Fünf Jahre Depot Basel: Was soll dieser Raum eigentlich?

Das Depot Basel gibt es schon länger. Was dort genau gemacht wird, ist aber noch immer nicht ganz klar. Das soll sich ändern.

Ausstellungsraum, Diskussionsraum, Veranstaltungsraum? Ja, ja und ja.

(Bild: Gregor Brändli)

Am Voltaplatz gibt es seit gut zweieinhalb Jahren einen kleinen hübschen Raum zwischen Schwarzwaldallee (eindeutig Kunstraum) und Conto 4056 (eindeutig Restaurant) – immer mit interessanten Schaufenstern und oft besetzt mit tüchtig ausschauenden Menschen: das Depot Basel. Dieses gibt es seit bereits seit 2011, es stand vorher bloss an einem anderen Ort. Aber was da gewerkelt wird? Noch immer nicht ganz klar.
Das Credo des «Depot» auf der Webseite hilft uns auch nicht weiter:

Wir sind keine Messe. Wir sind kein Festival,
kein Museum, kein Showroom, keine Galerie.
Wir sind ein temporärer Ort für kontemporäre Gestaltung,
mit den besten Absichten.

Klingt ja schon mal gut. Bleibt aber immer noch die Frage: Was macht ihr denn genau?

Betreiberinnen Matylda Krzykowski und Rebekka Kiesewetter bei der Arbeit.

Betreiberinnen Matylda Krzykowski und Rebekka Kiesewetter bei der Arbeit. (Bild: Diana Pfammatter)

Betreiberin Matylda Krzykowski erklärt: «Wir sind ein Raum, in dem Design diskutiert, entwickelt und gemeinsam umgesetzt wird. Das geschieht in Podien und Vorträgen, aber auch an Workshops oder anderen Veranstaltungen.» Krzykowski und ihre Kollegen wollen zeigen, was Gestaltung bedeutet. An einem offenen Veranstaltungsort, wo Designer und Interessierte zusammenkommen, sich austauschen und gemeinsam Ideen entwickeln.

Das «Was macht ihr denn da?»-Problem ist Krzykowski sehr wohl bewusst: «Es kommen immer wieder Leute an Veranstaltungen und sagen ‹Ach so ist das gemeint!›», erzählt die Designerin und lacht. Sie vermutet, das liege einerseits an der zögerlichen Öffentlichkeitsarbeit, andererseits sei Gestaltung und Design eben nicht immer ganz einfach unter die Menschen zu bringen (ausser man schreibt einen Artikel darüber).

An den Formaten liegts nicht

Dabei sind die Veranstaltungen des Depot zugänglich gedacht: Lockere Gesprächsrunden mit Designern, Buchvernissagen (zum Beispiel hiervon), Brunchs oder Gestaltungsworkshops mit jungen Schülern. Die Teilnehmer sind letztlich aber trotzdem meistens aus dem Design-Umfeld, nur wenige Nicht-Involvierte finden den Weg zum Voltaplatz.

Das soll sich ändern. Krzykowski und ihre Kollegen wollen mit ein paar Veranstaltungen den Weg an die Öffentlichkeit finden. Zurzeit im Schaufenster zu sehen sind Bilder, die Passanten mit der zugehörigen App zu digitalem Leben erwecken können (Wie das geht? Selbst ausprobieren!). Es sind dies Bilder des interaktiven Buchprojekts «SPHERES» zwischen dem Basler Künstler Philippe Karrer und dem Amerikaner Austin Lee. 



Die Publikation «SPHERES» von Philippe Karrer und Austin Lee lässt sich per Smartphone zum Leben erwecken.
Die Publikation «SPHERES» von Philippe Karrer und Austin Lee lässt sich per Smartphone zum Leben erwecken.

Am 23. und 24. April steht ein öffentlicher Workshop an. Ab 12 Uhr gehts los mit dem gemeinsamen Gestalten, gemeinsam mit Profis aus verschiedenen Berufsfeldern (Grafik, Illustration, bildende Kunst). Am Montag darauf gibt es eine kleine Vernissage. Bis dann müssen die Exponate allerdings gar nicht unbedingt fertig sein. «Wir möchten zeigen, woran wir arbeiten und wie aus gemeinsamem Gestalten eine Ausstellung entsteht», sagt Krzykowski.

Zum Schluss drucken die Teilnehmer eine kleine Publikation, welche die Arbeiten aus dem Workshop zeigt. Dabei hilft ihnen der Künstler Erwin Blok. Gedruckt wird per Mimeograph (Mimeo…was? Ist eine Art vorsintflutliche Kopiermaschine, die so aussieht und funktioniert). Auch hier öffnet das Depot wieder die Türen für alle Interessierten, man kann dem Mimeographen also bei der Arbeit über die eiserne Schulter gucken.



Mimeograph bei der Arbeit.
Mimeograph bei der Arbeit.

Entstanden ist diese Idee der radikal offenen Zusammenarbeit vor allem durch die Tatsache, dass transdisziplinäre und transnationale Teams und Kollektive zwar gang und gäbe sind, das physische Zusammenarbeiten aber oftmals viel zu kurz kommt: «Das gemeinsame Ausprobieren und Scheitern, die Freude am Machen, Diskutieren und Zusammensein kommt im Berufsalltag selten wirklich zum Zug. Hier wollen wir Möglichkeiten schaffen», sagt Krzykowski.

Fassen wir zusammen

Das Depot will das, was unser Artikel über Design auch wollte: Den Dialog über Design fördern und öffnen. Nicht nur zeigen, was Design ist, sondern es in die Gesellschaft einbinden, zu einem Teil der Gesellschaft machen. Mit seinen Veranstaltungen kann der Raum aber einen Schritt weiter gehen als der Artikel: Indem er Menschen zusammenbringt, die gemeinsam diskutieren und entwickeln.

So, und jetzt sollte man es begriffen haben: Das Depot ist ein Raum für Gestaltung – in jedem erdenklichen Sinne.

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«It’s boring alone. Kollektives Gestalten»: Offenes Atelier für Gestalter und Nicht-Gestalter, 23. und 24. April, ab 12 Uhr. Etui mitnehmen!
Depot Basel, Voltastrasse 43, 4056 Basel.


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