Flutlicht an: Ein Festival gegen die trübste Phase des Fussballkalenders

Die Winterpause ist eine Geduldsprobe für alle Fussballfans, doch in Basel wird zum dritten Mal Abhilfe verschafft: Drei Tage lang Fussball satt, auf Zelluliod gebannt und abspielparat, vom 15. bis 17. Januar beim «Flutlicht Fussball Film Festival» im «Gare du Nord». Wir stellen eine Auswahl vor – Film ab!

Screenshot aus der Kompilation «Die 10 besten FC-Basel-Filme aller Zeiten». Zu sehen am Freitag, 15. Januar, zum Auftakt des «Flutlicht Film Festivals» im «Gare du Nord».

(Bild: Lionel Weitnauer)

Die Winterpause ist eine Geduldsprobe für alle Fussballfans, doch in Basel wird zum dritten Mal Abhilfe verschafft: Drei Tage lang Fussball satt, auf Zelluliod gebannt und abspielparat, vom 15. bis 17. Januar beim «Flutlicht Fussball Film Festival» im «Gare du Nord». Wir stellen eine Auswahl vor – Film ab!

Wenn das Kalenderjahr wechselt und das Thermometer sich dem Gefrierpunkt zuneigt, geht auch die Stimmungskurve der helvetischen Fussballgemeinde ihrem Nullpunkt entgegen. Schwer legt sich die Winterpause über die Stadien des Landes, die Lichter aus, die Ränge leer. Sportjournalisten klammern sich an halbgare Transfergerüchte, während die Instagram-Accounts der Stars von den Fans belagert werden. Trübsal allenthalben, eine Jahreszeit wie ein Muskelfaserriss.

Die ganze Fussballgemeinde trübsalblasend? Nicht ganz, ein kleines Grüppchen Aktivisten leistet Widerstand. Und sie, werte Anhängerinnen und Anhänger des runden Leders, können dabeisein. Dehnen Sie Sehnerven, Stimmbänder und Sitzmuskeln und ab in die Kinosessel – willkommen zu «Flutlicht», dem Fussball Film Festival Basel

Bereits zum dritten Mal stellen sich die Veranstalter um die Programmdirektoren Markus Schwank, Philipp Grünenfelder und Dieter Bopp dem Zweikampf mit der Winterpause. Und auch die diesjährige Ausgabe kann sich sehen lassen oder um im Fachjargon zu bleiben: Das cineastische Kader 2016 ist gespickt mit vielversprechenden Nachwuchstalenten, gestandenen Stars, Spektakelspielern und einer Reihe ausgewiesener Experten.

Manege auf

Wie in der Dämmerung des Saisonbeginns üblich, präsentieren wir einige Highlights vorab. Als Cristiano Ronaldo in Madrid vorgestellt wurde kamen 80‘000, aber wie lautet doch ein irisches Sprichwort: «Maradona good, Pele better, George Best». Aber schön der Reihe nach:

Freitag, 15. Januar, 20.00 Uhr – Die 10 besten FC-Basel-Filme aller Zeiten

Das Superlativ im Titel verrät es bereits: Dieser Termin ist ein Muss für die lokale Fussballgemeinde. Der Eröffnungsabend des «Flutlicht-Festivals» ist gleichzeitig eine ganz spezielle Hommage an den rotblauen Stadtclub und seine Anhänger. Eigens für das Festival zusammengetragenes Filmmaterial aus SRF-Kellern und privaten Archiven verknüpften Saro Pepe und Claudio Miozzari zu einer neuen Perlenkette unter den FCB-Dokumentationen. Einen Vorgeschmack liefert der Trailer – mehr aber noch nicht.

Samstag, 16. Januar, 12.15 Uhr – Fussball wie noch nie

Den Auftakt zum Super-Saturday macht der Kultfilm des deutschen Regisseurs Hellmuth Costard «Fussball wie noch nie». Oder «Filmkunst wie noch nie», wie der Film in cineastischen Kreisen genannt wird, denn was Costard 1970 am Spielfeldrand zu Manchester United anstellte, war tatsächlich noch nie dagewesen: Sechs 16-mm-Kameras verfolgten während der gesamten 90 Minuten einen einzigen Spieler: George Best. Flügelstürmer, Ausnahmekönner, Superstar. Am 25. November war sein zehnter Todestag. Der Film zeigt nichts vom Spiel – und doch zeigt er alles: Den Teamsport Fussball anhand eines einzelnen, wenn auch überragenden Knotenpunks seines Koordinatensystems.

