«Geologisch benachteiligter Kanton Basel-Stadt» darf Kunst-Findling behalten

Die Abteilung für Umwelt des Kantons Aargau zeigt sich kunstsinnig: Sie gibt den nicht ganz legal aufgegriffenen Findling nachträglich frei, den der Basler Künstler Eric Hattan als künstlerischen Grundstein bei der St. Jakobshalle gesetzt hat.

Künstler Eric Hattan neben dem 25 bis 30 Tonnen schweren Findling, der als Grundstein zum Baubeginn der Sanierung der St. Jakobshalle gesetzt wurde.

(Bild: KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Die Abteilung für Umwelt des Kantons Aargau zeigt sich kunstsinnig: Sie gibt den nicht ganz legal aufgegriffenen Findling nachträglich frei, den der Basler Künstler Eric Hattan als künstlerischen Grundstein bei der St. Jakobshalle gesetzt hat.

Der Name «Unverrückbar» ist hier Programm. Dieses Kunstwerk verrückt tatsächlich niemand mehr. Im Rahmen der umfassenden Sanierung und Erweiterung der St. Jakobshalle hat der Basler Künstler Eric Hattan unter einer tragenden Säule des weitläufigen neuen Foyers einen Grundstein gesetzt. Keinen konventionellen Grundstein wohlgemerkt, sondern einen über 25 Tonnen schweren Findling.

Gefunden hat Hattan diesen Findling nach eigenen Angaben im Kanton Aargau, genauer in der Gegend um Brugg. Ein grosser Granitbrocken, der vor vielen Tausend Jahren auf Gletschern vom Gotthardmassiv bis zu seinem Fundort getragen wurde. Hattan hat ihn per Zufall beim Vorbeifahren aus dem Autofenster heraus entdeckt, wie er gegenüber der TagesWoche sagte.

Nachträgliche Freigabe

Über die TagesWoche hat nun auch die Abteilung für Umwelt des Kantons Aargau von der künstlerischen Umplatzierung und -nutzung des Findlings erfahren. In einem Brief weist Daniel Schaub, Leiter der Sektion Grundwasser, Boden und Geologie, darauf hin, dass man Findlinge nicht einfach ungefragt mitnehmen darf (was wegen ihrer Grösse normalerweise auch nicht gerade einfach zu bewerkstelligen ist). Findlinge mit einem erheblichen wissenschaftlichen Wert seien gesetzlich geschützt, schreibt Schaub.

Und beruhigt aber gleich wieder: «Keine Angst, ich möchte den Baslerinnen und Baslern das Schmuckstück nicht wieder wegnehmen», schreibt Schaub weiter. «Der Findling ist schön, aber weder von der Grösse noch von der mineralischen Zusammensetzung derart besonders, dass er von erheblichem wissenschaftlichem Wert ist.»



Es gibt grössere und bedeutendere Findlinge im Aargau: Zum Beispiel der Erdmannlistein bei Wohlen.

Es gibt grössere und bedeutendere Findlinge im Aargau: zum Beispiel den Erdmannlistein bei Wohlen.

So könne der Kanton Aargau das geologische Objekt nachträglich freigeben. Dies nicht zuletzt auch im Sinne einer freundeidgenössischen Tat: «Dies betrachten wir ohnehin als eine Art Kompensationsmassnahme für den geologisch benachteiligten Kanton Basel-Stadt, denn die Gletscher sind – nach heutigem Kenntnisstand – auch in der kältesten Phase der Eiszeit halt nie weiter als bis nach Möhlin gekommen.»

Freude über das Interesse

Unter dem Strich freut sich Schaub, der am Telefon unüberhörbar über Wurzeln in der Region Basel verfügt, über die prominente Neusetzung des Findlings: «Es geschieht leider viel zu selten, dass geologische Objekte derart gebührend in Wert gesetzt werden wie dieser Findling, der die neue St. Jakobshalle als Kunstwerk zieren soll», schreibt er.

Und er weist darauf hin, dass der Künstler nicht zwei Jahre nach einem solchen Stein hätte suchen müssen, wie dieser gegenüber der TagesWoche gesagt hatte: «Ein Anruf bei unserer Fachstelle hätte genügt, und wir hätten ihm einige schöne Stellen gezeigt.»

Den Stein gekauft

Der Künstler Eric Hattan sagt dazu, dass er den Stein natürlich nicht einfach habe mitlaufen lassen. «Ich habe ihn ganz gewissenhaft vom Kieswerk, wo ich ihn entdekt hatte, gekauft.»

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