Ganz grosse Klasse

Zu Judi Denchs Schauspielkunst im Film «Philomena» lässt sich nur eines sagen: Wow!

Eine ganz grosse Dame des britischen Kinos: Judi Dench. (Bild: ©PathéFilms)

Zu Judi Denchs Schauspielkunst im Film «Philomena» lässt sich nur eines sagen: Wow!

Nicht immer finden sich auf Anhieb richtige Worte für ein Lob der Schauspielkunst. Wenn ich über Judi Denchs «Philomena» sagen würde: «Voll die geile Nummer! Läuft mega!», würde der Hauptharst der Kinogängerinnen (sie sind über 33) wahrscheinlich denken, der Film sei nicht für sie oder ich zu jung, um die Darstellung einer Mutter zu beurteilen, die sich nach 50 Jahren auf die Suche nach ihrem Sohn macht.

Anderseits würde ich, wenn ich Judi Denchs Schauspielkunst sublim nennen würde, jene ratlos machen (sie sind unter 16), die Miley Cyrus wegen der grossen Bilder in grossen People-Magazinen für eine grosse Schauspielerin halten.

Ich sollte viel eher darauf hinweisen, dass Judi Dench auch schon als James Bonds Chefin M für nicht so unsterbliche Spannung gesorgt hat – und ihn mit mütterlicher Strenge hat fallen lassen. Das liesse zumindest jene Jungs aufhorchen (sie sind zwischen 14 und 40), die das Kippen von geschüttelten Martinis bereits für grosse Schauspielkunst halten.

Wow!

Judi Dench zeigt in einem einzigen Film, was andere Schauspielerinnen kaum in drei unterbringen: die Weltneugier einer Hinterwäldlerin, die kultivierte Zurückhaltung einer Naiven, die unverstellte Kampfbereitschaft einer Mutter. Sie ziseliert mit feinster Menschenkenntnis und in delikaten Zwischentönen ihre Figur im Umgang mit Ungerechtigkeiten so herzzerreissend, dass wir fast bereit wären, dem katholischen Kloster zu verzeihen, das ihren Sohn als Baby verkauft hatte.

Dass sie in Steve Coogan einen Schauspieler als Partner gefunden hat, der – wie sie – nicht nur den Spagat zwischen tiefstem Ernst und feinstem Humor schafft, sondern auch als Produzent und Drehbuchautor diesen Film möglich gemacht hat, sollte nun auch alle Fans des grossen britischen Films (sie sind zwischen 25 und 89) interessieren: Stephen Frears hat die beiden gewieft ins Bild gesetzt.

Dass die Dench für den Oscar nominiert wurde, beweist überdies, was wir alle (wir sind zwischen 8 und 99) – seit «Iris» und «Shakespeare in Love» – schon wussten: Die Dench hat ganz grosse Klasse. Wow!

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«Philomena» läuft u.a. in Basel im kult.kino Atelier.

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