Gebündelte Offspace-Power in der Villa Renata

Ab Freitag zeigen zwanzig Basler Offspaces, was sie draufhaben: In Bildern, Videos, Installationen und Performances – unter dem Dach der Villa Renata vereint. Ein Besuch vorab.

Ausstellungsmacher mit sonnigem Gemüt: Künstler Raphael Stucky, Lysann König und Chris Hunter im Garten hinter der Villa Renata.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Ab Freitag zeigen zwanzig Basler Offspaces, was sie draufhaben: In Bildern, Videos, Installationen und Performances – unter dem Dach der Villa Renata vereint. Ein Besuch vorab.


Die Offspaces versammeln sich aktuell in der Villa Renata, normalerweise sind sie verteilt über die Stadt zuhause. Wo, zeigt unsere interaktive Karte.

Benedikt Wyss von den Deli Projects steht im Garten der Villa Renata und schaut skeptisch. Gerade hat er eine Nebelmaschine angeworfen, die jetzt dichten weissen Rauch in den hübschen Garten hinter dem Haus bläst. «Keine Ahnung, ob das klappt», meint er nachdenklich und figuretlet an der Fernbedienung herum. Es handelt sich um einen Testlauf für ein Videoprojekt der isländischen Künstlerin Unnur Andrea Einarsdottir, die eine 70-jährige Frau in ihrem Wohnzimmer einnebeln will. Das Resultat wird am Freitag zu sehen sein – im ersten Stock der Villa Renata, zusammen mit den Positionen 19 weiterer Kunsträume.

Wer dieser Tage an der schmucken Villa in der Socinstrasse vorbeiläuft, wird eine Reihe solcher Vorbereitungsaktionen mitkriegen: Die Aufbauarbeiten zur Gruppenausstellung «∑» sind in vollem Gange, es wird gebohrt, gehämmert, geschraubt und aufgehängt. «∑» steht dabei für den griechischen Buchstaben Sigma, der in der Mathematik eine Summe, das Ergebnis einer Addition, darstellt. Der Name könnte nicht besser gewählt sein: Organisiert von Dr. Kuckucks Labrador, zeigen sich in der Gruppenausstellung die Gesichter hinter den kleinen Kulturräumen Basels als Ganzes unter dem Dach der Villa, aber auch als Einzelteile, jeder mit einem eigenen Auftritt in Zimmer, Bad, Treppenhaus, Balkon oder Garten.

Jedem Offspace seine Ausstellung



Ausstellungsmacher mit sonnigem Gemüt: Künstler Raphael Stucky, Lysann König und Chris Hunter im Garten hinter der Villa Renata.

Ausstellungsmacher mit sonnigem Gemüt: Künstler Raphael Stucky, Lysann König und Chris Hunter im Garten hinter der Villa Renata. (Bild: Hans-Jörg Walter)

«Wir wollten, dass jeder Kunstraum so unterschiedlich auftreten kann, wie es für ihn passt», meint Künstler Raphael Stucky, der zusammen mit Lysann König und Chris Hunter von Dr. Kuckucks Labrador die Ausstellung angerissen hat und bei Kaffee im Garten der Villa Renata sitzt. Jeder der zwanzig involvierten Projekträume konnte sich in Diskussionen einbringen und Örtlichkeiten in der Villa auswählen, die zu seinem Auftritt passten.

So zeigt das deuxpiece, das Projekte in Basel, Berlin und New York unterhält, die Arbeiten dreier Künstler aus diesen Städten, die Schwarzwaldallee inszeniert sich selbst in einer Art Messestand mit Gegenständen aus dem Ausstellungsraum und einem Video, der «kleinste Offspace Basels» invitro lädt in den kleinsten bespiegelten Raum des Hauses ein und bblackboxx hängt ein Transparent an der vorderen Fassade der Villa auf. Und auch von Dr. Kuckucks Labrador ist was mit dabei: Ein überdimensionales Freundschaftsbuch, das beim Eingang aufliegt und in dem Freunde des Kollektivs jeweils zwei Seiten gestalten können.



Drei Positionen in drei Medien aus drei Städten: Der Offspace deuxpiece beim Aufbau.

Drei Positionen in drei Medien aus drei Städten: Der Offspace deuxpiece beim Aufbau. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Ziel und Inhalt der Ausstellung sei nicht nur, verschiedene Offspaces in Basel an ein Publikum zu bringen, sondern auch, sich untereinander zu vernetzen, meint Lysann König. «Bevor wir angefangen haben, uns regelmässig für die Ausstellung zu treffen, gab es ausserhalb der bereits bekannten Räume kaum Vernetzung untereinander.» Der fehlende Austausch unter den Projekten war spürbar: Oftmals plante man Vernissagen an denselben Abenden und kam sich in die Quere. Damit soll nun Schluss sein: Zusammen mit A Roland for an Oliver wird pünktlich zur Vernissage von «∑» auch ein öffentlicher Kalender lanciert, in dem alle anstehenden Veranstaltungen der kleinen Projekträume Basels einsehbar sind. 

Neugewonnene Vernetzung – ein Vorteil für alle

Zusätzlich zur Ausstellung gibt es ein Gesprächsformat, in dem Themen wie Vernetzung, Geld oder die Rolle der Medien mit Gästen diskutiert werden. Eine grosse Chance, besonders für die wenig etablierten Räume, die viel von den teilweise seit Jahrzehnten bestehenden Offspaces wie dem Kaskadenkondensator oder dem Ausstellungsraum Klingental profitieren können. Die neugewonnene Vernetzung bringt auch praktische Vorteile mit sich: «Jetzt wissen wir, wer wie viele Beamer zur Verfügung hat, wenn wir welche brauchen», sagt Hunter und lacht. Auch für aufstrebende Künstler ist diese Verbindung wichtig: «Man fängt schliesslich nicht in der Kunsthalle an», meint König.

Der Nebel im Garten ist mittlerweile verflogen. Benedikt Wyss hat sich auf den Weg zur alten Dame gemacht, damit das Video bis Freitag fertig wird. Raphael Stucky, Lysann König und Chris Hunter plaudern noch ein wenig, dann verschwinden sie ins Haus. Es gibt noch viel zu tun. In der Physik steht «∑» auch für Fliessspannung. Passt wunderbar. 

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«∑», Villa Renata, Socinstrasse 16, Vernissage: Fr, 13. November, 18 Uhr.

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