Samstag, 16. Januar, 16.00 Uhr – eine Schweiz-Premiere

«Ayaktakımı», was übersetzt so viel wie Fussmannschaft oder Fussvolk bedeutet, ist die Schweizer Premiere eines kontroversen Dokumentarfilms. In Istanbul kocht die Fankultur dauernd auf dem Siedepunkt, Trikotfarben machen fremde Menschen zu Freunden oder Erzfeinden. Und ausgerechnet hier kam es im Zuge der Gezi-Proteste zum Zusammenschluss verschiedener, sonst verfeindeter Fangruppen, die sich gemeinsam gegen die restriktive Polizeiarbeit, nicht nur in den Stadien, sondern auch in den Strassen einsetzten. Ein leidenschaftlicher Film über die fliessenden Übergänge zwischen Fan- und Protestkultur aus einem fussballverrückten Land.

Samstag, 16. Januar, 19.15 Uhr – «Zwölf-Special»

Mit den Experten im Fussball hält man es manchmal wie mit der Winterpause: Man muss sie halt ertragen, aber Spass macht es meistens erst dann, wenn das Spiel und die Fans den Lead wieder übernehmen. Martin «Mämä» Sykora wurde einst von der NZZ die Ehrenmedaille für Verdienste in der Vermittlung der «Faszination Fussball» verliehen, mit seinem Buddy Sascha Török hält er zur Freude ihrer Anhänger die Redaktion des Fussballmagazins «Zwölf» besetzt. Der als cineastischer Out-Einwurf angekündigte Unterhaltungsblock verspricht vor allem eins: Expertise in Fankultur.

Samstag, 16. Januar, 20.30 Uhr – Eric Cantona und eine Podiumsdiskussion

Noch eine Premiere für den deutschsprachigen Raum: «Foot et immigration» zeichnet die Geschichte der Immigration im französischen Fussball nach. Raymond Kopa, Michel Platini, Zinédine Zidane und Basile Boli sind Stellvertreter in dieser Dokumentation, bei der Eric Cantona Co-Autor war und Co-Regie führte. Anschliessend an die 90-minütige Film gehts in die Verlängerung mit der Podiumsdiskussion. Patrick Gasser, bei der Uefa für Corporate Social Responsibility zuständig, Hasan Kanber, Integrationsbeauftragter beim Fussballverband Nordwestschweiz, und Nazmi Kurtaj von der Caritas Schweiz gehen der Frage nach, welche integrative Kraft der Fussball besitzt und wo seine Grenzen bei der gesellschaftlichen Verantwortung liegen.

Sonntag, 17. Januar, ab 10.30 Uhr – 111 Gründe, den FC Basel zu lieben

Diesen Teaser halten wir kurz, weil er im Prinzip aus Eigenwerbung besteht. Florian Raz (ja, wir beanspruchen ihn noch in Teilen für uns), liest zum Flutlicht-Brunch aus den «111 Gründen, den FC Basel zu lieben». Noch nicht ganz verdaut haben die Organisatoren dagegen die Absage seines Bestseller-Tabellenstürmerpartners, Christoph Kieslich. Der fährt dann nämlich Ski (!).

Sonntag, 17. Januar, 16.15 Uhr – die Welt-Premiere

«El hijo de dios». Staub, Wüste, Schurken und ein Spiel, in dem es um alles geht. Freiheit oder Gitterstäbe. Zum Abschluss des Festivals geizt das Programm nicht mit Pathetik und zeigt mit «el hijo de dios» der argentinischen Regisseure Mariano Fernandez und Gaston Girod einen Fussball-Western. Als Weltpremiere. Das ehrt den Fussballplatz Basel, der sich den Steifen trotz der biblischen Anlehnung einfach reinziehen sollte. Weils Sonntag ist, und danach der Kater wieder einsetzt. Tschüss Flutlicht, hallo Winterpause.

Sollten Sie wie Christoph Kieslich ausgerechnet an diesem Wochenende aus sportlicher Sicht fremdgehen, pardon, den Schnee geniessen, so bleiben Sie uns doch online gewogen. Wir werden das eine oder andere Stimmungsbild aus dem «Gare du Nord» ins Netz transferieren.

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«Flutlicht Film Festival» | 15. bis 17. Januar 2016, «Gare du Nord» | Die Programm-Übersicht online und das Programmheft als PDF | Tageskarte: 20 Franken (Fr und So), 25 Franken (Sa); Festivalticket: 50 Franken. – Am Freitag im Anschluss an das Programm Festivalparty mit Rev. Stoned Eye.

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