Der Lörracher Friedrich Kaiser (1815–1889) malte Kriegsszenen und arbeitete für die Leipziger «Illustrirte Zeitung» als Bildberichterstatter.
Nachrichten kann man mündlich oder schriftlich mitteilen. Werden sie von Bildern begleitet, so verstärkt dies den Eindruck der Authentizität. Offenbar glauben wir Bildern mehr als Worten.
Mit dem Siegeszug der Fotografie und dank neuer Drucktechnik eröffneten sich den Zeitungen im 20. Jahrhundert ganz neue Möglichkeiten, ihre Texte zu bebildern. Die illustrierten Zeitungen des 19. Jahrhunderts hatten sich noch mit Holzschnitten behelfen müssen, die nach Vorlagen von Malern hergestellt wurden.
Einer dieser frühen Bildberichterstatter war der Lörracher Historienmaler Friedrich Kaiser (1815–1889), dem zurzeit im Dreiländermuseum eine von Sara Capdeville und Esther Pollakowski kuratierte Sonderausstellung gewidmet ist. Kaiser arbeitete wiederholt für die 1843 gegründete Leipziger «Illustrirte Zeitung» und hielt für sie die badische Revolution von 1848/1849, den Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 und den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 im Bild fest.
Unterwegs mit den Preussen
Die beiden Kriege hatte Kaiser als Augenzeuge erlebt. Bei den Feldzügen von 1864 und 1870/1871 begleitete er die preussische Armee bis an die Front und arbeitete dann aus sicherer Entfernung. Die so entstandenen Bilder schickte er anschliessend an die Zeitungsredaktion.
Gerne wüsste man Genaueres über die Entstehung von Kaisers Szenen aus der badischen Revolution. Das Gefecht in Staufen, mit dem das Militär am 24. September 1848 dem Umsturzversuch von Gustav Struves Republikanerschar ein Ende machte, zeigt das Museum auf zwei Bildern. Gut möglich, dass sich Kaiser später die Verhältnisse vor Ort angeschaut hat – dass er zugegen war, als geschossen wurde, scheint dagegen unwahrscheinlich.
Herausforderung Isteiner Klotz
Genaue Ortskenntnis dürfen wir mit Sicherheit bei Kaisers «12 Ansichten aus der Umgebung des Isteiner Klotzes längs der Eisenbahn zwischen Schliengen und Efringen im badischen Oberland» voraussetzen.
Die Eisenbahn von Freiburg nach Basel entstand in den Jahren von 1845 bis 1855. Sie war die Fortsetzung der Eisenbahnlinie von Frankfurt nach Freiburg. Die Teilstrecke zwischen Schliengen und Efringen wurde nach drei Jahren Bauzeit am 8. November 1848 eröffnet. Die Bauarbeiter, so das Fazit der beiden Ausstellungskuratorinnen, «standen vor allem am Isteiner Klotz vor einer schwierigen Herausforderung: Es galt, eine 60 Meter steil über dem Rhein aufragende Felswand zu bezwingen! Durch harten Stein mussten Tunnel gegraben werden.»
Friedrich Kaiser: «Felsen-Muehle-Bruecke», um 1849, Litografie auf Papier. (Bild: Sammlung Dreiländermuseum Lörrach Inv.-Nr. BKKa8)
In seinen «12 Ansichten» gestaltet Kaiser die Landschaft als imposante Szenerie. Die Eisenbahn wirkt in ihr beinahe wie ein Spielzeug – noch sind die Lokomotiven klein und ziehen nur wenige Waggons hinter sich her. In der Landschaft sind bei genauem Hinsehen viele Details zu entdecken: Bauern beim Heuen und bei der Traubenernte im Weinberg, Fischer mit ihren Booten und Wasservögel.
Sehr eindrücklich sind auch die zwei Bilder, auf denen Kaiser den Tunnelbau von innen zeigt. Hier mühen sich Menschen unter schwierigen Bedingungen und mit harter körperlicher Arbeit ab, dem Fortschritt Bahn zu brechen.
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Die Ausstellung «Friedrich Kaiser – Zeitzeuge eines unruhigen Jahrhunderts» im Dreiländermuseum Lörrach dauert bis zum 15. November 2015.
Quellen
Ausstellungstexte von Sara Capdeville und Esther Pollakowski