Geschlossener Vorhang für Jafar Panahi an der Berlinale

Jafar Panahi zeigt in «Closed Curtain» eine Filmverweigerung. Der Regisseur, der in seiner Heimat Iran Arbeitsverbot hat, durfte an der Premiere seines Films im Rahmen der Berlinale nicht teilnehmen.

Michael Eickhoff works on a cast of a Berlin Bear award for the upcoming 63rd Berlinale International Film Festival at the Noack foundry in Berlin January 30, 2013. The Berlinale runs from February 7 till 17 in the German capital. Picture taken January 30 (Bild: FABRIZIO BENSCH)

Jafar Panahi zeigt in «Closed Curtain» eine Filmverweigerung. Der Regisseur, der in seiner Heimat Iran Arbeitsverbot hat, durfte an der Premiere seines Films im Rahmen der Berlinale nicht teilnehmen.

«Wir bedauern, dass Jafar Panahi nicht hier sein kann, aber wir freuen uns, dass sein Co-Regisseur und die Hauptdarstellerin den Film repräsentieren können», liessen die Internationalen Filmfestspiele Berlin verlauten. Die Deutsche Bundesregierung hatte den Iran zuvor aufgefordert, dem Regisseur die Teilnahme an der Premiere von «Geschlossener Vorhang» zu ermöglichen. No Go!

Wie verloren sich Panahi, der in seiner Heimat Arbeitsverbot hat, hinter dieserm Vorhang des Schweigens fühlt, zeigt er in seinem Film «Closed Curtain». Eine Filmverweigerung.

Das Meer liegt hinter Gitter. Es dauert eine Weile, bis der Mann, der am Strand unten einem Auto entsteigt, eine Tasche hinein ins Haus getragen hat. Er zieht die Vorhänge vor den Fenstern zu, vor denen Eisengitter vor dem Meer stehen. Aber damit nicht genug: Er verdunkelt den Raum auch noch mit schwarzen Vorhängen. Den Hund entlässt er erst aus der Tasche, als er gewiss ist, dass es für den Hund keine Möglichkeit mehr gibt, zu entkommen.

Die Leere des Hausarrests 

Was da Jafar Panahi mit «Closed Curtain» zeigt, ist die Verhinderung eines Filmes. Der Filmautor schreibt zwar an einem Film. Die Figuren des Films tauchen auch auf. Von draussen hört man schon die Suchaktion der Polizei. Die Hauptfigur, der Filmautor, denkt sogar daran, sich umzubringen. Aber er verzichtet darauf. Wenigstens das geht an uns vorbei. Als der Drebuchautor sich einen Regisseur erfindet, gehen die Vorhänge wieder auf. Dann finden sechs Autoren eine Person: Das gibt dem Regisseur immerhin einen Grund, abzureisen. 

Dazwischen schildert Panahi akribisch die Leere, die er in seinem Hausarrest erlebt, umgeben von den Filmplakaten, die von den Erfolgen erzählen, die andere draussen in der Welt feiern: «Lo Specchio» ist eines darunter. Panahi hat aus einem kleinen Einfall eine grosse Idee gemacht. Schade nur, dass wir die Idee so rasch erkannt, und bald etwas länglich finden: Jene drei Minuten des Films, in denen der zauberhafte Hund die Fernsehbilder verfolgt, die von einem Hundegenozid berichten, die die islamische Reinheitsauffassung erforderlich machen soll, hätten uns gereicht.

Das Mienenspiel des Hundes beim Betrachten dieser Hundefolter-Bilder, es hat diesen Film übertönt. Da verrät uns Panahi, inwelche Abgründe er durch welche Augen zur Zeit blicken muss. Der Rest ist ein leiser, erschöpfter Schrei eines Eingesperrten, der der Welt nicht sagen darf, was er eigentlich zu sagen hat.

 

Artikelgeschichte

Der Artikel wurde zunächst im Blog «Lichtspiele» veröffentlicht.

Nächster Artikel