend nimmt diese im Gare du Nord eine Live-DVD auf. Anlass für ein Gespräch mit Leadsänger Dave Muscheidt.

Es war eine Abschlussarbeit, die 2003 zur Gründung von Fido Plays Zappa führte: Der Basler Bassist Pascal Grünenfelder beendete die Musikhochschule Luzern mit einem Bandprojekt zu Ehren von Frank Zappa (1940-1993). Der US-Amerikaner hatte die Rockmusik seit den 60er-Jahren aufgemischt, als brillanter Querdenker, Unterhalter, Komponist und Gitarrist. Sein Werk: eine Herausforderung für Hörer und Huldiger, denn Zappa stellte höchste Ansprüche, an sich selbst wie auch an seine Mitmusiker.

Das erklärt auch den Reiz, bei FidoPlaysZappa mitzuwirken. In der zehnköpfigen Band finden sich sowohl Musiker aus dem Jazzbereich wie Pianist Oli Friedli als auch solche mit starkem Rock-Background wie Dave Muscheidt. Seine Stimme ist in der Basler Szene seit Jahrzehnten unüberhörbar – auf und neben der Bühne. Bei Fido steht er am Leadmikrofon und führt als Conférencier durchs Konzert – so auch heute Donnerstag Abend, wo die zehn Zappaisten im Basler Gare du Nord auftreten und dabei eine Live-DVD mitschneiden werden.

Dave Muscheidt, Sie sind mit Jahrgang 1960 der Älteste der Band. Haben Sie Frank Zappa noch live erlebt?

Ja, er bescherte mir mein erstes Konzerterlebnis. Als 14-Jähriger schlich ich mich 1974 in die Basler Mustermesse, wo Zappa auftrat. Danach erlebte ich ihn noch mehrmals live auf der Bühne. Er war eine beeindruckende Figur, verurteilte die Bevormundung der Bürger und legte sich dabei auch immer wieder mit amerikanischen Zensurbehörden und Politikern an.

Mit Fido Plays Zappa bringen Sie Zappas Musik auf die Bühne. Hatten Sie schon Kontakt mit seinen Nachlassverwaltern?

Ja, Zappas Witwe Gail meldete sich mal bei uns vor einigen Jahren. Vermutlich hatten ihre Anwälte das Internet durchforscht und waren dabei auf uns gestossen. Sie wollte uns verbieten, unter diesem Namen aufzutreten.

Wie haben Sie reagiert?

Ich schickte ihr einen Auszug aus dem Schweizer Telefonbuch und wies sie darauf hin, dass hierzulande allein 250 Menschen Zappa heissen, der Name also völlig geläufig ist. Unser Kapellmeister Pascal Grünenfelder legte zudem noch einige Abrechnungen bei, die klarmachten, dass wir gewissenhaft Tantiemen ablieferten. Damit war der Protest beendet. Die Zappa-Familie hatte wohl erkannt, dass wir nicht ihr Geschäft unterwandern.

Ist es denn ein gutes Geschäft?

Nein, nein, es ist ein Liebhaberprojekt. Fast alle von uns sind Profis, verdienen ihr Geld aber mit anderem, zum Beispiel Musikunterricht. Wer sich daneben eine solche Band antut, hat einen Knall – im positiven Sinn. Keiner von uns verdient mit Fido Plays Zappa richtig Geld, weshalb auch niemand aus diesem Grund Teil dieses Projekts ist, sondern aus Leidenschaft.

Ist diese Leidenschaft nach zehn Jahren noch dieselbe?

Ja, seit vier Jahren ist die Besetzung die gleiche, das Repertoire aber variiert. Eine Zeit lang gab es gar Fronten innerhalb der Band, was für interessante Reibungen sorgte: Manche bevorzugen Zappas Songs aus den 60er-Jahren, andere sein späteres Werk. Für Abwechslung sorgen wir auch mit Neuinterpretationen: So haben wir bei unserer letzten Platte in des Meisters Werk eingegriffen, indem wir Songs mit Schlagzeugbesen und Kontrabass spielten und diesen neue Noten verliehen. Zuletzt traten wir in der Kuppel auf, spielten im Rahmen von BScene  ein so genanntes «Kommerz-Set», für unsere Verhältnisse sehr gesangslastig und mit wenig Improvisationen. Auch das hat Spass gemacht, weil wir bei dieser Gelegenheit mal wieder ein junges Publikum begeistern konnten. Zappa kommt übrigens sogar bei kleinen Kindern gut an.

Wie erklären Sie sich das?

Zappas Musik ist lustig, überdreht wie ein Cartoon. Und der Fun-Faktor ist auch in der Band sehr hoch. Wir haben noch immer «den Plausch». Das überträgt sich auch auf unser Publikum.

Sie spielen in Clubs, traten aber auch schon an der «Zappanale» auf, einem Festival in Deutschland, wo sich jährlich Zappa-Fans aus aller Welt treffen. Eine harte Prüfung?

Ja. Weil wir es uns selber schwer machten und nach dem Gig den Auftritt fast schon forensisch analysierten. Das hätten wir besser bleiben lassen. Denn wir gingen viel zu hart mit uns selber ins Gericht wegen kleiner Details. Dabei spielten diese gar keine Rolle. Denn während wir bei einem kleinen Clubkonzert jeweils unter Beobachtung der «Zappa-Polizei» stehen, so fallen kleine Ungenauigkeiten auf einer Festivalbühne gar nicht auf. Die 5000 Besucher dort gingen jedenfalls richtig gut ab und tobten vor Freude. Wobei ich ehrlicherweise anfügen muss, dass wir den glücklichen Vorteil hatten, dass wir als einzige Band ausschliesslich Zappa-Stücke spielten. Das kam bei den Fans besonders gut an.

Für die Produktion der Live-DVD, die Sie heute im Gare du Nord aufnehmen werden, haben Sie in den letzten Wochen auf der Crowdfunding-Plattform Wemakeit Geld gesammelt. Zwei Spender haben sich dabei für 1000 Franken einen Gastauftritt gesichert. Was ist zu erwarten?

Ich habe noch keine Ahnung und lasse mich gerne überraschen. Vielleicht erfahre ich das erst auf der Bühne … was völlig okay wäre. Auch Zappa war ja Freund spontaner Aktionen, man denke nur an die Wet T-Shirt-Time, die er an manchen Konzerten ausgerufen hatte.

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